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Einen Sekt auf den Königspark

Im einstigen Weidner-Sanatorium entstehen 94 Wohnungen. Matz Griebel greift beim Richtfest zu Wasser.

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© René Meinig

Von Kay Haufe

Der Klassiker kommt zum Richtfest immer gut. „Gott schütze dieses neue Haus und alle, die da gehen ein und aus. Er schütze auch vor dieser Tür das Finanzamt und den Gerichtsvollzieher.“ Der Spruch findet auch am Freitag seine Lacher, als die Richtkrone über dem Königspark an der Malerstraße weht. Die Dresdner Baywobau hat eingeladen, um eines ihrer größten Wohnprojekte zu feiern.

94 Wohnungen entstehen in drei Alt- und zwei Neubauten. In den Denkmalhäusern, von denen das erste mit Verspätung Ende Januar fertig wird, sind nur noch einige, sehr große Wohnungen frei. Bei Preisen von 2 900 bis zu 4 000 Euro pro Quadratmeter wird es möglicherweise noch etwas dauern, bis sich Interessenten finden. Eine Nummer kleiner, nämlich eine Zweiraumwohnung mit 67 Quadratmetern, hat sich Kathrin Jakob aus Leipzig gesichert. Gemeinsam mit ihrer Mutter Rosita ist die Ärztin zum Richtfest ihres Hauses „König August“ gekommen. „Dresden ist so schön und die Lage hier oben am Elbhang einfach fantastisch“, sagt sie. Von ihrer Wohnung ist sogar ein Blick ins Elbtal möglich. Ende April 2018 soll das gesamte Haus fertig sein. Auch später als geplant. „Aber wir erlebten einige Überraschungen in den alten Mauern“, sagt Projektleiterin Andrea Strümpel von der Baywobau. So waren die Deckenhöhen nicht konform mit den Ansprüchen an modernes Wohnen, zudem mussten die Decken auch statisch ertüchtigt werden. Das war vorher nicht geplant. „Aber dafür hatten wir beim Holz Glück, wo wir größere Schäden vermutet hatten,“, sagt die Bauexpertin. Kathrin Jakob hofft, dass sie schnell Mieter für die Wohnung findet. „Aber da mache ich mir keine Sorgen.“

Sowohl Selbstnutzer als auch Kapitalanleger hätten die Altbau-Appartements gekauft, sagt der Vermarktungsfachmann der Baywobau. Auch bei den Neubauten, die nach jetzigem Plan Ende September 2018 fertig werden, haben bereits über die Hälfte der Wohnungen Besitzer gefunden.

Der wohl bekannteste Nachbar der neuen Bewohner ist Matz Griebel, Dresdner Heimatforscher und früherer Direktor des Stadtmuseums. Zur Zeit seiner Großeltern hätte es hier oben fast nur Weinberge gegeben. Auch heute sei es wunderbar grün. „Aber hier oben gibt es weder einen Laden noch einen Briefkasten. Der letzte Bus kommt 21.45 Uhr oben an“, das müssten die Neuen auf jeden Fall bedenken, sagt Griebel. Ohne Auto müsse man sich sehr gut organisieren.

Der Dresdner Baywobauchef Berndt Dietze ist froh, dass die Arbeiten zumindest an den Neubauten im Plan liegen. Auch bei den denkmalgeschützten Häusern, in die erste Bewohner eigentlich schon zu Weihnachten einziehen wollten, halte sich der Verzug noch in Grenzen. Das ehemalige Bettenhaus aus DDR-Zeiten soll eventuell noch im Herbst abgerissen werden. Auch auf seinem Standort sollen noch neue Wohnungen entstehen. Zunächst aber soll er als Interimsparkplatz genutzt werden, bevor die Tiefgarage unter den Neubauten fertig wird. „Die Anwohner im Viertel sind zufrieden mit uns, weil wir wirklich nicht vor 7 Uhr morgens beginnen“, sagt Dietze.