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Eine Schule für alle

Ein erfahrener Trägerverein soll die geplante Oberschule in Ullendorf führen – jetzt kommt Tempo in das Projekt.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Das ist beileibe kein Schnellschuss: „Seit dem Jahr 2000 arbeiten wir an dem Projekt einer neuen Schule“, erklärt der Klipphausener Bürgermeister Gerold Mann (parteilos). Nun endlich soll es soweit sein: Der Christliche Schulverein Wilsdruffer Land wird die in Ullendorf geplante Schule gründen und betreiben (SZ berichtete). Was es damit auf sich hat, erläuterte gestern in der Gemeindeverwaltung Klipphausen Achilles Markert. Er ist Geschäftsführer des Christlichen Schulvereins Wilsdruffer Land, den man getrost als mittelständisches Unternehmen bezeichnen kann. Beschäftigt er doch vom Hausmeister über die Sekretärin bis hin zu Erziehern und Lehrern insgesamt 50 Mitarbeiter in der Grundschule Grumbach und dem Gymnasium Tharandt.

Für genügend Erfahrung sprechen auch diese Zahlen: „Wir haben in der Grundschule Grumbach 2002 mit 13 Schülern begonnen, heute sind es 96, das Gymnasium in Tharandt ist 2006 mit 20 Schülern gestartet, heute sind es 318 in 16 Klassen.“ Dass nun mit der Oberschule Klipphausen, die im Ortsteil Ullendorf entstehen soll, das fehlende Bindeglied im Schulportfolio hinzu kommt, freut nicht nur Achilles Markert, sondern auch Bürgermeister Mann. Er betont, dass viele in der Gemeinde für dieses Projekt gekämpft haben, von der Verwaltung bis hin zu Elternvertretern. Er sei beim Christlichen Schulverein Wilsdruffer Land vorstellig geworden „und gleich mit der Tür ins Haus gefallen. Für uns ist es ein Glücksumstand, dass wir diesen Trägerverein gewinnen konnten“. Der Verein seinerseits, so Achilles Markert, sieht in Klipphausen eine Gemeinde, „ die so viel Potenzial hat für eine Oberschule“.

Das fängt bei den Schülerzahlen an. Die Prognosen für die kommenden 15 Jahre sagen aus, das genügend Schüler im Gemeindegebiet da sein werden, „und wir sehen auch keine Gefahr, dass Schüler aus den Schulstandorten Lommatzsch, Nossen oder Wilsdruff abgezogen werden“, so der Geschäftsführer. Das habe man auch so mit den Verantwortlichen der Schulstandorte besprochen, ergänzt Bürgermeister Mann.

Da Klipphausen in Sachen Schulgründung keinerlei Unterstützung vom zuständigen sächsischen Kultusministerium, das auf dem einmal festgelegten Schulnetzplan besteht, zu erwarten hat, muss die Gemeinde das Schulgebäude in Ullendorf selbst bauen. Er rechne mit einer Aufwendung von neun bis zehn Millionen Euro, sagt Gerold Mann. Deshalb wird die Evangelische Oberschule Klipphausen – so lautet der Arbeitsname – eine allgemeinbildend Schule in freier Trägerschaft sein und deshalb Schulgeld verlangen müssen. Der Freistaat zahlt in den ersten drei Jahren nur Abschläge, die zwar später ausgeglichen werden, aber die geplante Oberschule muss sich auch aus den Elternbeiträgen finanzieren.

Das monatliche Schulgeld an der Grundschule in Grumbach beträgt 75 Euro, für ein Geschwisterkind 60 Euro, am Gymnasium Tharandt müssen 100 bzw. 75 Euro bezahlt werden. Etwa 100 Euro werden es auch bei der Oberschule in Ullendorf sein. Finanziell schwache Eltern sollten sich nicht vom Schulgeld abhalten lassen, erklärt Achilles Markert, für sie werden nach Lösungen gesucht. „Wir wollen, dass die Schule auch für einen alleinerziehenden Elternteil möglich ist.“ Das Motto der Evangelischen Oberschule Klipphausen laute nicht umsonst: „Schule für alle.“

Damit ist auch der Ansatz der Gemeinde Klipphausen gemeint, die die Oberschule für behinderte Kinder öffnen will. Dafür müssen die Finanzierung und die Erzieher bzw. Lehrer gefunden werden, sagte Achilles Markert: „Wir brauchen Fachpersonal.“ Das müsse, ebenso wie die Lehrerschaft, erst im Laufe der Zeit entwickelt werden.

Was die inhaltliche Ausrichtung der neuen Oberschule betrifft, so gilt für sie, was für alle Schulen im Freistaat gilt – der sächsische Lehrplan. Und auf die Frage, was das Wort christlich im Vereinsnamen meine, erwidert Achilles Markert: „Wir missionieren nicht, aber wir wollen christliche Werte, die auch prägend für unsere Region sind, vermitteln.“ Man müsse nicht konfessionell gebunden sein, um auf eine Schule des Vereins zu gehen.

Wie geht es nun weiter? Derzeit wird ein erstes Konzept für die Oberschule im Schulverein diskutiert. Gestern Abend machte der Gemeinderat Klipphausen Mittel für die Planung des Schulgebäudes frei. Er wolle beim Innenministerium vorsprechen, so Bürgermeister Mann, um wenigstens staatliche Förderung für die Sportanlagen zu erhalten. Die erste 5. Klasse soll im Schuljahr 2017/18 in den Räumlichkeiten der Grundschule Naustadt starten. Zum Schuljahr 2019/20 soll die Oberschule dann in den Neubau in Ullendorf einziehen. Eltern könnten sich bereits jetzt für die Oberschule bewerben, sagte Achilles Markert.