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Eine Schule schwebt ein

Damit die Schule reibungslos saniert werden kann, ziehen Lehrer und Schüler in Container.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Sie sehen aus wie beliebige Baucontainer. Zusammengestellt ergeben allerdings drei Container ein Klassenzimmer, in dem gelernt wird, Arbeiten geschrieben werden und in der Pause herumgerannt. Dazu kommen Sanitäranlagen, Garderoben und Lehrerzimmer wie im richtigen Schulleben. Denn wenn die Grundschüler vom Bobersberg aus den Sommerferien kommen, geht es für die Mädchen und Jungen gleich ziemlich abenteuerlich weiter. Sie ziehen auf die Baustelle. Wenn das kein Abenteuer ist! Drinnen im Schulgebäude wird im Akkord gewerkelt, jedenfalls auf einer Seite. Denn eine Hälfte der Schule wird jetzt schon mit Hilfe von Brandschutztüren staubsicher abgetrennt und baulich mit Hochdruck aufs Unterrichten vorbereitet – damit nur die halbe Schule in die Container umziehen muss. Der Grund ist denkbar einfach: Die Stadt kostet die Auslagerung der Schüler rund 100 000  Euro. Bis zu den Winterfreien 2018 werden die Container auf dem Schulhof stehen. „Mit allen Schülern hätte die doppelte Summe für die Miete nicht gereicht“, sagt Stadtbaudirektor Tilo Hönicke. Da hat man sich im Rathaus dann doch bewusst für diesen Kompromiss entschieden.

Eine Seite der Schule soll zügig fertig werden – die Baustelle ist sozusagen in Ost und West geteilt. Denn Container für alle Klassen – das wäre zu teuer.
Eine Seite der Schule soll zügig fertig werden – die Baustelle ist sozusagen in Ost und West geteilt. Denn Container für alle Klassen – das wäre zu teuer. © Kristin Richter
Im Kellergeschoss wird noch der Abbruch weggeräumt – hier entstehen großzügige Räume für den Hort. Von draußen erfolgt die Trockenlegung des Gebäudes.
Im Kellergeschoss wird noch der Abbruch weggeräumt – hier entstehen großzügige Räume für den Hort. Von draußen erfolgt die Trockenlegung des Gebäudes. © Kristin Richter

Fertigteil-Schule klingt besser

Die Firma Algeco GmbH, die die Container aufbaut, spricht dagegen ungern von einer Containerschule. Marketingchefin Katharina Burgmaier erklärt warum. Denn unter Containern stellen sich die meisten eher einen Schiffscontainer vor, wie man ihn von den Hochseefrachtern aus dem Fernsehen kennt. Und damit haben „Container-Schulen“ nichts zu tun. Es sind vielmehr schnell zusammengesetzte Module, die in kürzester Zeit einen Speiseraum, Klassenzimmer, eine Ausgabenküche und Sanitäreinrichtungen ergeben. Fertigteil-Schule würde es wohl besser treffen – nur das sagt umgangssprachlich niemand. Bis zum Schulstart am 5. August muss alles fertig eingerichtet und funktionstüchtig sein. Die Möbel sind noch in den Baucontainern eingelagert – Bauhofmitarbeiter hatten sie aus der Schule ausgeräumt. Die Schule auf Zeit ist natürlich noch mit ganz herkömmlichen Tafeln ausgestattet. Im Schulhaus werden dann nur noch interaktive Tafeln hängen, die einen völlig neuen Unterricht erlauben. Präsentationen, Filme, Musik einspielen, zeichnen und vermessen oder angefangene Tafelbilder am nächsten Tag aufrufen – das ist dann alles kein Problem mehr.

Das „Ende der Kreide-Zeit“ titelte die Großenhainer Redaktion nach der Stadtratsentscheidung, die Schule doch mit der neuen Technik auszurüsten. Die anderen Schulen schauen inzwischen auf die Grundschule und sind aufgefordert, ihre eigenen Vorstellungen dazu zu formulieren. Die Ausstattung der Großenhainer Schulen mit interaktiver Kommunikation ist inzwischen auch in der Prioritätenliste der Investitionen für die kommenden fünf Jahre ganz weit vorn, gleich hinter innerstädtischem Bauen oder der Breitbandversorgung aller Großenhainer Ortsteile. Die Grundschule am Bobersberg macht da den Vorreiter für alle anderen. Die neue Lerntechnik setzt natürlich ein völlig neues Herangehen voraus, Konzepte müssen erarbeitet und Lehrer geschult werden. Und sie müssen natürlich vor allem eines – Lust auf interaktives Lernen haben. Die Bobersbergschule war die Letzte zu DDR-Zeit gebaute Schule. 1981 galt sie als das modernste Gebäude. Nun hat sie bis zum Schluss den Charme des Alten konserviert.

Solarplatten aufs Dach

Vorreiter könnte die Schule nun auch in anderer Hinsicht wieder werden: Auf Hinweis der Dachdecker gibt es eine Planänderung. Weil die Handwerker für die Lüftung ohnehin durchs Dach müssen, prüft die Stadt nun, ob auf dem Dach auch gleich Solarplatten angebracht werden können. Die Leitungen könnten vorverlegt werden, bevor später die Module aufgesetzt werden.

Die Stadt könnte dann Strom ins Netz einspeisen. Für den Eigenverbrauch wäre die Anlage aber nicht geeignet, dafür bräuchte man noch eine Pufferstation. Nach der Anschaffung der interaktiven Tafeln wäre das ein zweiter Schritt hin zu modernen kommunalen Schulhäusern.