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Eine Zeitreise zu Pferd

Die 15. Apassionata-Show entführt die Besucher 100 Jahre zurück in die Vergangenheit. Melancholisch und effektvoll.

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© Lutz Weidler

Von Uta Büttner

Riesa. Melancholische Musik und ein Spiel aus Licht und Schatten erfüllen die Sachenarena. Ein märchenhaftes, großes Bild mit einer Weltkugel und davor ein paar Pferde ziehen den Blick auf sich. Eine Stimme hallt durch den Raum: „Ich träum, wie sich die Welt das Leben erträumt.“ Und schon taucht man in eine Welt aus Nostalgie, Abenteuer und Poesie – in die Welt des Theaters. Dann ruft jemand aus dem Zuschauerraum: „Ende. Das Bühnenbild wechseln.“

Ein Kronensaal mit Leuchtern erscheint. Wie in einem Märchen. Nur die Reiter zerstören das Bild: Sie haben keine schönen Kostüme an. In Alltagskleidung sitzen sie auf ihren Pferden und drehen einige Runden. Und zwar zwei Runden zu viel. Dieser Fehler ist dem Künstlerischen Direktor natürlich nicht entgangen. „Das war 40 Sekunden zu lang“, sagt Holger Ehlers zu Pferdemanagerin Anita Förster. „Die Tänzer hätten schon längst kommen sollen.“ Kein Problem – denn noch war es nur eine Probe für die Premiere der Apassionata-Jubiläums-Show am Sonnabend in der Sachsenarena. „Aber heute Abend müssen wir das noch einmal proben, dann muss es klappen“, sagt Holger Ehlers. Er war selbst viele Jahre als Opernsänger auf Bühnen unterwegs und ist von Anbeginn bei Apassionata dabei.

Die Idee für die diesjährige Show „Der Traum“ hatte Ehlers in seinem Wintergarten. Er ist Fan des 19. und 20. Jahrhunderts, einer Zeit des Umbruchs in der Welt. „Und jetzt leben wir wieder in einem Umbruch“, sagt Holger Ehlers. Er beschreibt seine Geschichte als „Jules-Vernes-Abenteuer mit Romanze“.

Die Geschichte dreht sich um eine geheimnisvolle Zeitkapsel, die fast 100 Jahre unentdeckt blieb. Ein Gymnasialdirektor, dem sie in die Hände fällt, macht eine überraschende Entdeckung: Die Kapsel enthält unter anderen einen Brief seines Vorfahren, der beunruhigende Zeilen für die Nachwelt aufgeschrieben hatte.

Neben entschleunigten, poetischen und melancholischen Szenen gebe es auch Abenteuer. So beispielsweise eine zwölfminütige Schlacht mit Schwertern, Feuer und mehr. Das Ziel seiner Shows ist für Holger Ehlers erreicht, „wenn das Kind sich nicht langweilt und der Großvater sich freut“. Insgesamt dauert die Vorstellung etwa zweieinhalb Stunden.

Das Grundgerüst der Show einschließlich der Musikproduktion stand innerhalb von zwölf Monaten. Neben dem Bau der Requisiten, der Planung der gesamten Technik begannen dann die Castings. „Die Reiter müssen auch zur Story passen“, erläutert Holger Ehlers. Und darum kümmert sich dann Pferdemanagerin Anita Förster. Vier Monate haben die 18 Akrobaten hoch zu Ross Zeit, um sich zu Hause auf die große Show vorzubereiten. Sie kommen aus Malaga, Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland. Das erste Mal haben sie sich am 16. Oktober in der Sachsenarena getroffen. In zehn Tagen muss dann das Zusammenspiel aus Reitern und Weltklasse-Tänzern mit Musik und Beleuchtung stimmen.

Doch die Organisatoren sind sehr zuversichtlich. „Riesa ist für uns eine Glücksstadt. Immer wenn wir hier angefangen haben, hatten wir eine tolle Tour. Und die Leute sind sehr nett hier.“ Viele kommen jedes Jahr wieder. „Manche nehmen dann auch die Pferdeäpfel für ihre Gärten mit“, erzählt Ehlers.

Inzwischen ist die Probe beendet – aber nur für ein paar Stunden. Denn „die Pferde brauchen auch ihre Ruhephasen“, sagt Anita Förster. Darauf wird auch genauestens geachtet. Denn den Tieren soll es gutgehen. Deshalb besucht Anita Förster im Sommer auch die Reiter zu Hause. Sie will sicher sein, dass die Pferde gut behandelt werden. Bevor am Abend die finale Szene wieder geprobt wird, besprechen Holger Ehlers und Anita Förster noch ein paar Details aus dem Ablaufplan. „Vier Tage vor der Premiere sollte alles funktionieren.“