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Eine Tür geht auf Reisen

Die Tischlerei Schneider in Obercunnersdorf hat sich auf die Herstellung von Haustüren spezialisiert. Jetzt stattet sie eine Villa in der Schweiz aus.

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© Thomas Eichler

Von Gabriela Lachnit

Löbau. Am Dienstag ist sie auf die Reise gegangen, die neue Haustür für eine Jugendstilvilla im schweizerischen Chur. „Bis es so weit war, haben wir allerdings wegen einer komplizierten Zollabfertigung einige Nerven gelassen“, sagt der Chef der Tischlerei, Ullrich Schneider. „Innerhalb der Europäischen Union wäre das viel einfacher gewesen, da hätten wir nicht so unendlich viele Formulare so akribisch ausfüllen müssen“, weiß der Tischlermeister.

Das Bild zeigt die Originaltür auf einem Foto von etwa 1900.
Das Bild zeigt die Originaltür auf einem Foto von etwa 1900. © privat

Vor etwa einem Jahr hatte Enrico Meier den Kontakt zur Tischlerei Schneider hergestellt. Der junge Mann stammt aus Obercunnersdorf und arbeitet jetzt in der Schweiz. Sein Chef erwarb in Chur eine Jugendstilvilla und baut sie derzeit um und aus. Der Hauseigentümer setzt dabei auf Originalität und möchte unter anderem eine zur Villa passende Haustür im Jugendstil, die aber auch alle modernen Anforderungen an Sicherheit und Wärmeschutz erfüllt. Die vorhandene schlichte Aluminiumtür konnte dafür als Vorbild jedoch nicht dienen.

Als der Hauseigentümer nach langer Suche in Archiven ein altes Foto aus der Zeit um 1900 fand, war er begeistert von der dort abgebildeten Haustür. „Genau so eine wollte er“, sagt Ullrich Schneider. Mit seinem Sohn Markus fuhr der Tischlermeister im Februar dieses Jahres nach Chur, nahm alle nötigen Maße, fertigte Schablonen an und entwarf dann am heimischen Computer die Zeichnungen für die neue Haustür. Aber wie sollten die Jugendstil-Schnitzereien entsprechend des Fotos ausgeführt werden? Wer sollte das machen? „Im Vorjahr ließ sich in Ruppersdorf, wo wir einen zweiten Betriebsteil haben, der Schnitzer Werner Isenschmid aus dem Berner Oberland nieder. Er versah die Haustür mit der Jugendstil-Schnitzerei“, erzählt Tischlermeister Schneider.

In Chur wird die etwa 1,50 mal 2,60 Meter große Jugendstiltür aus Oberlausitzer Eichenholz mit Dreifach-Verglasung und Mehrfachverriegelung von einer dortigen Tischlerei eingebaut und wirbt fortan für die handwerkliche Qualität aus Obercunnersdorf. „Vielleicht erhalten wir auch noch den Auftrag für die Jugendstil-Innentüren für die Villa“, hofft Ullrich Schneider. Ein Musterexemplar ist bereits gefertigt.

Mit der Spezialisierung auf die Herstellung von Haustüren im historischen Design nach modernsten Standards besetzt die Tischlerei Schneider eine Marktlücke. „Wir fertigen nicht nur neue Türen und Fenster, sondern restaurieren diese auch“, unterstreicht der Chef. Es freut ihn, dass die Mehrzahl der Kunden mit sehr genauen Vorstellungen zur neuen Haustür oder zum neuen Fenster kommt. „Manche Auftraggeber bringen alte Fotos mit und möchten genau so eine Tür neu hergestellt haben.“ Für die acht Mitarbeiter in der Firma ist das kein Problem. Mit handwerklichem Geschick, Kreativität und viel Liebe zur Detailarbeit fertigen sie mit traditionellen und modernen Werkzeugen und Maschinen Türen und Fenster. Rund 100000 Euro investierte die Tischlerei Schneider in den vergangenen fünf Jahren in neue Technik, darunter in einen Schleifautomaten, eine Lackierstrecke, in Messersätze, Hubtische und einen Transporter.