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Latte, Kamel und viele Erdmännchen

Im Zoo ist gewogen, gemessen und gezählt worden. Die Inventur ist auch ein beliebter Termin für Zahlenspielerei: dieses Jahr ist reichlich Nachwuchs geplant.

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© Christian Juppe

Von Lars Kühl

Treff ist am Pinguingehege. Das kann ja lustig werden, glitschig und putzig auf jeden Fall. Die Vorfreude bei der Journalistentraube ist jedenfalls groß. Der Zoo hat am Donnerstag zur jährlichen Inventur eingeladen. Wiegen, Messen und Zählen – ein beliebter Termin für Fotomotive und Zahlenspielerei mit Rück- sowie Ausblick. Sprüche klopfen gehört unter den Medienleuten zum Handwerk. Wann wackeln die Frackträger endlich vor die Linse?

Das große Wiegen und Zählen im Dresdner Zoo

Im Dresdner Zoo ist gewogen, gemessen und gezählt worden. Auch dieses Kamel war an der Reihe.
Im Dresdner Zoo ist gewogen, gemessen und gezählt worden. Auch dieses Kamel war an der Reihe.
Dem Tier war es offenbar aber nicht so nach einer Untersuchung - nach beherztem Schmusen schon eher.
Dem Tier war es offenbar aber nicht so nach einer Untersuchung - nach beherztem Schmusen schon eher.
Zwo, drei, vier ... noch alle hier?
Zwo, drei, vier ... noch alle hier?
Auch die Erdmännchen wurden gezäht.
Auch die Erdmännchen wurden gezäht.
Nach der Inventur stand bei den Kleintieren die Fütterung auf dem Tagesplan.
Nach der Inventur stand bei den Kleintieren die Fütterung auf dem Tagesplan.
Geparden leben eigentlich in Afrika und damit in wärmeren Gefilden.
Geparden leben eigentlich in Afrika und damit in wärmeren Gefilden.
Gegen die Dresdner Winterkälte hilft aber kuscheln.
Gegen die Dresdner Winterkälte hilft aber kuscheln.
Roter Panda, Kleiner Panda, Katzenbär, Bärenkatze, Feuerfuchs, Goldhund - dieses Tier hat viele Namen.
Roter Panda, Kleiner Panda, Katzenbär, Bärenkatze, Feuerfuchs, Goldhund - dieses Tier hat viele Namen.
Im Dresdner Zoo sind davon im Dezember vier auf die Welt gekommen.
Im Dresdner Zoo sind davon im Dezember vier auf die Welt gekommen.
Inventur im Zoo: Auch die Dresdner Presse war vollzählig angetreten.
Inventur im Zoo: Auch die Dresdner Presse war vollzählig angetreten.

Wahida zuckelt gemächlich heran. Kaum einer nimmt von dem Kamel Notiz. Bis Zoo-Direktor Karl-Heinz Ukena erklärt, die Trampeltier-Dame sei die Auserwählte. Also, bitte alle folgen! Im Wirtschaftstrakt gibt es vor der Futtermeisterei eine Waage, die ebenerdig in den Boden eingelassen ist. Pfleger Sylvio Kunadt und Revierleiter Thomas Sickert führen den Paarhufer behutsam auf die Platte. Die Fotografen kämpfen Schulter an Schulter um die beste Position. Wer ist hier das Trampeltier? Eine „236“ leuchtet rot auf der Kilo-Anzeige auf. Klick, klick, klick. „Hast du gut gemacht, Schnecke“, sagt Sickert und streichelt Wahida liebevoll über den Nasenrücken. Nicht zu viel, nicht zu wenig – das Gewicht für das Jungtier, welches im Mai vorigen Jahres in Dresden zur Welt kam und weitere 200 Kilogramm zulegen wird, passt im Moment.

