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Einkaufen wie im Orient

An der Macherstraße in Kamenz gibt es jetzt arabische Lebensmittel. Rayan El Dor aus dem Libanon macht viele damit glücklich.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Kamenz. Wer kennt das nicht: Da steht doch wieder einmal im Rezept etwas von Fenchelsamen, Sesampaste oder getrockneten Minzblättchen. Auch geschrotete rote Linsen oder Orangenblütenwasser gibt es eher selten im Supermarkt zu kaufen. Getrocknete Melonenkerne müsste man sich selbst mühsam trockene. Wo soll Otto-Normal-Verbraucher so etwas herbekommen? Noch dazu mitten in Kamenz! Das Rezept wird also weggelegt. Im besten Fall vertagt, bis man sich in Dresden entsprechend ausgestattet hat. Doch das kann dauern. Bislang …

Nicht nur exotische Gewürze für kleines Geld gibt es hier, aber diese dafür in großer Auswahl.
Nicht nur exotische Gewürze für kleines Geld gibt es hier, aber diese dafür in großer Auswahl. © René Plaul

Denn Freunde des arabischen und orientalischen Essens bekommen seit ein paar Wochen auch in der Lessingstadt entsprechende Lebensmittel zu kaufen. Preiswert, gut sortiert und mit freundlicher Beratung obendrauf. Rayan El Dor aus dem Libanon eröffnet bereits am 1. Juni an der Heinrich-Heine-Straße 19 ihr neues Geschäft. Für Orientierungslose – direkt gegenüber dem Restaurant „Der Grieche“ an der Macherstraße. Sie hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Wie ihr Ehemann Abbas, der mit seinem Gebrauchtwagenhandel „Eldor Automobile“ bereits seit 2005 in Kamenz-Nord präsent ist. Mit deutscher Angestellten und guten Geschäftserfolgen. Nun wollte man sich ein zweites Standbein aufbauen. Schon wegen der großen Nachfrage, die es durchaus auch in der Kleinstadt gibt.

Vor allem die Kundschaft aus dem nahe gelegenen Asylbewerberheim deckt sich natürlich hier mit Dingen des Alltags ein, die sie mitunter lange vermissen musste. Vor allem arabischer Kaffee und Tee samt Zubehör läuft gut. Spezielle Reis- und Gewürzsorten freilich auch. Und exotische Süßigkeiten, getrocknetes Obst, Kichererbsenmehl. Dazu kommen hauptsächlich Produkte aus Halal-Fleisch. Ähnlich wie beim koscheren Fleisch im Judentum dürfen im Islam nämlich nur Tiere gegessen werden, die für den Konsum zulässig sind, regelgerecht geschlachtet wurden und nicht bereits verendet waren. Alles andere würde ein Problem darstellen. „Wir fahren einmal pro Woche nach Berlin zum Großhandel. Dort bekommen wir alles, was die Kundschaft möchte. Von Konservendosen bis zum frisch gebackenen Brot“, sagt Rayan El Dor. Letzteres ist immer sehr gefragt.

Seit acht Jahren in Kamenz

Sie legt Wert auf Qualität und Geschmack. Ein paar Kilometer weiter zu fahren, macht ihr da nichts aus. „Das Geschäft ist in der Weiterentwicklung. Es soll noch einiges hinzukommen im Laden. Mehr Kühltruhen vor allem“, erzählt sie.

Die 26-Jährige, nach welcher der Laden benannt wurde, ist ganz nebenbei Mutter von drei Kindern (4, 8 und 6 Jahre alt). Für die Zeit, wo sie sich um diese kümmern muss, hat sie einen Mitarbeiter eingestellt. „Ich lebe seit acht Jahren in Kamenz und fühle mich wohl hier“, sagt sie. Und freut sich auch sehr, wenn deutsche Kunden den Weg herfinden. Gerade eben hielt ein Radler an und verlangte Fava Bohnen (spezielle dicke Bohnen) in der Dose. Das sind gute Eiweißlieferanten. Auf einem Spickzettel hatte er sich die Bezeichnung aufgeschrieben. Sicherlich eine Weiterempfehlung.

Scheibe eingeschlagen

Und so muss es sich eben noch etwas herumsprechen in der Stadt, dass selbige wieder etwas bunter geworden ist – auch durch die Ansiedlung eines neuen Ladens, den man erst einmal für sich erkunden muss. „Ich mache gute Erfahrungen. Auch immer mehr Deutsche interessieren sich für das Angebot“, freut sich Rayan. Einige der Produkte müsse man zwar erklären. Aber so fällt der ein oder andere Insidertipp dabei ab. Ein kleiner Ausflug in eine exotische, fremde Welt ist vorprogrammiert – wenn man sich darauf einlässt.

Dass bereits ein paar Wochen nach Öffnung des Ladens eine Schaufensterscheibe fast zu Bruch ging, ist freilich schade. Die Steinwurf-Attacke passierte natürlich feige über Nacht. Das Ganze wurde bei der Polizei angezeigt. Diese ermittelte in alle Richtungen. An einen ausländerfeindlichen Anschlag glauben die El Dors allerdings nicht. „Die Scheibe wird bald ersetzt und es kommt ein Gitter davor. Wir lassen uns nicht unterkriegen“, bleibt man optimistisch.