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Eine Schule im Aufbruch

Die Grund- und Oberschule in Bannewitz kann gebaut werden. Dafür gab es jetzt das Geld. Sorgen bereitet etwas anderes.

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© A. Weihs

Von Verena Schulenburg

Bannewitz. Auf diesen Moment haben sie lange gewartet. Seit Jahren hat die Bannewitzer Rathausspitze die Baupläne in der Schublade. Nun kann in den Schulstandort investiert werden. Das fehlende Geld für den Ausbau der Grund- und Oberschule „Am Marienschacht“ ist da. Mit knapp 611 000 Euro unterstützen Bund und Freistaat das Vorhaben in Bannewitz. Den Scheck für den insgesamt 1,49 Millionen Euro teuren Anbau an das Schulhaus überreichte die sächsische Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) am Mittwoch persönlich in der Einrichtung.

Mit dem Geld will die Gemeinde Bannewitz das örtliche Schulhaus so erweitern, dass künftig alle Fachkabinette für die Oberschüler, wie Physik, Chemie, Kunst und zwei Computerkabinette, in dem neuen Anbau untergebracht sind. In diesem Zusammenhang wird auch der Eingangsbereich neu gestaltet und das Treppenhaus erhält einen Fahrstuhl für den barrierefreien Zugang in alle Etagen des Hauses.

Dass nun im großen Stil gebaut werden kann, ist nicht nur für den Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) ein Segen, unter dessen Verantwortung die Schule einst Anfang der 80er-Jahre errichtet wurde. Auch für Gert Winter ist es ein denkwürdiger Augenblick. Als er 2004 als Leiter der Oberschule nach Bannewitz kam, war der Schulstandort gerade auf der Kippe. „Wir haben um jeden Schüler gekämpft“, erinnert sich Winter heute. Bannewitz oder Kreischa? Welche Oberschule konnte die notwendigen Anmeldungen aufbringen, um den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten?

Mittlerweile ist der Kampf um die Existenzen der Schulhäuser ausgefochten. Beide Schulen haben ihre Daseinsberechtigung. 54 Anmeldungen von Fünftklässlern liegen Gert Winter für das neue Schuljahr vor. „Alle erhalten hier einen Platz“, versichert er. Mehr ginge aber nicht, betont der Schulleiter. „Wir sind an unserer Kapazitätsgrenze.“ Schon jetzt werden Klassenzimmer für Grund- und Oberschüler doppelt genutzt. Sogar das separate Hortgebäude ist zu klein und Kinder müssen ins Schulhaus ausweichen. Insgesamt über 500 Schüler laufen derzeit täglich durch den veralteten Bannewitzer DDR-Bau. Modernisierung und vor allem zusätzlicher Platz sind dringend erforderlich. „Wenn es einen Preis in der Nutzung von Ressourcen gäbe, würden wir ihn gewinnen“, bringt die Grundschulleiterin Barbara May die Situation in dem Schulhaus auf den Punkt.

Eine Situation, die sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird: Nach und nach soll an der Bannewitzer Grundschule komplett dreizügig unterrichtet werden. Ab nächstem Schuljahr gibt es bereits drei erste Klassen. Dann soll auch das Baugeschehen an der Einrichtung in vollem Gang sein. Voraussichtlich Ende Juni werden der alte Schornstein samt angrenzender Garagen abgerissen, so die aktuellen Pläne der Bannewitzer Gemeindeverwaltung. Anschließend könne damit begonnen werden, den Anbau an das Bestandsgebäude zu errichten.

Damit nicht genug: Wenn dieser planmäßig im Sommer 2018 fertig ist, soll nicht nur das gesamte Bestandsgebäude saniert werden, sondern auch der Baustart für die neue Dreifeldhalle sein, die sich in Zukunft im hinteren Bereich an die Einrichtung anschließen und sowohl für Vereine als auch für den Schulsport zur Verfügung stehen wird. Die alte Turnhalle soll danach als große Mensa im Erdgeschoss und für weitere Klassenzimmer im Obergeschoss umgebaut werden. Es ist ein Millionenprojekt, das sich Bannewitz für die nächsten Jahre vorgenommen hat.

Der Schulstandort ist gesichert. Schüler gibt es genug. Doch wie sieht es mit Lehrern aus? Gert Winter macht kein Geheimnis daraus, dass der Unterrichtsausfall derzeit das tragende Problem ist, das es zu lösen gilt. Den Appell an die anwesende Kultusministerin und die Leiterin der Regionalstelle der Bildungsagentur, Anja Stephan, ließ er sich deshalb nicht nehmen: „Wir brauchen ab nächstem Schuljahr dringend eine Lehrkraft für Mathe“, sagt er. „Wir wissen sonst nicht, wie es weitergehen soll.“ Schon jetzt wird an der Bannewitzer Schule – genauso wie anderswo – mit Quereinsteigern gearbeitet. Dem Lehrermangel zu entgegnen, sei bereits wichtiges Anliegen im Ministerium, erklärt Brunhild Kurth. Auch der Wunsch nach einem Mathelehrer soll sich erfüllen.