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Einheitseiche steht wieder

Der Rennersdorfer Streit um den Baum schaffte es bis ins Fernsehen. Jetzt gibt es eine Lösung.

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© Matthias Weber

Von Susanne Sodan

Rennersdorf. Freitagmorgen, 8.30 Uhr: Herrnhuts Bürgermeister Willem Riecke, Stadträte und Mitarbeiter der Verwaltung haben sich um Rennersdorfs frisch gepflanzte Roteiche versammelt. Eine erste Aufwartung. Denn das hier ist nicht irgendein Baum. Das ist die neue Einheitseiche. In aller Frühe haben Mitarbeiter der Baumschule Leutersdorf sie auf dem Dorfplatz eingesetzt. Eine Roteiche, zwölf Jahre alt, widerstandsfähig soll sie sein und schnell wachsen. Damit es ihr nicht ergeht wie ihrer Vorgängerin. Die musste gefällt werden. Und das kann im Herrnhuter Ortsteil Rennersdorf schon mal überregionale Medien auf den Plan rufen. „Für mich ist der Fall jetzt erledigt“, sagt Hartmut Bartsch, ehemaliger Bürgermeister von Rennersdorf.

Der kleine Rhododendron auf dem Dorfplatz war manchen Rennersdorfern einfach zu wenig als Ersatz für die eingegangene Eiche.
Der kleine Rhododendron auf dem Dorfplatz war manchen Rennersdorfern einfach zu wenig als Ersatz für die eingegangene Eiche. © Steffen Gerhardt

Dieser Fall begann mit einer Fällung: Anfang des Jahres musste die ursprüngliche Einheitseiche auf dem Dorfplatz weichen. „Zu der Zeit wusste ich noch nicht, welche Geschichte dahinter steht“, erzählt Herrnhuts Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste). „Aus unserer Sicht war einfach ein Baum eingegangen.“ Hartmut Bartsch kennt die Geschichte: Die Rennersdorfer pflanzten die Eiche am 30. Oktober 1991 zum Gedenken an die deutsch-deutsche Einheit. Bartsch war selber dabei. Vor rund zwei Jahren soll der Baum aber begonnen haben zu schwächeln. Sie verlor ihre Blätter, am Stamm soll sich ein Pilz eingenistet haben. „Ein Fachmann sagte uns, sie hätte noch behandelt werden können“, sagt Hartmut Bartsch. Ein Gutachter, beauftragt von der Stadt, konnte allerdings nichts mehr tun als das Ende durch Motorsäge zu empfehlen.

Die Eiche sei für die Rennersdorfer wichtig, erklärt auch Klaus Urland, Mitglied im Herrnhuter Stadtrat. „Eichen haben hier Tradition“, sagt er und deutet auf die Bergkuppe im Hintergrund des Ortes: der Eichler. Das Rennersdorfer Wappen zeigt Eichel und Eichenlaub. Und schließlich hat der Ort sogar noch eine Luthereiche. Und eine Hitlereiche. Die werde im Volksmund keinesfalls zu Ehren des Diktators so genannt, erklärt Urland. Sie wurde aber in den 30er Jahren gepflanzt. Gefällt wurde aber ausgerechnet die Einheitseiche. Der Ersatz: ein traditionsloser Rhododendronbusch. Eine Übergangslösung, sagt Willem Riecke. Unpassend, sagt Kurt Wabnitz. Der Rennersdorfer, Bartsch und ein dritter Mitstreiter meldeten sich deswegen in der Septembersitzung des Stadtrates zu Wort.

„Der Rhododendron sah etwas kümmerlich auf dem Platz aus“, sagt Bartsch. „Wir haben uns dafür ausgesprochen, die Entscheidung zu korrigieren und wieder eine Eiche zu pflanzen.“ Und auch in der darauffolgenden Sitzung war die Einheitseiche Thema. Oder besser: Die Folgen der Diskussion. Aus den Reihen der Stadträte kam Kritik an dem medialen Echo, das die Fällaktion und die zwischenzeitliche Ersatzpflanzung hervorgerufen hatten. Auf einen Bericht in der SZ reagierten auch andere Medien, etwa das MDR-Fernsehen, und schauten teils mit Verwunderung auf das kleine Örtchen.

Jetzt soll wieder Frieden herrschen. „Wir haben die Gelegenheit genutzt, den Dorfplatz neu zu gestalten“, sagt Willem Riecke. „Das Areal hatte es dringend nötig.“ Die Stadt bestellte nicht nur eine neue Eiche, sondern ließ auch das Pflaster erneuern und die Bänke frisch streichen. Die Beete rundum bekommen im Frühjahr eine neue Pflanzung. „Ich hoffe, es gefällt den Menschen“, so Riecke. „Es sieht jetzt wieder annehmbar aus“, sagt Kurt Wabnitz.

Alle zufrieden? Fast. Kurt Wabnitz hat noch einen Vorschlag: „Die Front des ehemaligen BHG-Gebäudes könnte noch erneuert werden“, sagt er. Das Gebäude, welches jetzt zum Bauhof gehört, steht hinter der Eiche und dem Steigerturm. „Zwei Eimer Farbe an der Vorderfront würden das Bild aufwerten“, schlägt Kurt Wabnitz vor. Bleibt noch eine Frage: Was ist aus dem Rhododendronbusch geworden? „Wir haben ihn umgesetzt“, sagt Willem Riecke. (mit SZ/gw)