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Über die Rennstrecke gebrettert

Rund 50 Besucher der Offroad-Arena in Weigsdorf-Köblitz nutzten am Sonnabend beim Schnuppertag die Mitfahrgelegenheit.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Dort, wo Gerd Timmel aus Walddorf gerade noch gesessen hat, befindet sich normalerweise kein Sitz. Auto-Cross-Piloten haben in ihren Renn-Tourenwagen bei den Wettkämpfen ja keine Mitfahrer. Am Sonnabend jedoch schon. Gerd Timmel, Bäcker und Energiekostenberater aus Walddorf, durfte im Honda CRX von Thomas Wiesner mitfahren. Und zwar in der Offroad-Arena am Matschenberg bei Weigsdorf-Köblitz. Jedes Jahr zum Saisonstart findet dort ein Schnuppertag statt, zu dem der MC Oberlausitzer Bergland als Gastgeber einlädt. Der Zuspruch zur Mitfahrgelegenheit ist überwältigend. In der einstündigen Mittagspause für die Fahrer bewerben sich rund 50 Besucher darum, in einem der vier zum Rennmobil umfunktionierten Tourenwagen mitzufahren. Geduldig stehen sie in der Schlange, bis sie endlich dran sind.

Fotos vom Schnuppertag auf dem Matschenberg

Diese Klänge der Geschwindigkeit

Gerd Timmel hat die Warterei nicht bereut. Er ist ganz euphorisch. „Das ist mein erstes privates Rennsporterlebnis überhaupt“, sagt er begeistert. Natürlich schaut er sich die Motorsport-Highlights im Fernsehen an, aber eigentlich bleibt ihm dazu wegen seiner doppelten beruflichen Belastung wenig Zeit. Und auch für solche Ausflüge wie den zum Matschenberg muss er sich die Zeit regelrecht stehlen. Aber dies sei eine tolle Abwechslung gewesen, schwärmt Gerd Timmel. „Diese Klänge, diese Geschwindigkeit“, sagt er. Dabei ist sein Pilot Thomas Wiesner mit seinem Mitfahrer noch längst nicht Höchstgeschwindigkeit gefahren. „Im Wettkampf kommen wir auf 120 bis 140 Stundenkilometer“, sagt das Mitglied des Autocross-Teams Schafferhof aus Ebersbach. Aber schon alleine das Gewicht des Mitfahrers verhindere größere Geschwindigkeiten. Doch Gerd Timmel ist mehr als zufrieden. „Das war total der Hammer – ich bin sehr begeistert“, sagt er. Und er betont, dass er im wirklichen Leben ein sehr disziplinierter Fahrer ist. „Ich habe in den letzten 20 Jahren kein einziges Knöllchen bekommen“, sagt er. Die rund fünf Minuten, die er mit seinem Piloten für die viermalige Umrundung der etwa 840 Meter langen Strecke gebraucht hat, seien eine unvergessliche Zeit gewesen. Denn ein wenig aufregend sei es ja doch gewesen. „Man kennt die Strecke ja nicht, weiß also auch nicht, was in der nächsten Sekunde passieren wird.“

Autos im Winter auf den neuesten Stand gebracht

Thomas Wiesner, der seit 2010 aktiver Crossfahrer ist, nimmt ab und zu gern mal einen Rennsport-Fan mit. Der zweite Sitz, der natürlich auch über Sicherheitsgurte verfügt, muss danach wieder ausgebaut werden. Wie die anderen 22 Fahrer aus der Region nutzt der Autocross-Pilot den Schnuppertag, um mit der Strecke wieder in Kontakt zu kommen und um das Auto zu testen. Denn die Rennfahrer verändern über den Winter ihre Fahrzeuge und bringen sie auf den neuesten Stand. Da ist der Schnuppertag eine gute Gelegenheit, um Auto und Strecke zu testen. Für die rennsportinteressierten Besucher gibt es die Möglichkeit, sich die Motorsport-Ausstellung im Fahrerlager anzusehen, die in dieser Form erstmals stattfindet. Viel Begeisterung rufen die Rennpappen hervor, die natürlich ihrem Namen alle Ehre machen. Die Supertrabis punkten mit ihren witzigen und selbstironischen Aufschriften wie zum Beispiel „Feinstaub ist etwas für Weicheier, wir machen richtig Dreck“. Auch ein Renn-Lkw von der Spedition Priebs aus Eibau ist zu sehen. Mehr als die Hälfte der 50 Vereinsmitglieder verhelfen der Veranstaltung zum vollen Erfolg. Vereinsvorsitzender Frank Prochno blickt aber bereits in die Zukunft: „Demnächst müssen wir in Erfüllung unserer Auflagen zur Verbesserung der Sicherheitstechnik 100 Meter neue dreifache Leitplanken anbringen, und zwar bis zur Europameisterschaft im Juli.“