Von Jenny Thümmler
Derzeit machen sich immer mehr Menschen mit Freuden nass. Freiwillig schütten sie sich überall auf der Welt einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf. Die sozialen Netzwerke wie Facebook und Co. sind voll von entsprechenden Videos. Und es machen auch viele Görlitzer mit. „Viele dachten, ich mache das sowieso nicht“, sagt zum Beispiel Dirk Haufe, Inhaber von Haufe Werbung. Sieben Grad Celsius zeigte das Thermometer in seinem Eimer. „Ich bin eigentlich für jeden Spaß zu haben. Vor allem, wenn es für den guten Zweck ist.“
Hintergrund ist eine Aktion, die sich „Ice Bucket Challenge“ nennt, zu deutsch etwa Eiskübel-Herausforderung. Nach dem Schneeballprinzip benennt jeder Teilnehmer drei weitere, die sich binnen 24 Stunden entweder Eiswasser über den Kopf schütten müssen oder 100 Euro spenden – und das ist der sehr ernste Hintergrund der Aktion. Das Geld kommt dem Kampf gegen Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, zugute. Eine unheilbare Nervenkrankheit, die innerhalb weniger Jahre zum Tod führt. In Deutschland gibt es rund 5.000 Betroffene. Gespendet wird hierzulande an die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM). Laut einer Sprecherin sind bislang 150.000 Euro in Deutschland durch die Aktion zusammengekommen. In den USA wurden seit Beginn vor einigen Wochen 62 Millionen Dollar gespendet, weil viele Stars mitmachen und große Summen geben.
Auch die Basketballer der Görlitzer Squirrels haben 100 Euro gespendet – und sich trotzdem Wasser über den Kopf geschüttet, wie es die meisten Teilnehmer machen. „Wir hatten gerade eine Schwimmeinheit mit dem Team im Neißebad und haben es mit der Challenge verbunden“, sagt Vorstandsvorsitzender Philipp Schmidt. Gleich fünf Teammitglieder haben mitgemacht, von denen jeder drei neue Teilnehmer nominierte.
Birgit Otto vom „Pflegedienst Lebenswert“ ist ebenfalls dabei und hat gleich noch ihre Mitarbeiter herausgefordert. Für jeden, der zum Eiswasser greift, will sie die Spende um zehn Euro erhöhen. Ihren Kollegen ist ALS näher als vielen anderen, weil sie eine Patientin bis vor Kurzem mit genau dieser Krankheit gepflegt haben. Ihr damaliger Betreuer David Schmolke hat 50 Euro gespendet. „Weil es für mich ein Bedürfnis war, für einen guten Zweck zu spenden und weil endlich jemand auf die schwere Krankheit aufmerksam gemacht hat.“
Aber es gibt auch Kritiker. Andreas Kolley von der Landskron Braumanufaktur beispielsweise lehnt eine Teilnahme ab. „Alles gut und weiter so, wirklich ’ne aufmerksamkeitsstarke Aktion“, schreibt er auf seinem Facebook-Profil. „Nur habe ich videoseitig absolut nichts Neues beizutragen. Nichts, was ihr in den vergangenen Tagen nicht schon etliche Male gesehen hättet.“ Andere sehen den Sinn nicht, man könne doch auch spenden, ohne sich Wasser über den Kopf zu schütten. Ganz Kritische antworten mit Fotos von durstenden Kindern in Entwicklungsländern, während hier Wasser verschwendet werde.