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Einsatz für Löbaus Weihnachtsbaum

Eine Blaufichte ziert jetzt den Altmarkt. Sie ist am Montag aufgestellt worden. Dafür war viel schwere Technik nötig.

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© Bernd Gärtner

Von Romy Altmann-Kühr

Christian Hommel winkt mit dem Arm. „Noch ein kleines Stück nach links“, gibt er dem Kranführer ein Zeichen. Dann zeigt er mit der Handfläche nach unten. „Und runter.“ Doch der erste Versuch, den Stamm der stattlichen Fichte in die Bodenhülse zu versenken, klappt nicht. „Wieder hoch! Wir müssen sägen, der ist zu dick“, ruft Christian Hommel. Hommel arbeitet im Löbauer Stadt-Bauhof und begleitet mit seinen Kollegen das Aufstellen des Weihnachtsbaumes vor dem Rathaus. Sie sind ein eingespieltes Team. Schon rückt der Kollege in Schutzmontur und mit der Kettensäge an, schneidet ein paar Scheiben längs vom Stamm ab. Auch ein paar trockene Äste stutzt er gleich. Der Einsatz der Säge ist erfolgreich. Beim zweiten Versuch klappt‘s, der Baum steckt in der Hülse.

Maßarbeit II: Der 14 Meter lange Baum musste zuvor durch die Straßen der Stadt manövriert werden.
Maßarbeit II: Der 14 Meter lange Baum musste zuvor durch die Straßen der Stadt manövriert werden. © Bernd Gärtner
Ob sich die Arbeit gelohnt hat, können die Löbauer ab jetzt selbst in Augenschein nehmen: Der Baum steht.
Ob sich die Arbeit gelohnt hat, können die Löbauer ab jetzt selbst in Augenschein nehmen: Der Baum steht. © Bernd Gärtner
Und das war der alte Standort: ein Garten an der Herwigsdorfer Straße.
Und das war der alte Standort: ein Garten an der Herwigsdorfer Straße. © Bernd Gärtner

Anderthalb Stunden zuvor schnurrt schon einmal die Motorsäge. Am frühen Morgen haben die Bauhofleute die Blaufichte für den Altmarkt an der Herwigsdorfer Straße gefällt. Dort stand sie fast auf den Tag genau 50 Jahre lang, 1967 ist sie gepflanzt worden. Sie nun abzutransportieren, ist kein ganz unkompliziertes Unterfangen. Der Baum steht mitten zwischen den Reihenhäuschen auf einem Privatgrundstück an der Herwigsdorfer Straße. Meist sind es Privatleute, die der Stadt einen Tannenbaum als Weihnachtsschmuck anbieten, sagt Marcus Scholz, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Die Bäume werden dann begutachtet und entschieden, ob sich das jeweilige Exemplar als Deko für den Markt eignet. Er dürfe nicht zu dünn und lang sein, damit er bei Sturm nicht kippt oder bricht. Dicht und kompakt gewachsen soll er außerdem sein. Dieser hier hat die Überprüfung bestanden. Mit viel Fingerspitzengefühl gelingt es dem Kranführer und seinen Helfern, das Prachtexemplar nun aus der Siedlung auf die Straße zu heben. Nicht nur, weil der Baum über den Hausdächern schwebt, staunen Anwohner und Passanten. Ein solches Aufgebot wie am frühen Montagmorgen hat es auf der beschaulichen Herwigsdorfer Straße lange nicht gegeben. Die Polizei hat die Straße an der Einmündung vom Kreisel abgesperrt. Denn die Weihnachtsbaumhelfer brauchen Platz. Auch die Löbauer Feuerwehr ist mit ihrer Drehleiter angerückt, um Fällaktion und Transport abzusichern.

Die Säge surrt durch den Stamm, nach wenigen Sekunden ist dieser Teil der Arbeit geschafft. Nun ist zum ersten Mal an diesem Tag Millimeterarbeit angesagt. Dafür sitzt ein Profi im Führerhaus des Kranautos. Die Firma Dussa bewerkstelligt für die Stadt das Aufstellen des Weihnachtsbaumes. Nach minutenlanger Feinarbeit schwenkt der Kranführer den Baum in die Waagerechte auf einen Lkw-Auflieger. Noch einmal dauert es Minuten, bis er in der richtigen Position liegt und auf dem Anhänger fixiert werden kann. Die Nachbarn in den angrenzenden Hauseingängen zücken Handys und Fotoapparate, halten fest, wie der Baum die Siedlung verlässt.

Mit Polizei-Eskorte und Blaulicht geht es Richtung Innenstadt. An der Inneren Zittauer Straße wird es eng. Hier wird gerade ein Haus saniert, Baukran und Absperrung verschmälern die Durchfahrt zusätzlich. Nur millimeterweise geht es vorwärts. Der Baum ragt links und rechts weit über den Anhänger hinaus, bleibt an Laternenmasten und Pollern hängen. Die Polizisten müssen kurzzeitig alle Autos stoppen, damit der Lasterfahrer nicht noch mit Gegenverkehr zu kämpfen hat. Der Baum schafft die Engstelle ohne abgebrochene Äste. Auf dem Altmarkt stehen Feuerwehrleute und Bauhofmitarbeiter schon parat. Behutsam hebt der Kran den Baum wieder in die Senkrechte. Die Blaufichte baumelt an Gurten über dem Altmarkt. Die Technik mit den Gurten haben die Männer aus einem Fauxpas gelernt, der vor zwei Jahren beim Aufstellen des Löbauer Weihnachtsbaums passierte. Da hatte man Ketten benutzt, um den Baum am Kranhaken zu befestigen. Die erzeugten aber zu große Spannung, der Baum brach beim Aufrichten durch.

Nun ist wieder Fingerspitzengefühl gefragt, um die Fichte in die Bodenhülse zu manövrieren. Damit ist die Arbeit für die Männer aber noch nicht erledigt. Für sie geht es weiter zur Kirschallee. Dort wartet der nächste Tannenbaum auf seinen Abtransport. Er schmückt nun den Nicolaiplatz. In den nächsten Tagen werden die Bäume noch mit Beleuchtung bestückt. Die Altmarkt-Fichte werden wieder rund 40 Herrnhuter Sterne zum Leuchten bringen. Zusätzlich zu den Bäumen bringt die Stadt Löbau auch die Lichterketten an den Straßen in der Innenstadt wieder an. So festlich geschmückt wird die Stadt am 3. Dezember zum Wichteltag einladen. An diesem verkaufsoffenen Sonntag am ersten Advent läuten die Händler die Weihnachtszeit ein. Vom 14. bis 17. Dezember wird der Weihnachtsbaum auf dem Altmarkt dann das Zentrum des Löbauer Weihnachtsmarktes sein.