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Einer der letzten vier

Frank Dawideit gehört zu den wenigen, die einen Moskwitsch besitzen. Mit dem Oldtimer holte er jetzt einen begehrten Preis.

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© Norbert Millauer

Von Gunnar Klehm

Osterzgebirge. Ein Auto ist nicht nur ein Statussymbol, sondern macht offensichtlich auch sympathisch. Anders ist es kaum zu erklären, dass Frank Dawideit schon wieder freundlich zugewunken wird. Dabei hat sein Oldtimer noch nicht mal die Garage verlassen, lediglich das Tor ist seit wenigen Minuten geöffnet. „Das passiert mir immer, auch wenn ich mit dem Auto unterwegs bin“, sagt der Dohnaer. Wenn er gemütlich mit 110 über die Autobahn tuckert, hupen viele Autofahrer, wenn sie ihn überholen. Aber nicht weil sie sich über das vermeintliche Verkehrshindernis ärgern, sondern aus Respekt. Einmal hatte ein riesiger Truck neben ihm sein Signalhorn dröhnen lassen. „Ich fiel fast vom Sitz. Dann hat sich der Laster wieder zurückfallen lassen. Als ich vorbeifuhr, ging das Fahrerfenster runter. Ein tätowierter Arm hing raus, an allen Fingern dicke Ringe, und der Daumen ging hoch“, erzählt Dawideit amüsiert, der als Bäckermeister in Bärenhecke arbeitet.

Kenner schwärmen

44,4 Millionen Pkws waren zum Stichtag 1.Januar 2015 in Deutschland zugelassen, darunter befinden sich auch mehrere Hundert Moskwitsch. Doch nach Angaben des Kraftfahrzeugbundesamtes sind es lediglich vier Moskwitsch 407, wie ihn der Dohnaer fährt. Es existieren zwar noch weitere Fahrzeuge des Typs, doch die sind entweder stillgelegt oder befinden sich noch im Aufbau oder in der Restauration.

Der Moskwitsch 407 ist zwar schön, galt aber nicht als sehr langlebig. Das klingt merkwürdig, weil Frank Dawideits Moskwitsch bereits vor 52 Jahren gebaut wurde. Doch er ist nicht viel gefahren. 51 000 Kilometer stehen auf dem Tachometer, im Schnitt nicht mal tausend pro Jahr. Der Moskwitsch hat jedoch das große Problem, schnell zu rosten. Weil der Motor dagegen als unverwüstlich gilt, hieß es landläufig, dass „man mit einem Motor drei Karossen fahren“ könne, sagt Frank Dawideit.

Auto ist noch im Originalzustand

Sein Auto soll 30 Jahre in einer Scheune gestanden haben, das wurde dem Dohnaer erzählt, als er 2010 von dem Mossi, wie Liebhaber die Automarke nennen, erfahren hatte. „Da habe ich sofort zugeschlagen“, sagt er. Während er von diesem Glück berichtet, bekommt er immer noch leuchtende Augen. Dabei ist das schon fünf Jahre her, der Auspuff war weggerostet, der Motor festgefahren. Dawideits Frau war erst gegen den Kauf. Doch mit viel Geschick hat es der Dohnaer wieder flott gekriegt, und zu einer Spritztour fahren auch seine Frau und seine Kinder gern mal mit. Das Auto ist noch im Originalzustand. Auf der Motorhaube prangt die stilisierte Rote Fahne. Stoßstangen und Scheinwerferringe sind ebenso verchromt wie die Zierleisten im englischen Stil. Zur Automesse 1959 in Brüssel gab es für den Motor einen Preis. Der Zylinderkopf aus Alu-Grauguss machte das bleifreie Tanken möglich, die hängenden Ventile waren neuester Stand.

Einen ersten Preis erhielt auch Frank Dawideit für sein Auto – beim diesjährigen Moskwitsch-Treffen in Erfurt. Der Zustand ließ die Kenner schwärmen. Der Erfolg ist jedoch mit Arbeit verbunden. Damit ist nicht nur die viele Zeit für die Instandhaltung gemeint. Der Preisträger muss auch das nächste Moskwitsch-Treffen organisieren. „Kein Problem“, sagt der Dohnaer. Er freut sich sogar darüber, dass er und seine Freunde hier in der Region mal ihre Flotte präsentieren werden. Moskwitsch-Fahrer seien auch wie eine große Familie. Nächstes Jahr im Herbst wollen sie alle kommen.