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Eine Meile zum Feiern und Staunen

Das kleine Dorf Jauernick-Buschbach feiert groß sein 1050-jähriges Jubiläum und fast alle Einwohner machen mit.

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© nikolaischmidt.de

Von Constanze Junghanß

Wimpel überall. Unübersehbar und an fast jedem Gartenzaun wedeln die bunten Ketten. Die Einwohner von Jauernick-Buschbach haben ihre Häuser geschmückt. Es ist ein großes Jubiläum, das der rund 400 Bewohner zählende Ort gemeinsam mit seinen Gästen feiert. Auf 1050 Jahre Geschichte blickt das Dorf zurück. Und fast jeder Bewohner bringt sich mit ein. Das erzählt Claudia Wuttke, eine der vielen Helferinnen. „Am Freitagabend war unser Festzelt rappelvoll“, sagt sie.

1050 Jahre Jauernick

Am Sonnabend Vormittag spielte im Festzelt...
Am Sonnabend Vormittag spielte im Festzelt...
...der Musikverein aus dem Partnerort Emersacker in Bayern
...der Musikverein aus dem Partnerort Emersacker in Bayern
Der Historische Verein des 3. Infanteriepulks der irischen Fremdenlegion aus Goldberg (Niederschlesien) begrüßte die Festbesucher mit Kanonen und Gewehren.
Der Historische Verein des 3. Infanteriepulks der irischen Fremdenlegion aus Goldberg (Niederschlesien) begrüßte die Festbesucher mit Kanonen und Gewehren.
Mitglieder des Tanzkreises Rübezahl aus Deutsch-Paulsdorf...
Mitglieder des Tanzkreises Rübezahl aus Deutsch-Paulsdorf...
...warten auf ihren Auftritt.
...warten auf ihren Auftritt.
Schließlich sind sie dran und  tanzen im Festzelt.
Schließlich sind sie dran und tanzen im Festzelt.
Kirmes und Folklore wurden dem Besucher geboten.
Kirmes und Folklore wurden dem Besucher geboten.
Im Hof des St. Wenzeslaus-Stiftes waren Fahrgeschäfte aufgebaut.
Im Hof des St. Wenzeslaus-Stiftes waren Fahrgeschäfte aufgebaut.
Bei Hau den Lukas konnte man seine Kräfte zeigen.
Bei Hau den Lukas konnte man seine Kräfte zeigen.
Der Spielmannshaufen Fidelius trug mittelalterliche Lieder vor.
Der Spielmannshaufen Fidelius trug mittelalterliche Lieder vor.
Blick auf die Dorfstraße
Blick auf die Dorfstraße
Löschvorführung bei der Feuerwehr.
Löschvorführung bei der Feuerwehr.

Super Stimmung, die sie sich auch am Tag darauf erhofft. Vor ihrem Haus bleiben immer wieder Leute stehen und staunen: Am Vorgarten prangt die Zahl 1050 – gepflanzt aus Petunien. Solche Blumengrüße aus Stiefmütterchen gibt es auch am anderen Dorfende. Die Dorfstraße, die sich mal den Berg hoch, dann wieder nach unten schlängelt und den Blick bis zum Berzdorfer See freigibt, hat sich in eine Festmeile verwandelt. Links und rechts der Straße stehen Buden mit allerlei Leckereien, Trödeltischen und Andenken. Dazwischen dreht ein historisches Riesenrad seine Runden. An einem der Stände sitzen zwei alte Männer vom „Club der Münzfreunde auf dem Eigen“. Auf dem Tisch Schatullen, aus denen es glitzert. Insgesamt 80 Sondermünzen zum Jubiläum hat der Verein herausgebracht. Je die Hälfte in Bronze und in Silber. Sie gehen weg wie warme Semmeln. Am Sonnabendnachmittag sind von den 80 Münzen bereits 60 Stück in Sammlerhände weiter gewandert.

Neben den Münzfreunden erklingt Musik. Mittelalterliche Töne vor der extra errichteten Bar mit dem „Spielmannshaufen Fidelius“. Füße wippen im Takt. Die Töne schwirren bis zum Stockfischstand. Dort schwitzen hinter dem Glutnest Heiko Elving und sein Team. Auch er gehört zu den helfenden Jauernick-Buschbachern. „Es gibt hier bei uns im Ort einen guten Zusammenhalt. Jeder bringt sich zum Jubiläum irgendwie mit ein“, sagt er – und wischt den Schweiß von der Stirn. So schön das auch mit dem sonnigen Wetter ist: Am zeitigen Sonnabendnachmittag scheint es die Leute eher erst einmal zum Baden zu ziehen. Oder an die schattigen Plätze im Dorf: In der Kirche bleibt kaum ein Platz frei. Studenten der Hochschule für Musik aus Dresden spielen barocke Kammermusik. „Nach 16 Uhr wird es hier voller werden“, schätzt Heiko Elving ein.

Die Zeit gibt ihm Recht. Immer mehr Fahrzeuge parken auf der großen Wiese und auch Besucher von außerhalb trudeln nun in größeren Gruppen ein. Und staunen: An besonderen Gebäuden sind Tafeln angebracht, die über die Geschichte der Häuser und ihre Bewohner informieren. Eine Pilzankaufs- und Beratungsstelle gab es hier zum Beispiel. Oder eins der ältesten Bauerngüter von Jauernick, den Vierseitenhof Posselt. Zur Feier sind die Tore geöffnet.

Wäsche aus Großmutters Zeiten hängt auf der Leine, alte bäuerliche Gerätschaften sind ausgestellt. Im Nebengelass sitzt Monika Gorn auf einem Stuhl und sortiert Zeichnungen. Seit über 50 Jahren lebt Frau Gorn im Dorf. Mit Blick zur Kirche, wie sie erzählt. Und da fing sie vor einer Weile an, den Fensterblick und andere Ansichten vom Ort zu malen. Entstanden sind ganz außergewöhnliche Kunstwerke in leuchtenden Farben. Nein, einen Kurs habe sie nie besucht, erzählt die Seniorin. Ihre Werke stellt sie nun anlässlich des Jubiläums aus, hat kleine Kunstdrucke auf Bierpapier vom Schwiegersohn anfertigen lassen. Nun ist handschriftlich auf den Motiven die Widmung „1050 Jahre Jauernick“ zu lesen.

Magdalena Maruk und ihre Mutter Agnieszka Mlynczak sitzen genau am anderen Ende der Flaniermeile. Verkleidet als Marketenderinnen gehören sie zum historischen Verein des dritten Infanteriepulks der irischen Fremdenlegion. Die Legion macht Pause und trinkt ein kühles Landskron-Bier. „Unsere Gruppe kommt aus Zlotoryja (Goldberg) und wir biwaken hier zum Fest“, erzählt die 34-Jährige. Überall gibt es etwas zu sehen und die Fotoapparate der Besucher klicken: Beim Musikverein Emersacker ebenso, wie beim Tanzkreis Rübezahl, dem singenden Himmelfahrtsverein und den vielen anderen kulturellen Darbietungen, die die Einwohner zu ihrem Fest organisiert haben.