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Einfamilienhäuser werden deutlich teurer

Das Angebot ist knapp, die Nachfrage groß: Das treibt die Preise. Im Vergleich zu Bautzen liegt Görlitz aber noch günstig.

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© Pawel Sosnowski

Von Ingo Kramer

In der Siedlung Königshufen treffen derzeit zwei Welten aufeinander. Gleich zwei Eigenheime werden hier verkauft. Unsanierte 91 Quadratmeter Wohnfläche das eine, teilsanierte 100 Quadratmeter das andere. Die Preise aber unterscheiden sich deutlich: 75 000 Euro soll das Kleinere kosten, für 190 000 Euro wird das Größere angeboten. „Neben dem Sanierungszustand macht das Grundstück den Hauptunterschied aus“, sagt Andreas Lauer vom gleichnamigen Immobilienbüro. Bei dem teureren Haus, das er verkauft, misst das Grundstück 1 100 Quadratmeter, es gibt eine große Garage und mehrere Schuppen.

Schuppen hat das kleinere Haus auch, aber eben nur 400 Quadratmeter Grundstücksfläche. „Ich denke, dafür ist der Preis realistisch“, sagt Saxoreal-Chef Thomas von Skrbensky, der das kleine Haus tatsächlich für diese Summe verkaufen will. Lauer hingegen sagt, der Preis sei Verhandlungssache: „130 000 bis 150 000 Euro sind hier aber realistisch“, erklärt er.

Beide kennen auch den Preisspiegel, den der Immobilienverband Deutschland IVD jedes Jahr für Sachsen und Sachsen-Anhalt herausbringt. Für Görlitz listet er seit Jahren die gleichen Preise. Demnach kostet in der Neißestadt ein Einfamilienhaus mit einfachem Wohnwert und 100 Quadratmetern Wohnfläche 100 000 Euro, für guten Wohnwert und 150 Quadratmeter Wohnfläche werden 150 000 Euro fällig. Was diese Zahlen angeht, sind sich Lauer und von Skrbensky einig: Vor ein paar Jahren haben sie noch gestimmt, aber mittlerweile sind die Preise deutlich geklettert.

„Der IVD geht immer von 1 000 Euro je Quadratmeter aus, das halte ich für zu niedrig“, sagt von Skrbensky, der nicht nur Makler ist, sondern in erster Linie Gutachter. In Biesnitz liegen die Preise in seinen Augen deutlich höher, in Klingewalde und Weinhübel aber mittlerweile auch.

Warum das so ist, erklärt Michael Schiemenz vom gleichnamigen Immobilienbüro: „Man bekommt in Görlitz derzeit kaum Einfamilienhäuser, aber es gibt viele Interessenten. Da regelt die Nachfrage den Preis.“ Im Übrigen lasse sich mit einem Preisspiegel im Einfamilienhaussektor nicht viel anfangen: „Hier kommt es immer auf Zustand und Grundstücksgröße an.“ Da seien die Unterschiede enorm. Für ein zehn Jahre altes Haus mit Keller und 120 Quadratmeter Wohnfläche auf einem 800 bis 900 Quadratmeter großen Grundstück in Biesnitz lassen sich mittlerweile 230 000 bis 250 000 Euro erzielen, sagt er.

Für letzteren Preis hat Andrea Vater von Mondry Immobilien erst kürzlich verkauft: „Das ist ein gepflegtes 125-Quadratmeter-Haus in der Robert-Schumann-Straße mit schönem Grundstück in guter Lage“, sagt sie. Luxuseinbauten aber gab es keine. Vor zwei Jahren hat sie ein saniertes Haus in Biesnitz mit 115 Quadratmetern für 156 000 Euro verkauft. „Die Preise sind in dieser Zeit ganz klar gestiegen“, sagt sie.

Das bestätigt auch ihre Kollegin Andrea Zarth von Domcura Immobilien. „Ich bin momentan bei Einfamilienhäusern fast leer gekauft“, sagt sie. Sie hätte gern mehr im Angebot, denn viele Kunden seien auf der Suche. Realistisch seien derzeit 150 000 Euro für ein 100-Quadratmeter-Haus und 200 000 Euro für ein 150-Quadratmeter-Haus in gutem Zustand – jeweils mit 800 Quadratmetern Grundstück. Sie selbst hat derzeit nur noch ein Einfamilienhaus zu verkaufen: 120 Quadratmeter auf dem Tulpenweg für 185 000 Euro. Zwar sei der Preis Verhandlungssache, aber weit heruntergehen wird sie hier nicht: Das Grundstück ist fast 1 300 Quadratmeter groß und vom Haus reicht der Blick auf die Landeskrone: „Es gibt schon Interessenten.“

Für andere Regionen in Sachsen nennt auch der Preisspiegel des IVD Preissteigerungen bei Eigenheimen. Demnach werden in Dresden für gut ausgestattete Einfamilienhäuser mittlerweile bis 600 000 Euro bezahlt, in Leipzig bis 545 000 Euro. „Auch in direkt an die Großstädte infrastrukturell gut angebundenen und grün gelegenen Umlandstandorten werden 500 000 Euro gezahlt“, heißt es in dem Papier weiter. Für Ostsachsen trifft das freilich alles nicht zu: Die Spitzenpreise in Zittau liegen laut IVD weiterhin nur bei 145 000 Euro in Weißwasser bei 180 000 Euro. Bautzen hingegen spielt aus IVD-Sicht in einer ganz anderen Liga: Hier werden bis zu 475 000 Euro bezahlt. Das dürfte allerdings auch an der Nähe zu Dresden liegen. Auf ein Wort