Merken

Eine Klause zum Klönen

Ungezwungen einen Kaffee oder ein gutes Bier genießen? In Sebnitz gibt es dafür einen neuen Anlaufpunkt.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Schon der Blick durch die erleuchteten Fenster verheißt Behaglichkeit. Wer durch die Türe tritt, wird nicht enttäuscht: freigelegte Mauern aus dicken Sandsteinblöcken, alte Fensterbögen, Backsteinboden. Die Tische sind aus massivem Holz, neben dem Tresen flackert ein Kamin.

Die Kirchklause auf der Kirchstraße schräg gegenüber des Rathauses in Sebnitz ist seit Donnerstag offiziell eröffnet.
Die Kirchklause auf der Kirchstraße schräg gegenüber des Rathauses in Sebnitz ist seit Donnerstag offiziell eröffnet. © Dirk Schulze

Sebnitz hat eine neue Kneipe, die Kirchklause auf der Kirchstraße, nur ein paar Schritte vom Marktplatz entfernt. Bereits während der Wanderwoche im Juni, zur Museumsnacht und beim Weihnachtsmarkt konnte man hier einkehren, danach war aber immer wieder zu. Das hatte mit einer ausstehenden Genehmigung vom Bauamt zu tun, erklären Anke John und Uwe Zocher, die Betreiber der neuen Wirtschaft. Mittlerweile ist der lang ersehnte Brief aber da, und es kann richtig losgehen.

Uwe Zocher ist ein alter Hase in der Gastronomie. In jungen Jahren gründete der heute 49-Jährige in einer Gartensparte in Dresden-Striesen das El Horst, das bald zur Kultkneipe avancierte. Später war er jahrlang Chefkoch im Scheunecafé und der Planwirtschaft, zwei Institutionen in der Kneipenlandschaft der Dresdner Neustadt. Seit zwölf Jahren ist der gelernte Koch Küchenchef der Brandbaude bei Hohnstein. Dort lernte er seine Partnerin Anke John kennen, eine gebürtige Sebnitzerin. Der Liebe wegen zog er von Dresden nach Sebnitz. Vor vier Jahren kaufte die Familie das Haus auf der Kirchstraße – die drei Kinder brauchen Platz – und begann zu renovieren. Dass im Erdgeschoss Platz für eine Gastwirtschaft sein sollte, gehörte von Anfang an zur Idee. „Ich glaube an die Stadt und die Region, und dass sich der Tourismus hier positiv entwickelt“, sagt Zocher.

Nach einem Jahr Bauzeit, vielen schlaflosen Nächten und dank fleißiger Helfer ist es nun geschafft. In dem 1755 als Schulgebäude erbauten Haus war lange eine Fleischerei ansässig. Die jetzige Gaststube war früher das Geflügelhaus und komplett gefliest. Hinter den Fliesen kamen der Sandstein und die vermauerten Fensterbögen zum Vorschein, die den Raum jetzt prägen. Entstanden ist eine gastliche Stube mit 30 Plätzen und der richtigen Mischung aus Tradition und Modernem. Im Fenster dreht sich ein Tannertsches Schattenspiel, die Deckenlampen stammen von Ikea.

Die offizielle Eröffnung am Donnerstagmittag war bewusst unspektakulär gehalten. Groß Werbung haben die Wirtsleute nicht gemacht, nur auf einem Zettel im Schaufenster und auf einer frisch eingerichteten Facebookseite war der Termin angekündigt. „Er gibt nichts Schlimmeres als am ersten Tag überrannt zu werden“, sagt Uwe Zocher. Dann kommt man mit dem Bedienen nicht hinterher und die Gäste nehmen im schlimmsten Fall den Eindruck mit, das Personal sei überfordert.

Die Kirchklausner setzen darauf, dass sich die neue Gastwirtschaft von allein herumspricht und allmählich wächst. Das scheint zu funktionieren. Das Reservierungsbuch füllt sich, für kommende Woche hat sich ein alteingesessener Stammtisch zum Probesitzen angekündigt, der nach der Schließung des Deutschen Hauses eine neue Heimat sucht.

Auf den Tisch kommt, was in der Gegend wächst und hergestellt wird: Lauterbacher Ziegenkäse, regionales Fleisch von Dürrröhrsdorfer, Forelle aus Rathmannsdorf, Wild aus den heimischen Wäldern und im Sommer Gurken und Tomaten von der Gärtnerei Kretzschmar gegenüber. Es gibt kein festes Angebot, auf der ausgewählten Speisekarte steht täglich das, was saisonal gerade da ist, darunter ein Eintopf des Tages und immer ein vegetarisches Gericht. Zur Eröffnung konnten die Gäste unter anderem zwischen Linsensuppe süß-sauer mit Wiener Würstchen, Penne mit Gorgonzola oder Hirschkeulenbraten mit Preiselbeer-Rotkohl wählen. Auch das Bier hat keinen weiten Weg. Gezapft wird „Rechenberger“ aus dem Osterzgebirge und „Falkenstejn“ aus der Kirnitzsch-Brauerei in Krasna Lipa (Schönlinde).

Bleibt noch die Frage nach dem Namen: Kirchklause. Eine Klause, das ist für Uwe Zocher eine urige kleine Kneipe, wie es sie in München oder in Böhmen gibt, in die man schnell mal auf ein Bier reinhuschen kann. In Anbetracht der Lage im Dreieck von Stadtverwaltung und Gotteshaus standen dann Rathaus oder Kirche als Namensgeber zur Auswahl. Uwe Zocher hat sich für die Kirchklause entschieden. Der Oberbürgermeister kam zur Eröffnung trotzdem persönlich zum Gratulieren vorbei.

Kirchklause, Kirchstraße 8 in Sebnitz. Geöffnet von Donnerstag bis Montag, 12-22 Uhr.  035971833660