Von Ralph Schermann
Arno Brose* ist ein Einbrecher. Besser: Er war es. Als der 32-Jährige in der Görlitzer Südstadt aus einer Wohnung Gegenstände im Wert von rund 500 Euro stahl, kam er nicht weit. Noch in Tatortnähe zeigten ihm Beamte des Görlitzer Polizeireviers, wozu Handschellen da sind.
Vorausgegangen war, dass Zivilbeamte der Bundespolizei nebenbei auf Arno Brose aufmerksam wurden. Die erfahrenen Beamten spürten, dass hier ein Krimineller nach Beute sucht und verständigten Kollegen der Landespolizei. Tatsächlich hatte Arno Brose bei seiner Festnahme Gegenstände in einem Beutel, die aus dem Einbruch stammten. Bei sich hatte er auch eine mit Klebeband umwickelte Plastekarte. „So ein Teil ist dazu geeignet, geräuschlos Türen zu öffnen, die nur ins Schloss gefallen und nicht verschlossen sind“, erläutert der Leiter des Polizeireviers, Dirk Linczmajer.
Der Fall reiht sich ein in Einbrüche, die dem Kriminaldienst des Görlitzer Polizeireviers immer wieder Schwachstellen aufzeigen: „Es hat sich scheinbar noch nicht genügend herumgesprochen, dass Täter für Wohnungseinbruchsdiebstähle vorwiegend unverschlossene Türen und Fenster nutzen“, sagt Polizeioberrat Linczmajer. Immer wieder stellen die Ermittler fest, dass Fenster nur angekippt sind oder sogar ganz offen stehen: „Vor allem in der warmen Jahreszeit ist das so, und die kommt ja nun wieder heran.“ Dabei spielt auch die Außengestaltung der Häuser eine Rolle. Es gab bereits Fälle, in denen für Täter auch ein offenes Fenster in einem Obergeschoss kein Problem darstellte, vor allem bei Baugerüsten oder auf schlecht einsehbaren Rückseiten von Häusern. „Nicht selten schließen Mieter ihre Wohnungen, vergessen aber Balkon- oder Kellerfenster. Manche legen Ersatzschlüssel an angeblich sichere Orte, etwa unter Blumentöpfe. Doch keine Frage: Kriminelle kennen alle diese Ablageorte längst, deshalb sollte man das ebenso lassen wie die Unsitte, einen Hausschlüssel in den Briefkasten zu legen“, rät Dirk Linczmajer. Verfügt ein Einbrecher erst einmal über so leichtsinnige Zugänge, ist er nur schwer zu orten. „Die Erfahrung lehrt, dass bei solchen Einstiegen in private Räume die Täter möglichst schnell und möglichst sehr leise vorgehen“, erzählt der Revierleiter. Er freut sich allerdings auch darüber, dass in den meisten zurückliegenden Fällen die Besitzer der betroffenen Räume richtig reagierten: „Sobald ein Einbruch entdeckt ist, wird nichts mehr angerührt und die Polizei gerufen.“ Das hat zur Folge, dass Kriminaltechniker Vergleichsspuren sichern können. Das hilft unbedingt immer auch dabei, einmal festgenommenen Tatverdächtigen weitere Straftaten nachzuweisen. So war es auch im Fall von Arno Brose. Die Ermittler des Kriminaldienstes fanden schnell heraus, dass der Mann mindestens für acht weitere Einbrüche nicht nur in der Südstadt in Frage kommt. Diese Häufung führte dann auch dazu, den Mann mit einem richterlichen Haftbefehl hinter Gitter zu bekommen.
Schläfer, Schläger und Schlawiner
Wichtig ist der Polizei, auf Gefahren hinzuweisen, die in Eigenheimen ebenso wie in Mehrfamilienhäusern lauern. Es sollte einfach selbstverständlich sein, auch im Treppenhaus nachzuschauen, wenn man auf den saloppen Ruf „Post“ oder „Paketbote“ aus der Gegensprechanlage den Haustüröffner gedrückt hat. Und beim Verlassen der Wohnung müssen die Inhaber daran denken, dass das Ankippen von Fensterflügeln auch dann sehr kritisch ist, wenn die Fenstergriffe abschließbar sind. Das schützt nämlich nicht in jedem Fall vor einem Aufhebeln der Flügel. „Nur in Verbindung mit einem einbruchshemmenden Fensterbeschlag sind Griffe mit Schlüsseln sinnvoll“, erklärt ein Mitarbeiter der Polizeilichen Beratungsstelle auf der Conrad-Schiedt-Straße, an die sich jeder Bürger in Fragen zur Sicherheit von Haus und Wohnung wenden kann. Hier gibt es auch vertiefende Tipps für die Gestaltung von Terrassen, von Rolladen und Schließsystemen.
Letzte können tückisch sein. Manche Schlösser haben kleine, fast unscheinbare Stifte, bei deren Aktivierung eine Tür zwar zufällt, aber auch ohne Klinke aufgedrückt werden kann. Diebe suchen offene Haustüren, um dann so einen Stift zu aktivieren. So kommen sie später, meist nachts, einfach ins Haus. „Ein Grund mehr, bei jedem Verlassen einer Wohnung nicht nur die Tür zuzuziehen, sondern abzuschließen“, betont Dirk Linczmajer. Dann nämlich ist auch die beste Plastekarte nutzlos.
* Name von der Redaktion geändert
Aus dem Einsatztagebuch des Polizeireviers: