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Einmal Landwirt, immer Landwirt

Am dritten Tag seines Ruhestandes feiert Gunter Weber seinen 60. Geburtstag. Zur Ruhe will sich der Ex-Bürgermeister aber noch lange nicht setzen.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Mochau. Eigentlich könnte er es jetzt ruhiger angehen. Schließlich zählt Gunter Weber nach knapp 26 Jahren als Bürgermeister von Mochau nun zu den Pensionären. „Meine Frau ist eine Frühaufsteherin. Sie reißt mich mit. Lieber gönne ich mir mittags mal eine kleine Pause. Aber da bin ich noch in der Findungsphase“, sagt er schmunzelnd. Im Laufe dieses Monats werde sich wohl vieles einrichten. Aber eins weiß er genau: Als Rentner wird er nicht nur vor dem Fernseher sitzen.

Einen groben Plan hat Gunter Weber schon: Viel vor dem Mittag erledigen, getreu dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. – „Da will ich mit dabei sein.“ Außerdem möchte er den Sommer mehr genießen, als er das in den vergangenen Jahren konnte. Dazu gehören auch Kurzurlaube. Nicht unbedingt im Ausland. „Wir haben auch in Deutschland schöne Ecken.“ Dabei interessieren ihn vor allem die, in denen Wein angebaut wird.

Denn Gunter Weber ist nicht nur Hobbygärtner, sondern auch Hobbywinzer. Bereits vor neun Jahren erfüllte er sich den Traum vom eigenen großen Obstgarten. Er kaufte ein Grundstück, machte es urbar und bepflanzte es. „Als der erste Wein kam, habe ich mich mit dem Keltern beschäftigt“, erzählt Weber. Inzwischen stellt er nicht nur aus den Trauben, sondern auch aus Äpfeln, Johannisbeeren und Erdbeeren Wein und Saft her. „Wir sind ein ganzes Stück Selbstversorger.“ Auch Kartoffeln, Gurken, Möhren und anderes Gemüse wachsen in größerer Zahl in Webers Garten. Ehefrau Barbara kocht nach wie vor jedes Jahr 150 bis 200 Gläser Obst und Gemüse ein. Weber ist ein Bauernsohn, kommt aus der Landwirtschaft und betreibt jetzt wieder welche. „Weil ich es nicht lassen kann“, meint Gunter Weber. Nur dieses Jahr sei alles etwas später als sonst.

Auch für Tage, die sich nicht für die Arbeit im Garten eignen, hat Weber vorgesorgt. Fast alle Ämter hat er aufgegeben, aber dem Heimatverein Mochau, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist, will er treu bleiben. Bereits während seiner Amtszeit als Bürgermeister hat er viel über die Geschichte von Mochau und der Umgebung gesammelt. Wie sollte es anders sein, auch dabei interessieren ihn besonders die Veränderungen in der Landwirtschaft.

Er selbst hat ein umfangreiches Wissen über die Gemeinde, das er zum 31. März mit in den Ruhestand genommen hat, aber keinesfalls für sich behalten will. „Wenn Fragen sind, gebe ich es gern weiter“, meint er. Vorerst ist er froh, dass die Eingemeindung von Mochau nach Döbeln relativ reibungslos über die Bühne gegangen ist. Wichtig ist ihm, dass auch die Stadt an den Investitionen für die Zukunft festhält. Dazu gehört das Asphaltieren von Teilen des Jahnatalradweges und des Mulde-Elbe-Radweges. In Simselwitz und am Bahnhof Beicha sollen Rastplätze entstehen. Der Radweg von Gödelitz nach Badersen soll als landwirtschaftlicher Weg ausgebaut werden, und der Kelzgebach muss einen Hochwasserschutz erhalten. Das sind nur einige Dinge, die Weber in den vergangenen drei Monaten mit den Mitarbeitern der Döbelner Verwaltung besprochen hat.

In dieser Zeit hat ihm seine Frau, wie in alle den Jahren zuvor, den Rücken freigehalten, fast alle Hausarbeit erledigt und täglich gekocht. Denn das Mittagessen Zuhause habe er sich nie nehmen lassen. Allerdings steht auch er gern am Herd. „Ich mache generell die Grünen oder Kartoffelklöße“, sagt Gunter Weber. Auch Kurzgebratenes und Salate gelingen ihm gut.

Für die Zukunft kann er sich vorstellen, wieder mehr in der Küche Hand anzulegen. Am morgigen Sonntag muss er das nicht. Seinen 60. Geburtstag feiert Gunter Weber mit Freunden, Bekannten und der Familie in der Gaststätte Kornkäfer in Kleinmockritz. Auch der Döbelner Anzeiger wünscht alles Gute.