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Eine Kehrmaschine im Test

Glashütte und Dipps wollen die Straßenreinigung in die eigene Hand nehmen. Doch das kann kostspielig werden.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner und Anja Ehrhardtsmann

Glashütte/Dippoldiswalde. Das Laub hat keine Chance. Der drehende Besen erfasst und schleudert es in den dicken Schlauch. Durch den wird das Laub in den Behälter geblasen, der sich im hinteren Teil der Kehrmaschine befindet. In Sekundenschnelle ist der Streifen vor der Bordsteinkante sauber. Mark Pusch, der die Kehrmaschine am Mittwoch zum Test über die Straßen von Glashütte steuert, ist zufrieden. „Das Fahrzeug ist einfach zu bedienen“, sagt er. Und es arbeitet ganz ordentlich, meint der 42-jährige Reinhardtsgrimmaer, der beim Glashütter Bauhof als Vorarbeiter für die Straßenreinigung und Grünflächenpflege zuständig ist. Für den Fußweg, den er gerade gereinigt hat, benötigte er zwei Minuten. „Würde ein Bauhofmitarbeiter hier fegen, bräuchte er zwischen 20 und 30 Minuten“, sagt er.

Bevor Bauhofvorarbeiter Mark Pusch das Fahrzeug selbst steuern konnte, ließ er sich von Uwe Pohl in die Funktionen einweisen.
Bevor Bauhofvorarbeiter Mark Pusch das Fahrzeug selbst steuern konnte, ließ er sich von Uwe Pohl in die Funktionen einweisen. © Karl-Ludwig Oberthür
Die Kehrmaschine verfügt über einen Drahtbesen, der Grasbüschel aus den Fugen reißen kann.
Die Kehrmaschine verfügt über einen Drahtbesen, der Grasbüschel aus den Fugen reißen kann. © Karl-Ludwig Oberthür
Das Fahrzeug ist so schmal und leicht, dass der Bauhof damit auch Gehwege kehren könnte.
Das Fahrzeug ist so schmal und leicht, dass der Bauhof damit auch Gehwege kehren könnte. © Karl-Ludwig Oberthür

Das sei schon mal ein Grund, weshalb sich der Bauhof dieses Fahrzeug zulegen sollte. Doch der Vorarbeiter weiß genauso wie sein Chef, Bauhofleiter Veith Hanzsch, dass das Argument nicht reichen wird. „Die Kehrmaschine kostet rund 100 000 Euro“, sagt Hanzsch. Das sei viel Geld. Gegenwärtig gibt die Stadt Glashütte pro Jahr rund 10 000 Euro für die Straßenreinigung aus. Sie arbeitet dabei mit einem externen Dienstleister zusammen, der nach Absprache viermal im Jahr vorbeikommt und Aufträge nach dem Kehrplan abarbeitet. Einige Straßen werden jedes Mal gereinigt, andere sind nur einmal im Jahr dran.

Weniger Arbeit an den Gullys

Würde Glashütte sich selbst eine Kehrmaschine zulegen, könnte sie sich diese Ausgabe sparen und flexibler reagieren, zum Beispiel, um Straßen und Plätze vor und nach Veranstaltungen zu reinigen. Nach Unwettern könnte die Kehrmaschine helfen, überschwemmte Straßen und Wege zu reinigen. Glashütte könnte durch das Fahrzeug auch Arbeiten erledigen lassen, die bisher von Mitarbeitern ausgeführt werden, zum Beispiel das Reinigen der kommunalen Fußwege. Die Kehrmaschine könnte dem Bauhof helfen, bestimmte Tätigkeiten zu minimieren, sagt Hanzsch. Denn je öfter Straßen gereinigt werden, desto weniger Laub und Staub landen in den rund 1 600 Schmutzkästen der Gullys. Die müssten dementsprechend seltener gereinigt werden.

Die Kehrmaschine bringt ohne gefüllten Wassertank 2,3 Tonnen auf die Waage. Sie kann insgesamt 1,2 Tonnen zuladen. Zudem ist sie nur 115 Zentimeter breit. Da sich die Seitenspiegel bei Widerstand von selbst einklappen, könnte der Bauhof mit dieser Kehrmaschine auch über so schmale Gehwege wie den vor der St.-Wolfgang-Kirche fahren. Als ganz praktisch erwies sich beim ersten Test auch der Drahtbesen, der am Fahrzeug vorn montiert ist und der es mühelos schaffte, Grasbüschel aus den Fugen der Granitpflastersteine zu reißen.

Auch in Dippoldiswalde überlegt man, sich dieses Fahrzeug zuzulegen. Hier wurde die Technik am Dienstag getestet. Die Kehrmaschine musste sich auf verschiedenen Strecken beweisen: Am Markt ging es darum, mit unterschiedlichem Pflaster zurechtzukommen, auf der Weißeritzstraße, den Asphalt samt Pflastermulde von Unkraut und Schmutz zu befreien, und am Busbahnhof die Kaugummireste zu beseitigen. Doch nicht nur darauf kommt es an, auch die Handhabung und der Radius, den die Maschine fahren kann, spielten beim Test eine Rolle. In Glashütte war man davon angetan, denn das Fahrzeug ist sehr beweglich und kann auf sehr kleinem Raum wenden. So kann es zum Beispiel ohne Probleme um einen kreisrunden Brunnen herum fahren.

In Dippoldiswalde ist die Bauhofleitung noch unentschlossen, ob sie den Kauf dieser Kehrmaschine beantragen soll – vorrangig aus finanziellen Gründen. „Wir schauen nach Alternativen, um mit unserem Budget das Bestmöglichste für das Stadtbild rauszuholen“, erklärt der Dippser Bauhofleiter Thomas Quinger. Die Stadt selbst hat seit einigen Jahren keine eigene Kehrmaschine mehr. Bereits vor zwei Jahren hat der Bauhof das Fahrzeug eines anderen Herstellers getestet. „Wir wollen damit Erfahrungswerte sammeln“, sagt Quinger. In Glashütte wird die Kehrmaschine am heutigen Donnerstag weiter getestet, um zu schauen, wie gründlich sie arbeitet und wo es mögliche Schwachstellen gibt. Danach wird Mark Pusch die Ergebnisse mit Bauhofleiter Veith Hanzsch auswerten, um zu entscheiden, ob der Kauf einer Kehrmaschine bei der Verwaltung beantragt werden sollte.