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Eingeschworene Dorfgemeinschaft

Gleisberg hat mehr zu bieten, als der erste Blick vermuten lässt. Sogar einen Bankraub hat es im Ort schon gegeben.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Roßwein/Gleisberg. Klein, überwiegend schmucke Häuser und voll von Überraschungen – das macht Gleisberg aus. Da sind sich die Einwohner einig. 564 Kinder und Erwachsene wohnen in dem beschaulichen Ortsteil von Roßwein. Diese Zahl hat Ortsvorsteher Bernd Handschack zu Beginn des Jahres genannt. Gleisberg hat 2016 neue Einwohner hinzugewonnen. Handschack hat sich die Mühe gemacht und eine „Bestandsaufnahme“ vorbereitet. Die hat er bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung vorgetragen. „Gleisberg hat eine Fläche von reichlich 687 Hektar“, so Handschack. Die Lage sei nicht nur reizvoll, sondern aufgrund der kurzen Wege zu den Autobahnen 4 und 14 günstig. Das sei ein Standortvorteil, der etwas besser beworben werden sollte. Das lässt sich aus Handschacks Worten heraushören.

n der Kirche kommen die Gleisberger im Vorfeld des Weihnachtsmarktes zu einer Andacht zusammen.
n der Kirche kommen die Gleisberger im Vorfeld des Weihnachtsmarktes zu einer Andacht zusammen. © Dietmar Thomas
Unter einer Linde steht eine von Günter Braun angefertigte massive Holzbank. Auf die hatten es schon Diebe abgesehen.
Unter einer Linde steht eine von Günter Braun angefertigte massive Holzbank. Auf die hatten es schon Diebe abgesehen. © Dietmar Thomas

Zudem gebe es im Ort viele Aktivitäten und engagierte Leute, die zu einer gewissen Wohlfühlatmosphäre beitragen, meint Ortschaftsrätin Anke Weber. Sie selbst plant, den Ort um eine Hinweistafel zu bereichern. „Ich wohne an der Klostergasse. Der Weg führte früher – und auch heute noch – zum Kloster Altzella. Darauf möchte ich gern aufmerksam machen“, sagt sie. Sie hat sich vor der Installation bei Roßweins Bürgermeister Veit Lindern (parteilos) am Mittwochabend rückversichert, ob sie dies tun darf. Weil sie die Tafel auf ihrem eigenen Grund und Boden aufstellen möchte, sei dies kein Problem, so Lindner. „1993 wurde der Weg in Klostergasse umbenannt. Gleisberg ist 1994 zu Roßwein eingemeindet worden. Und im Vorfeld konnte man Wünsche zur Änderung von Straßennamen angeben, um Dopplungen zu vermeiden“, erzählt Anke Weber.

Sie ist in Gleisberg aufgewachsen und möchte auch ihren Lebensabend im Ort verbringen. Denn ihrer Ansicht nach gibt es ordentlich Abwechslung: „Die Vereine machen ganz viel. Da sind zum Beispiel das Herbstfest des Heimatsvereins, das Feuerwehrfest, die Volkssolidarität organisiert Fahrten. Das Gute ist, dass sich alle untereinander abstimmen, sodass nicht an einem Tag zwei Veranstaltungen sind.“ Liebgewonnen hätten die Gleisberger die Tradition des Weihnachtssingens im Rahmen des Weihnachtsmarktes an der Feuerwehr. „Jeder Verein singt ein Lied“, sagt Weber.

Viele verschiedene Akteure würden zu einem ausgewogenen Dorfleben beitragen. Und an Stellen, an denen die Stadt nicht helfen kann, nehmen die Gleisberger die Dinge eben selbst in die Hand, wie Kerstin Müller sagt. Sie wohnt am Marktweg. „Wir haben ihn selbst verrohrt und gepflastert. Alle Anwohner haben mitgemacht. Wir übernehmen auch die Grünpflege an den Randstreifen“, sagt sie. Etwa 25 Personen sind Anlieger des Marktwegs. „Egal ob jung oder alt, wir Nachbarn verstehen uns prima, können uns aufeinander verlassen“, sagt Kerstin Müller. Weil sie gern in Gesellschaft sind, haben sie sich einen eigenen Marktweg-Festplatz angelegt.

Und dann gibt es sie, die großen Aufreger, die nicht alle Tage passieren: Vor fast genau einem Jahr sorgte ein schwerer Bankraub im Ort für Aufsehen, erinnert sich Anke Weber. Eine massive Sitzgelegenheit aus Lärchenholz, die an der Kreisstraße zwischen Gleisberg und Wetterwitz direkt an der Zufahrt zur „Holzecke“ unter einer Linde stand, war plötzlich verschwunden. Das fast 100 Kilogramm schwere, von Günter Braun angefertigte Möbel hatten Unbekannte am helllichten Tag geklaut. Doch wenige Tage später tauchte sie in einer Roßweiner Gartensiedlung wieder auf, konnte an ihren angestammten Platz zurückgebracht werden. „Seitdem ist die Bank fest im Boden verankert. Gott sei Dank. Sie ist doch wirklich schön, Wanderer und Radfahrer haben einen Platz zum Ausruhen“, so Anke Weber.

Doch in Gleisberg ist nicht alles super. Der immer mehr verfallende Gasthof stört alle Einwohner. Die Ortschaftsrätin bedauert, dass es keinen zentralen Treffpunkt gibt. Früher war der Konsum solch eine Begegnungsstätte. „Nun haben wir nichts mehr, wo man einkaufen kann. Es fehlen Arzt, Bank und Post“, so Anke Weber. Doch zumindest für einen neuen Treffpunkt gibt es Hoffnung: In Kürze beginnt der Bau des Gemeinschafts- und Festplatzes, für den die Bürger seit Jahren kämpften.