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Eine „neue Mitte“ für den Petri-Dom

Der evangelische Altar soll neu gestaltet werden. Dafür gibt es Ideen von fünf Architekturbüros. Die Gewinner punkten mit einem Raum im Raum.

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© Robert Michalk

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Leichtes Messing statt schwere Betonquader: Nach der Innensanierung des Doms St. Petri soll nun auch der Altarbereich im evangelischen Teil umgestaltet werden. Dafür lobte die Kirchgemeinde einen Wettbewerb aus und lud fünf Architekturbüros ein, ihre Vorschläge zu unterbreiten. Nun stimmte die Jury einstimmig für den Entwurf von Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut. Ihre Idee der „neuen Mitte“ für die Gemeinde setzt sich aus drei versetzten Kreisen aus dunklem Terrazzo zusammen. „Der Kreis ist dabei einmal mehr das Zeichen der Verbindung, eine Linie ohne Anfang und Ende“, sagte Christian Tiede, Pfarrer der evangelischem Dom-Gemeinde, am Montag bei der Vorstellung der Wettbewerbsgewinner.

Angestoßen wurde das Projekt für einen neuen evangelischen Domaltar durch den Architekten Christian Schaufel, der die Dombaustelle während der Restaurierung betreute. „Durch das Herausnehmen von einer Stuhlreihe und die Neugestaltung des Gitters hat sich der Raum um unseren alten Altar geöffnet“, sagt Tiede. Die derzeitige Gestaltung mit dem massiven Abend-mahltisch aus Beton, der mehr trennt als verbindet, geht auf die Umgestaltung Deutschlands größter und ältester Simultankirche in den 1950er-Jahren zurück.

Davon machte sich Silvia Schellenberg-Thaut im August bei einem Symposium zum Altar ein Bild. „Ich kam ins Büro und hatte gleich die Idee, mit dem Kreis eine neue Mitte zu schaffen. Man braucht einen guten Start und eine gute Landung“, sagt die Architektin. „Wir wollen einen Bereich schaffen, wo es ein Miteinander gibt. Das kreisrunde Podest kann von allen Seiten gleichwertig betreten werden“, ergänz ihr Mann Sebastian Thaut. Die Leipziger gründeten nach ihrem Studium in Zwickau vor elf Jahren ihr Büro in der Messestadt. Einen Namen haben sie sich unter anderem mit der Sanierung des Lutherarchivs in Eisleben und dem mehrfach ausgezeichneten „Waldhaus“– dem Umbau einer Scheune in ein Wohnhaus – in Klein Köris gemacht. Derzeit arbeitet das Ehepaar mit zehn Mitarbeitern an der Sanierung des Stadttheaters Zwickau und am Neubau eines Kunsthauses in Göttingen.

Ausstellung im Dom

„Unser Herz brennt für Kunst- und Kulturbauten. Aber die Neugestaltung eines Altarbereichs kommt natürlich nicht jeden Tag vor“, sagt Silvia Schellenberg-Thaut. Auf dem runden, dunklen Terrazzo – das ist abgeschliffener Beton – planen die Architekten Altartisch, Taufstein und Lesepult – die Prinzipalstücke – aus Messing. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Der Entwurf zeichnet sich dadurch aus, dass er für die Abendmahlsgemeinde einen deutlich wahrnehmbaren Raum im Raum schafft, aber mit den filigranen Prinzipalstücken die einheitliche Gesamtwirkung des Kirchenraumes unterstützt.“

Doch wie geht es nun weiter mit dem Siegerentwurf? Zuerst wird der Kirchenvorstand das Projekt noch einmal begutachten. Er entscheidet auch, ob der Plan umgesetzt wird – oder alles beim Alten bleibt. Zeitgleich können sich Interessierte die Planungen in einer kleinen Ausstellung im Dom anschauen. Darüber hinaus richtet die Kirchgemeinde vorerst ihr Hauptaugenmerk auf die Finanzierung der Orgeln. „Denn die Kosten sind inzwischen höher als ursprünglich geplant“, sagt Pfarrer Christian Tiede. Die Restaurierung der Instrumente soll Mitte 2017 beginnen. Im Anschluss könnte dann das Projekt „Altar-Neugestaltung“ Fahrt aufnehmen.