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Eine Pfarrscheune für alle

Neben der Kirchgemeinde Kreba sollen viele andere von dem Umbau etwas haben. Denn das Haus liegt zentral.

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© Jens Trenkler

Von Sabine Ohlenbusch

Die Scheunentore stehen weit offen. Das zeigt schon jetzt, was das Projekt Pfarrscheune für Kreba-Neudorf werden kann: Ein offener Treffpunkt für alle Einwohner. Die Menschen, die im Halbkreis um das Gebäude stehen, haben diesen Wert erkannt. Viele wichtige Vertreter von der Gemeinde Kreba-Neudorf bis zum Land Sachsen sind unter ihnen. Sie alle sind hier, weil die Pfarrscheune 127 000 Euro Fördergelder bekommt. Pfarrer Matthias Hanke nimmt den Förderbescheid als freudige Nachricht entgegen, wie er sagt.

Nicht nur die Anwesenden sehen mehr in der kleinen Scheune. Denn sie hat zwei große Pluspunkte: Sie liegt nahe dem Pfarrhaus und direkt gegenüber von Bäcker und Fleischer zentral im Ort. Außerdem ist der Zugang zu ihr ebenerdig. Wenn nun noch eine Heizung eingebaut wird, kann Matthias Hanke den Menschen auch noch einen dritten Vorteil bieten: Wärme. Mit der Umnutzung kommen ein Gemeinderaum mit Teeküche, barrierefreien Toiletten, Freianlagen sowie Ausstellungsflächen zur Ortsgeschichte im Dachgeschoss.

Damit der ganze Ort in Zukunft von der Scheune profitieren kann, hat die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Lausitzer Seenland einen Beschluss gefasst. Sie will das Begegnungszentrum wie auch zwölf andere Vorhaben unterstützen. 182 000 Euro soll der Umbau kosten bei 70 Prozent Förderquote. „Die 20 Mitglieder der Auswahlkommission haben um dieses Projekt regelrecht gerungen“, erzählt Dietmar Wolf, der Vorsitzende der LAG. Er ist von Beruf Bauamtsleiter in Hoyerswerda.

Denn die evangelische Gemeinde Kreba hat sich auch darum beworben, das Pfarrhaus zu sanieren. Dieses zweite Vorhaben muss aber warten. Der LAG ist nicht deutlich genug gewesen, was Architekt Thomas Gröbe nun auf seinen Plänen nachvollziehbar macht: Die kleine Scheune soll mit einem besonderen Raum im Pfarrhaus in Verbindung treten. Diesen ebenerdigen Raum in dessen Keller nutzt die Gemeinde für die Christenlehre, Sitzungen des Ältestenrats, aber auch als Winterkirche.

Über das Pfarrhaus ist der Raum nur über die Kellertreppe zu erreichen. Aber zur Scheune hin ist der Zutritt barrierefrei. Deshalb will Thomas Gröbe hier eine Tür einbauen. Dann entsteht in zwei Gebäuden ein Begegnungszentrum. „Zuerst wollten wir einen Anbau für die neuen Räume errichten“, erläutert Thomas Gröbe. Um aber die Scheune mit ihrem historischen Dachstuhl zu erhalten, haben sich Gemeinde und Planer für diese Variante entschieden.

Die Mittel für die Scheune und die anderen Vorhaben auf der Liste der LAG stammen von der Europäischen Union. Sie sollen helfen, ländliche Regionen überall in Europa zu entwickeln. Die Aufsicht hat hier der Freistaat Sachsen. Staatssekretär Herbert Wolff vom Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft stellt aber klar, dass das Land der Region die Entscheidung überlässt, welche Projekte zu fördern sind. „Sie wissen vor Ort viel besser, was hier sinnvoll ist“, erklärt er. Heike Zettwitz, Wirtschaftsdezernentin im Landkreis Görlitz, dankt dem Freistaat ausdrücklich für den Mut, diese Verantwortung abzugeben.

Herbert Wolff kann nicht genau sagen, wie viele Förderbescheide er schon an Projekte im ländlichen Raum vergeben hat. Er schätzt, es seien zwischen 200 und 300. Wichtig ist ihm, dass auch Träger die Flinte nicht ins Korn werfen, deren Projekte zunächst keine Förderung erhalten. „Immer wieder versuchen“, ist sein Rat. Auch Privatleute können zum Beispiel für energetische Sanierungen in ihren Privathäusern Fördermittel beantragen.

Bei Kaffee und Kuchen in der Winterkirche betont Dietmar Wolf, wie sehr er die Kirche mit Pfarrhaus und dem Scheunengebäude als Gebäudeensemble prägend für das Ortszentrum erlebt. „Man muss die Kirche im Dorf lassen“, sagt auch Herbert Wolff. Die Ortsmitte werde mit dem Umbau der Scheune baulich und funktional aufgewertet. Der Landtagsabgeordnete Lothar Bienst bestätigt als Nachbar aus der Kirchengemeinde Daubitz, dass dort die Kleinsten genau wie der Seniorenkreis oder die Tanzgruppe Thunder Heels ihren Ort im Gemeindezentrum finden.

Der Kreba-Neudorfer Bürgermeister Dirk Naumburger erzählt, wie Matthias Hanke und Thomas Gröbe bereits vor mehr als zwei Jahren auf ihn mit diesem Projekt zugekommen sind. Er bedauert, aus der Gemeindekasse keine Mittel aufbringen zu können. Dann sagt er aber tatkräftige Unterstützung für die Zukunft zu. Damit die Scheune sich öffnen kann.