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Eine offiziell inoffizielle Eröffnung

Händler und Kunden feiern die Fertigstellung eines Stücks Dohnaische Straße. Nach der Baustelle ist vor der Baustelle.

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© Marko Förster

Von Marie-Therese Greiner-Adam

Pirna. Mittlerweile kann Jens Weinhold darüber schmunzeln. In den vergangenen Monaten hatten es die Händler auf der Dohnaischen Straße jedoch nicht leicht. Grund waren die Hochwasserinstand- setzungsmaßnahmen, die im März zwischen Schössergasse und Dohnaischem Platz begannen. Fachleute beseitigten Flutschäden an der Trasse, verlegten einen neuen Abwasserkanal.

Die Schere mag stumpf gewesen sein. Der Feierstimmung tat das aber keinen Abbruch. OB Klaus-Peter Hanke (re.) mit Besuchern des Festes.
Die Schere mag stumpf gewesen sein. Der Feierstimmung tat das aber keinen Abbruch. OB Klaus-Peter Hanke (re.) mit Besuchern des Festes. © Marko Förster

Der Bagger ist mittlerweile ein Stück weiter gerückt und Weinhold kann aufatmen. „Es war sehr stark schwankend, jeden Tag wurden es weniger Kunden. Man kann sagen, es schwankte von wenig bis noch weniger“, sagt der Inhaber des Bergsportgeschäftes. Als die Löcher zugeschüttet, die Bauarbeiter weitergezogen und langsam Normalität vor dem Laden eingekehrt war, fand Weinhold, das müsse gefeiert werden. Er trommelte seine Kollegen von nebenan und gegenüber zusammen. Seine Idee, das Ende der Baustelle zu feiern, stieß bei den Nachbarn sofort auf Zustimmung und mit Ronny Kürschner von Pirna in Aktion (Pia) fanden die Händler einen Mitstreiter, der bei der Organisation half. Von der Idee bis zur Aktion waren es gerade einmal vier Wochen.

Das Fest startete um 10 Uhr, die Kleinen konnten jedoch nicht so lange warten. Die ersten Kinder waren schon eine halbe Stunde früher da.

Sie tobten sich auf der Hüpfburg, die Alfredo-Inhaber Jochen Hofmann organisiert hatte, aus. Zudem konnten sie sich bei den Schätzspielen beweisen, auf der Straße mit den vom Jugendring zur Verfügung gestellten Spielgeräten spielen oder ihre alten Spielzeuge, Bücher und CDs beim Kinderflohmarkt zu Geld machen. Für die erwachsenen Bummler gab es in den Geschäften besondere Produkte zu entdecken und Gewinnspiele lockten.

Um die Mittagszeit wurde es dann offiziell. Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos) zerschnitt zusammen mit einigen Händlern nach kurzer Vorrede symbolisch ein rotes Band, von dem sich dann jeder auch ein Stück mit nach Hause nehmen konnte. Er bedankte sich bei den Händlern dafür, dass sie durchgehalten haben, und rief die Zuschauer dazu auf, fleißig einkaufen zu gehen und den ortsansässigen Unternehmen treu zu bleiben. Dass die Schere des Oberbürgermeisters stumpf war, ist aber nur eine der Pannen, die die Organisatoren gelassen hinnahmen. Noch am Abend zuvor wurden Absperrungen aufgestellt, obwohl man vorher mit dem Bauamt genau besprochen hatte, wie das Fest ablaufen soll – zum Beispiel, dass keine Fahrzeuge Zugang zur Dohnaischen Straße haben sollen. „Das hätte nicht sein müssen. Da sperrt man ab und macht das Bild kaputt“, sagt Ronny Kürschner. Am Erfolg des Fests habe die Absperrung aber nichts geändert. „Die Händler waren durchweg zufrieden“, schildert der Pia-Chef weiter. Ute Rietzschel, die Inhaberin des Modeladens für Mollige auf der Dohnaischen Straße, hat die Baustelle viele Kunden gekostet. „Die Touristen haben die Kurve gemacht“, sagt sie. Nun hofft sie, dass die Kunden wieder zurückkommen. Gegenüber bei Reuscher Optik läuft es wieder ganz gut, bestätigt eine Mitarbeiterin. Gerade ältere Kunden seien in den vergangenen Monaten weggeblieben. Es waren zwar keine Massen, die am Sonnabend in der Dohnaischen Straße unterwegs waren, aber es war immerhin ein Anfang. Sogar ein paar Dresdner haben sich extra auf den Weg gemacht. Die andere Hälfte der Dohnaischen Straße muss noch warten. Bis Mitte 2018 will die Stadt dann fertig sein.

„Kauf lokal“ ist eine Initiative, mit der die SZ den Wandel im Einzelhandel publizistisch konstruktiv begleitet, um unsere Innenstädte zu beleben. Mehr Infos