Nicht aber das Motiv. Die Knipser bitten die Pfleger, Wahida noch einmal auf die Waage zu geleiten. Geduldig lässt die Vierbeinerin die Prozedur über sich ergehen. Sie ist es gewöhnt. Schon mehrfach wurde das Kamel von seiner Gruppe getrennt und zu Trainingszwecken erst durch den Zoo geführt und dann gewogen. Anfangs war das schwierig. Mit lauten Rufen widerstrebte es der Trennung von Mutter Madhuri. Mittlerweile klappt es besser. Die Leckerlis, die Sickert dem Trampeltier vors Maul hält, machen es noch einfacher.

Mit einer Bierruhe läuft Wahida, den Journaillentross im Schlepptau, zurück in ihr Freigehege. Dort warten bereits Zoo-Inspektor Helmar Pohle und seine Messlatte. Also heißt es für Sickert und Kunadt wieder festhalten, damit Pohle zwischen den Höckern die Schulterhöhe messen kann: 1,46 Meter. Alles im grünen Bereich, das Jungtier ist erlöst und hat sich eine Extra-Portion Belohnungsfutter verdient.

Auf ihres warten die Erdmännchen um das Zuchtpaar Horst und Hilde bereits ganz hippelig. Gerd Grätz, der zuständige Revierleiter, kommt in ihre Hügelwohnung, denn nach draußen trauen sich die possierlichen Zoo-Lieblinge bei diesen Temperaturen nicht. Hinter einer Scheibe kleben die Fotografen und schimpfen über das spiegelnde Glas. Grätz gibt sein Bestes und füttert die Mangusten an mehreren gewünschten Positionen. Bei jedem Standortwechsel wuseln die Erdmännchen ihm hinterher. Ein niedliches Schauspiel, bei dem er das Zählen nicht vergisst: Zwölf Tiere leben zurzeit auf der Anlage.

Bis zum Stichtag am 31. Januar macht der Zoo seine jährliche Bestandsaufnahme. Fast 1 600 Tiere von 267 Arten wurden bisher erfasst. Die größte Gruppe sind die Vögel mit 532 Exemplaren (95 Arten), gefolgt von den Säugern mit knapp 400 (63). Über 320 Fische teilen sich auf 43 Arten auf, rund 140 Reptilien auf 36. Dazu kommen noch Amphibien und Wirbellose. Wichtigste Neuzugänge waren zwei Mohrenmakis, drei asiatische Nilgau-Antilopen, fünf Gundis (Nagetiere), ein Tamandua (Ameisenbär), ein Schweinshirsch, zwei Tariktik-Hornvögel, zwei Blaukappenhäherlinge und drei Sattelstörche. Abgegeben wurden beispielsweise ein Orang-Utan, ein Trampeltier, ein Runzelhornvogel und ein Strauß. Ein Hyazinth-Ara (Papagei) starb unter anderem genauso wie ein Kronenkranich und ein Tamandua.

Dafür kann der Zoo aber ein paar erfolgreiche Nachzuchten vermelden: drei Rote Pandas, einen Goldtakin, sechs Zwergotter, zwei Rosalöffler und einen Rotbüffel. Gleiches soll 2017 auch bei den Buntmardern, den Goldtakinen, den Mohrenmakis und den Chapman-Zebras sowie bei den Geiern, Flamingos und Rosapelikanen gelingen.

Doch der Zoo blickt jetzt schon in die Zukunft. Die Elefantengruppe zieht im Sommer in das bis dahin fertiggebaute Afrikahaus. 2018 soll ein Bulle dazukommen. Vorübergehend, erklärt der zoologische Leiter Wolfgang Ludwig, für maximal ein halbes Jahr. Man hofft auf Nachwuchs. Zwei Empfängniszyklen der Elefantenkühe wolle man es probieren. Einen geeigneten Kandidaten gibt es im Hallenser Zoo. Der sei darauf trainiert, die Gruppen zu wechseln. Letztendlich werde die Entscheidung aber vom Zuchtbuchführer getroffen.