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Einrichtungshaus mit Tradition

Der Pirnaer Möbelhandel feiert Jubiläum. Davon profitiert auch das Tierheim in Krietzschwitz.

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© Andreas Weihs

Von Mareike Huisinga

Pirna. Das schafft nicht jedes Unternehmen: Der Pirnaer Möbelhandel an der Rottwerndorfer Straße feierte vor Kurzem ein rundes Jubiläum. Vor 25 Jahren hatte Marlinde Mai das Geschäft übernommen, das damals Möbel HO hieß. Anlässlich des Jubiläums stellt die Pirnaerin einmal mehr ihr soziales Engagement unter Beweis. Statt Blumen zur Feier bat sie die Gäste um Geldspenden für das Tierheim in Krietzschwitz, so kamen mehr als 1 000 Euro zusammen. „Ich finde es wichtig, dass man sich engagiert“, sagt Marlinde Mai. Aber warum gerade das Tierheim? Dafür gibt es einen guten Grund. „Oftmals engagieren sich die Menschen mehr für die Menschen als für Tiere.“ Außerdem hat sie zu Hause in Pratzschwitz ebenfalls einen Kater und rettete schon einige zugelaufene Katzen.

Zurück zum Möbelgeschäft. Marlinde Mai ist keine „von außen“, als sie 1992 den Kaufvertrag unterschreibt. Bereits seit 1980 leitet sie das Geschäft auf der Breiten Straße als Angestellte. Sie kennt sowohl die Plan- als auch die Marktwirtschaft.

Ein Lächeln huscht bei den Erinnerungen aus DDR-Zeiten über ihr Gesicht. „Damals haben wir die Möbel verteilt, die Kunden standen Schlange“, berichtet sie und weiß noch genau, dass einmal eine Frau bereits um vier Uhr morgens vor dem Möbelgeschäft stand, damit ihre Familie die heiß begehrte Ware bekam. Besonders beliebt damals: die Schrankwand Kompliment und das Jugendzimmer Pit. Eigeninitiative der Beschäftigten ist nicht so angesagt. „Wir hatten im Laden die vorgegebenen Waren ausgestellt.“ Auf die Auswahl habe man ohnehin keinen Einfluss gehabt. Vorrangig geht es damals, so Mai, nach Zweckmäßigkeit und nicht nach Schönheit. Das änderte sich nach der politischen Wende von 1989 grundlegend.

Heute müssen Marlinde Mai und ihr Team die Kunden begeistern und umwerben. „Und vor allem mit einem guten Preisleistungsverhältnis überzeugen, sonst gehen sie zur Konkurrenz“, weiß die Chefin, die selber außergewöhnliche Möbel und aparte Einrichtungen liebt. „Die damalige Firma sollte aufgelöst werden – auch das war ein Grund dafür, dass ich sie kaufte“, blickt sie zurück. Und schließlich wollte sie ihre eigene Existenz sichern.

Bei dem Start in die Selbstständigkeit bekommt sie große Unterstützung von dem Europa Möbel-Verbund, der ihr gute Konditionen beim Möbeleinkauf sichert. „Somit waren wir in der Lage, ein modernes Sortiment für jede Stilrichtung und jedes Portemonnaie anzubieten.“ Das Konzept hat bis heute Bestand. Eine große Zäsur in der Unternehmensgeschichte ist das Jahr 2009, als das Hauptgeschäft von der Breiten Straße in das Pirnaer Einkaufszentrum an der Rottwerndorfer Straße zieht. Es ist der Sprung von der Großraumfläche hin zu kleinen Ausstellungsräumen, die Mai Einzelkojen nennt. „An dem jetzigen Standort können wir den Kunden einen besseren Eindruck vermitteln, wie die Möbel in ihrem eigenen Zuhause aussehen und wirken könnten.“ Heute bietet der Pirnaer Möbelhandel ein Vollsortiment an, bestehend aus Küchen-, Wohnraum- und Schlafraumstudio. Ein weiteres Argument für den Umzug sind die besseren Anlieferungsmöglichkeiten und die zahlreichen kostenlosen Kundenparkplätze, die direkt vor dem Geschäft zur Verfügung stehen.

Dennoch bleibt Marlinde Mai der Breiten Straße treu und engagiert sich weiterhin in der dort ansässigen Händlerinitiative Bid. So hilft der Pirnaer Möbelhandel beim Auf- und Abbau beziehungsweise beim Transport der große Weihnachtspyramide, die jedes Jahr zur Adventszeit auf dem Dohnaischen Platz am Ende der Breiten Straße aufgestellt wird.

Viele Stammkunden aus Pirna und Umgebung finden den Weg in den Möbelhandel. „Wir haben schon Generationen bedient“, meint Marlinde Mai schmunzelnd. Besonders in der schweren Zeit nach dem Hochwasser 2002, als die Breite Straße und ihr Geschäft unter Wasser standen, hätten die Kunden große Solidarität gezeigt. Interimsmäßig zog der Möbelhandel in eine alte Fabrikhalle auf dem Sonnenstein. Längst nicht alle Stücke konnten dort ausgestellt werden. „Aber die Kunden hatten Vertrauen und kauften Möbel, die sie nicht gesehen hatten“, erinnert sich Mai.

Was vielleicht auch an der guten Beratung der Mitarbeiter liegt. Team ist für Marlinde Mai keine leere Floskel. „Was wir erreicht haben, haben wir alle zusammen erreicht.“ 15 Angestellte arbeiten heute in dem Geschäft, sie werden regelmäßig qualifiziert. „Vor allem sind sie mit dem Herzen dabei. Das überzeugt die Kunden“, betont die Chefin. Die Firma läuft rund, schreibt schwarze Zahlen, und der Jahresumsatz beläuft sich auf eine siebenstellige Summe.

Was Marlinde Mai am meisten beruhigt: Die Zukunft ihres traditionsreichen Unternehmens, das bereits 1960 gegründet wurde, ist gesichert. Ihr Sohn Rocco wird den Pirnaer Möbelhandel später einmal übernehmen. „Einen konkreten Zeitpunkt dafür gibt es aber noch nicht“, sagt die Pirnaerin.