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Einkaufen im alten Bahnhof

Der neue Investor will in das Pirnaer Gebäude Geschäfte, Büros und Dienstleister integrieren. Dafür muss der Bauausschuss noch eine besondere Erlaubnis erteilen.

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© Kristin Richter

Von Thomas Möckel

Pirna. Die Stadt will für den neuen Investor und dessen Konzept für den alten Bahnhof an der Grohmannstraße eine Ausnahmegenehmigung erwirken. Auf diese Weise soll der Bauherr von planerischen Vorgaben befreit werden, die den künftigen Betrieb des Bahnhofes derzeit noch einschränken. Eigentümer Michael Hänel plant, im alten Bahnhof Einzelhandel, Dienstleister und Büros zu integrieren. Nach dem für dieses Gebiet geltenden Bebauungsplan ist ein solches Vorhaben allerdings an diesem Ort bisher unzulässig, weil der Gebäudekomplex „Historischer Bahnhof“ außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs „Kernstadt“ liegt, der die Pirnaer Altstadt umfasst. Der Stadtentwicklungsausschuss soll aber am Donnerstagabend eine Sondererlaubnis erteilen, mit der ein sogenannter zentrenrelevanter Einzelhandel auch im alten Bahnhof möglich ist.

Aus Sicht des Rathauses ist eine solche Ausnahme städtebaulich vertretbar. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes plant der Eigentümer ein Ladenkonzept, bei dem auf einer Etage quasi in einem Geschäft verschiedene Waren in separaten Bereichen angeboten werden – beispielsweise Textilien, Heimelektronik und Wein. Die Verkaufsfläche soll maximal 400 Quadratmeter groß sein. Die Stadt argumentiert, mit diesem Konzept erhalte der Versorgungsbereich Kernstadt am nordwestlichen Rand einen zusätzlichen attraktiven Einzelhandelsstandort. Dies werte die direkt angrenzenden Bereiche Klosterhof und untere Dohnaische Straße auf. Aufgrund des eher geringen Flächenzuwachses von maximal 400 Quadratmeter sei auch nicht zu befürchten, dass der neue Laden übermäßig Kaufkraft aus der benachbarten Altstadt abzieht.

Zukünftig kein Lärm mehr

Neben der Sondererlaubnis für das Geschäft soll der Stadtentwicklungsausschuss auch generell das Einverständnis der Gemeinde erteilen, dass der Bahnhof wie geplant umgebaut werden kann. Laut des Konzepts soll in der Etage über dem Laden eine Büroeinheit entstehen. Der mittlere flache Teil wird für einen Frisör- und Kosmetiksalon hergerichtet. Der westliche Gebäudeteil, der in Richtung Stadtbrücke zeigt, wird abgerissen. Auf den vorhandenen Kellerwänden soll dann ein neues eingeschossiges Haus errichtet werden. Dieses Gebäude soll einmal als Ausstellungsraum für Inneneinrichtungen und Wohnaccessoires dienen. Pirna befürwortet das Projekt, weil es auch hilft, das wertvolle Kulturdenkmal dauerhaft zu erhalten. Und es gibt noch einen Vorteil: Gegenüber der früher einmal geplanten Erlebnisgastronomie im alten Bahnhof wird nun künftig in den Abendstunden und nachts kein Lärm mehr von dem Gebäude ausgehen.

Der alte Bahnhof, errichtet 1848, stand viele Jahre lang leer und verfiel zusehends. Ab 2012 reiften dann zunächst Pläne einer Privatbrauerei, in dem Haus eine Whiskeybrennerei und eine Schaudestillerie einzurichten. Später verwarf der damalige Investor das Konzept aber wieder, 2015 erwarb Michael Hänel den alten Bahnhof. Das neue Bauvorhaben kostet nun rund 1,6 Millionen Euro, von der Stadt gibt es einen maximalen Zuschuss von 858 000 Euro aus Städtebaufördermitteln, weil das Gebäude im eigens dafür eingerichteten Fördergebiet „Alter Bahnhof“ liegt.