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Eine Grundschule in Nebelschütz?

Vor 25 Jahren lernten Erst- bis Viertklässler der Gemeinde noch in einer eigenen Schule. Dann kam der Geburtenknick. Doch inzwischen gibt es wieder viel mehr Kinder.

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© Wolfgang Wittchen

Von Manuela Paul

Nebelschütz. Sie ist der ganze Stolz der Nebelschützer – die vor gut anderthalb Jahren eingeweihte neue Kita. Fast zwei Millionen Euro investierte die sorbische Gemeinde in den Neubau, der inzwischen fast ausgelastet ist. 65 Mädchen und Jungen werden derzeit in der schicken Einrichtung betreut. Platz ist für 75. Spätestens nächstes Jahr werden so viele Kinder dort spielen und lernen, weiß der Nebelschützer Bürgermeister Thomas Zschornak. „Das zeichnet sich schon ab.“

Vor zehn Jahren stand die Gemeinde vor der Entscheidung, die alte Kita zu erweitern oder in einen Neubau zu investieren, erinnert sich das Gemeindeoberhaupt. Denn die alte Kindereinrichtung platzte fast aus allen Nähten. „Ich bin froh, dass wir neu gebaut haben.“ Doch rundum zufrieden seien die Nebelschützer noch nicht, verrät Thomas Zschornak. Denn eigentlich wollte man seinerzeit nicht nur eine Kita, sondern einen Bildungskomplex bauen – mit Schule, Hort und Turnhalle. Zumindest sah das die erste Planung vor, so der Bürgermeister. Doch um das durchzusetzen, hätte man viel Zeit gebraucht. „Die hatten wir aber nicht. Also konzentrierten wir uns erst einmal auf den Kita-Bau.“

Inzwischen gebe es in Nebelschütz eine Elterninitiative, welche die Frage an die Gemeindeverwaltung herantrug, ob es nicht möglich wäre, wieder einen Hort im Ort einzurichten. Da die Gemeinde dies auch als durchaus angebracht sah, habe man gemeinsam mit dem Landesjugendamt und dem CSB als Kita-Träger die Möglichkeiten geprüft.

Hoher Aufwand

Da in der neuen Kindertagesstätte kein Platz für einen Hort ist, schaute man nach anderen Räumlichkeiten. Überlegungen gingen zum Beispiel dahin, das Tourismusbüro, die Ausstellungs- und Seminarräume der Gemeinde dafür zu nutzen. „Doch dort waren die Voraussetzungen nicht gegeben“, so der Bürgermeister. Man hätte die Räume nach heutigen Anforderungen und Richtlinien umbauen müssen. Damit wären riesige Kosten auf die Gemeinde zugekommen. Fördermittel geben es dafür aber nicht. Zum anderen wäre es kompliziert geworden, die Kinder täglich von der Räckelwitzer Schule nach Nebelschütz zu transportieren. „Es wäre also nur mit ganz hohem personellen und finanziellen Aufwand umsetzbar gewesen.“

In der jüngsten Elternversammlung in der Kita habe er die Situation dargelegt. Dort sei auch die Sprache darauf gekommen, dass Nebelschütz wieder eine eigene Grundschule bräuchte. Bis 1991 existierte eine solche im Ort – gegenüber der Kirche. Allerdings sank nach der Wende auch die Zahl der Geburten von durchschnittlich 20 auf drei pro Jahr. Damals war es einfach nicht möglich die Schule zu halten, erklärte Thomas Zschornak. Also wurde sie geschlossen. Die Nebelschützer Kinder gingen fortan in die Räckelwitzer Grundschule. Wegen des Geburtenknicks mussten auch zwei der bis dahin drei existierenden Nebelschützer Kitas schließen. Inzwischen sieht die Lage anders aus. Seit gut zehn Jahren gebe es wieder steigende Geburtenzahlen in Nebelschütz und den Nachbarorten. Der Kita-Neubau ist ein beredtes Beispiel dafür. Ein Grundschul-Bau wäre nur logisch. Dort könnte auch das Kita-Konzept – sorbisch, ökologisch, kreativ – nahtlos weitergeführt werden. Der Gemeinderat plädiert für eine Schule in freier Trägerschaft. Das sei einfach realistischer, als auf eine staatliche Schule zu hoffen, so Zschornak. Denn im Kultusministerium gebe es diesbezüglich kaum Bestrebungen. Außerdem seien Freie Schulen gut für die Bildungslandschaft. Allerdings sind da die Eltern gefragt. Entsprechende Initiativen stünden hinter fast allen Freien Schulen. „Wir fördern und unterstützen solche Initiativen.“

Engagement der Eltern

Für Dominic Schäfer aus Kamenz, dessen sechs Monate alter Sohn die Nebelschützer Kita besucht, stand nach der Versammlung fest, dass er sich einbringen wird. Deshalb schrieb er eine Mail an Ministerpräsident Tillich, in der er nach Fördermöglichkeiten für das Vorhaben fragte. „Ich finde, der Bürgermeister hat recht. Wir Eltern sollten uns mehr engagieren.“ Dass eine ländliche Schule Kindern gu tue, sieht er bei seinem älteren Sohn, der in Wiesa lernt. Eine Reaktion auf seine Anfrage bekam der Kamenzer bisher noch nicht. Auf SZ-Nachfrage im Bürgerbüro des Ministerpräsidenten war nicht zu erfahren, wo sich die Mail derzeit befindet und ob es eine Antwort darauf gibt.