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Eine Kirche voller Emotionen

Gerhard Schöne war in Radeberg. Es war wirklich ein besonderes Konzert, das in der Radeberger Stadtkirche zu erleben war. Eines, das es so nur hier geben konnte.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer und Jens Fritzsche

Radeberg. Nein, den erhobenen Zeigefinger kennt einer wie Gerhard Schöne nicht. Und er braucht ihn auch nicht. Der bekannte Liedermacher ist eben auch Geschichtenerzähler – und in diesen Geschichten, die er in Liedform packt, ist nur die vermeintlich große Welt im vermeintlich Kleinen versteckt, sondern eben auch die Moral. Ohne zu moralisieren. Auch das braucht einer wie Gerhard Schöne nicht. Und doch ist klar, was er meint, wenn er sein Programm „Ich öffne die Tür weit am Abend“ überschreibt. Wobei das nicht nur – wie es aktuell aussehen könnte – auf das Thema der Flüchtlingsströme passt. Sondern generell die Frage umreißt, ob wir unsere Herzen und Türen wirklich nur noch öffnen, wenn wir der Meinung sind, dass es uns etwas bringt, sie zu öffnen … Und so sang Gerhard Schöne Sonntagabend in der rappelvollen Radeberger Stadtkirche zum Beispiel auch davon, dass unter denen, die ihm zuhören, vielleicht auch Christus unerkannt sitzt. Wissen wir denn wirklich, wer da zu uns zu Gast kommt? Ist es richtig, schon vorzuverurteilen, bevor wir genauer hingeschaut haben?

Faszinierende Lockerheit

Es war jedenfalls ein wirklich emotionaler Abend, dieser Sonntagabend in Radebergs Stadtkirche. Auch, weil Gerhard Schöne nicht nur zwei brillante Musiker mit dabei hatte – Jens Goldhardt an der Orgel und den Jazz- und Rockmusiker Ralf Benschu an Saxofon und Klarinette – sondern auch die etwa 30 Kinder der Kurrende, dem Kinderchor der Radeberger Kirchgemeinde. Unter der Leitung von Radebergs Kantor Rainer Fritzsch hatten sie sich intensiv auf dieses besondere Konzert vorbereitet. Und es ging den Zuhörern zu Herzen – und ins Hirn –, was die Kinder da mit Schöne sangen. Wobei Gerhard Schöne trotz des durchaus schwerwiegenden Themas mit faszinierender Lockerheit – und viel Augenzwinkern – durchs Programm führte. „Meine Lieder sollen Lebenszeichen sein, sie sollen ansingen gegen alles, was Leben einschränken oder verhindern will, in uns und um uns herum“, beschreibt Gerhard Schöne sein Anliegen – und schafft das auch, indem er Schmunzeln und Lachen erzeugt. Neben den sehr emotional nachdenklichen Momenten, die es natürlich auch gibt in diesem Programm. Und mit überraschenden Entdeckungen. Texten von Albert Schweizer zum Beispiel, den viele so wohl noch nicht kannten. Schöne liest immer wieder die vielen klugen Sätze Schweizers; und die könnten mitunter erst gestern geschrieben sein.

Über Gerhard Schönes Liedern liegt ein Zauber. Jede Zeile geht unter die Haut. Weltliche und geistliche Musik, Choräle in neuer textlicher Bearbeitung und einfach schöne Schöne-Lieder wechseln sich ab. Facettenreich. Und für die Zuhörer auf den Kirchenbänken sind sie hier und da Entdeckung und Erinnerung zugleich. Denn natürlich hat Gerhard Schöne auch einige seiner bekannten Lieder dabei. Wie das vom Filmprojektor, der gerade einen Kriegsfilm zeigen musste und nun den Filmvorführer bittet, das Ganze einfach noch mal rückwärts zeigen zu dürfen, damit das ganze sinnlose Sterben zurückgedreht wird. Und natürlich ist auch das eine oder andere Kinderlied; weil Gerhard-Schöne-Konzerte ja immer auch Familientreffen sind.

Ein wunderbarer Abend in der Stadtkirche. Ein besonderes Konzert, auch weil es eine einzigartige Radeberg-Note hatte.