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Eine Karlsbrücke für Dresden

Die Grünen wollen schnell eine touristenfreundliche Passage wie in Prag. Die Entscheidung im Rat fällt diese Woche.

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© Marco Klinger

Von Peter Hilbert

Die Augustusbrücke bröckelt zusehends. Das 114 Jahre alte Bauwerk muss dringend saniert werden. Der Glücksfall: Durch Fluthilfemittel wird dies schon 2016 möglich. Geht es nach der Stadt, bleibt sie nicht nur bei der Instandsetzung, sondern auch danach für Autos gesperrt. Doch das reicht den Grünen nicht.

Tausende Touristen strömen täglich über die Prager Karlsbrücke. Die Grünen sehen darin ein Vorbild für Dresden.
Tausende Touristen strömen täglich über die Prager Karlsbrücke. Die Grünen sehen darin ein Vorbild für Dresden. © Peter Hilbert
Tausende Touristen strömen täglich über die Prager Karlsbrücke. Die Grünen sehen darin ein Vorbild für Dresden.
Tausende Touristen strömen täglich über die Prager Karlsbrücke. Die Grünen sehen darin ein Vorbild für Dresden. © dpa

Die Vision: Neustadt soll für Fußgänger wesentlich besser angebunden werden

Thomas Löser hat eine Vision. Der Fraktionschef der Grünen will eine Karlsbrücke für Dresden. Mit einer autofreien Passage von der Sophienstraße über die Augustusbrücke bis zur Hauptstraße würde die Innenstadt touristisch erheblich aufgewertet, ist er überzeugt. „So könnte die Neustadt wesentlich besser angebunden werden“, sagt Löser. Die Prager Karlsbrücke zeige, wie damit ein touristischer Anziehungspunkt geschaffen werden kann. Er könne sich gut vorstellen, dass auch auf der zentralen Dresdner Altstadtbrücke Straßenmusikanten spielen.

Löser sieht jetzt die Zeit gekommen, seinen Plan durchzusetzen. Seine Fraktion hatte bereits im März den Antrag einer verkehrsberuhigten Augustusbrücke parat. „Doch damals war er im Stadtrat nicht mehrheitsfähig“, erläutert Löser. Das hat sich geändert. Jetzt dominiert Rot-Grün-Rot-Orange.

Die Regelung: Elbquerung in den Ferien und an den Wochenenden dicht

Beschließt der Stadtrat den Antrag, wird es 2015 ernst. Vorgesehen ist, vorerst die Augustusbrücke an Wochenenden, in den Oster- und Sommerferien und in der Adventszeit für Autos zu sperren. Nur Straßenbahnen, Rettungsfahrzeuge und Taxen dürfen dann noch rollen. Gesprochen werden müsste auch darüber, ob Busse der Stadtrundfahrten die Brücke weiter nutzen dürfen. Später könnte die Elbquerung dann das gesamte Jahr über für Autos gesperrt werden.

Eingeleitet werden sollten zudem die nötigen Schritte, um die Sophienstraße zu sperren. Ausnahmen sollten nur für den Liefer- und Taxiverkehr zum Taschenberg und der Kleinen Brüdergasse gelten. Ein weiterer Punkt sieht vor, ein Konzept zur stärkeren touristischen und kulturellen Nutzung der Augustusbrücke zu erarbeiten, um sie attraktiver zu machen. Dabei sollten auch die Händler und Gewerbetreibenden auf der Alt- und Neustädter Seite einbezogen werden.

Die Reaktion: CDU will zuerst alle Innenstadtbrücken sanieren

„Aus unserer Sicht ist es ziemlicher Käse, die Augustusbrücke schon jetzt zu sperren“, reagiert Gunter Thiele. Der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion verweist darauf, dass die Albertbrücke noch bis 2016 saniert wird. „Da brauchen wir die Augustusbrücke noch als Alternative“, argumentiert er. Zumal es noch dicker kommen würde, wenn auf der Carola- oder der Marienbrücke ein Unfall wäre. „Aus unserer Sicht kann man über eine Teilsperrung der Augustusbrücke erst reden, wenn wir alle Innenstadtbrücken saniert haben“, sagt er. Das wäre nicht vor 2020.

Passanten, die die SZ gestern auf der Brücke befragte, finden die Idee einer autofreien Brücke gut. So auch der Münchner Johannes Aicher. Der 35-Jährige ist das erste Mal in Dresden. „Ich bin begeistert“, sagte er. „Wenn man hier auf der Brücke steht und das Altstadtpanorama vor sich hat, ist das toll.“ Ohne Autos wäre das sicher noch besser. Das kann sich auch der Striesener Horst Wieczorek vorstellen. „Dadurch würde es auch ruhiger am Theaterplatz“, so der 85-Jährige. Aber eins müsste schnell wieder geöffnet werden – ein Durchgang durch den Neustädter Fußgängertunnel.

Der Rathausplan: Nach Sanierung fahren nur noch die Bahnen

Für eine Sperrung der Augustusbrücke ist auch Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz. Allerdings erst mit dem Sanierungsbeginn 2016. Schließlich sei das im Konzept zur verkehrsberuhigten Innenstadt bereits vom Stadtrat beschlossen. „Zudem steht im Verkehrskonzept 2025plus explizit drin, dass die Augustusbrücke für den Durchgangsverkehr gesperrt wird“, verweist er auf einen weiteren Plan. „Bei täglich 6.000 Kraftfahrzeugen, die die Brücke nutzen, wäre das zu verkraften.“ Eine frühere Sperrung hält er nicht für möglich. Zuvor müsste die Sanierung der Albertbrücke beendet sein, die derzeit für Autos gesperrt ist.

Dort gehen die Arbeiten zügig voran. Deshalb macht er Druck, die Instandsetzung von Dresdens traditionsreichster Brücke schnell vorzubereiten. Im Mai hatte der Bauausschuss das Konzept zur Gestaltung des Bauwerks und der Anschlüsse bestätigt. „Die Ingenieurbüros arbeiten voll an der Planung“, sagt Koettnitz. Geht alles nach Plan, könnten die Arbeiten Mitte 2016 beginnen, wenn die Albertbrücke fertig ist.

Die Zeit drängt. An der Augustusbrücke gibt es starke Schäden. So hat der Bogen überm Terrassenufer derart gelitten, dass er ersetzt werden muss. Besonders bedrohlich sei der Zustand am Übergang zwischen Bögen und Pfeilern, den sogenannten Kämpfern. Dort gibt es bewegliche Steingelenke nach dem Prinzip eines Knies. Veränderungen werden mit Sensoren gemessen. Festgestellt wurden Bewegungen bis zu vier Zentimetern. „Das ist alarmierend. Deshalb sind wir so dankbar, dass wir das zur Beseitigung der Hochwasser-Schäden bekommen.“