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Eine Garage für kaiserliche Waggons

Der historische Güterboden soll in zwei Projekten erweitert werden. Dem Schmalspurbahn- Museum winken dadurch ganz neue Möglichkeiten.

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© Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen

Von Ulrike Keller

Radebeul. Der Vergleich lässt aufhorchen. Von Dimensionen im Umfang der neuen „Sächsischen I K“ ist am Sonnabend am Güterboden die Rede. Gemeint sind nicht die Maße der 2006 bis 2009 aus dem Nichts aufgebauten Lok-Legende. Worauf sich der Vorsitzende der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen bezieht, ist die beachtliche Projektsumme. Dr. Andreas Winkler zufolge verschlang die Neukonstruktion der sächsischen I K mit der Nummer 54 auf der Grundlage alter – zufällig im Antiquariat entdeckter – Pläne mindestens 1,2 Millionen Euro. Aktuell widmet sich die Stiftung einem ähnlich preisintensiven Vorhaben in Radebeul-Ost.

Erster Spatenstich am Sonnabend: Die Gleisanbindung des Schmalspurbahnmuseums an die Lößnitzgrundbahn soll ab November gebaut werden.
Erster Spatenstich am Sonnabend: Die Gleisanbindung des Schmalspurbahnmuseums an die Lößnitzgrundbahn soll ab November gebaut werden. © Klaus-Dieter Brühl

Wie nun erstmals öffentlich vorgestellt wurde, soll der Güterboden umfassend erweitert werden. Zunächst wird das Museum an die bestehende Gleisinfrastruktur angeschlossen. Vorhandene Gleise enden bisher als Stummel im Nirgendwo. Was dazu führt, dass Bahnfahrzeuge nur unter extremem Aufwand transportiert werden können. „Dann müssen wir nicht mehr mit Rampen und Kränen arbeiten, was sündhaft teuer ist“, erklärt Andreas Winkler.

Im nächsten Schritt ist geplant, eine offene Garage für wertvolle historische Wagen zu errichten. Der Stiftungsvorsitzende spricht von „Unikaten“ aus allen Teilen Sachsens, die darin untergestellt werden sollen. Bislang seien sie schutzlos jeder Witterung ausgeliefert, was ihnen schwer zusetze. „Sie müssen ins Trockene, wenn wir sie erhalten wollen“, so Winkler.

Mit der Projektpräsentation wird zugleich der Startschuss für eine großangelegte Spendenaktion gegeben. Denn noch fehlt Geld. „Für die Unterstellung haben wir erst 2 000 Euro zusammen und fangen jetzt intensiv mit dem Sammeln an“, sagt Stiftungsgeschäftsführerin Anja Ziese. Von den rund 170 000 Euro für die Gleisanlage stehen inzwischen 120 000 Euro bereit. Darum kann für das Vorhaben am Sonnabend bereits der erste Spatenstich erfolgen.

An den Gartengeräten versammeln sich als Schmalspurbahnfraktion Andreas Winkler und Ralph Siegel von der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen sowie Christoph Walther vom Verein Traditionsbahn Radebeul. Daneben schwingen der Meißner Landrat und Radebeuls Oberbürgermeister den Spaten. Arndt Steinbach (CDU) und Bert Wendsche (parteilos) haben das Unterfangen nicht finanziell, aber Kraft ihres Amtes im Genehmigungsverfahren unterstützt, heißt es. Als erster größerer Spender des Tages gesellt sich die UBS-Bank Bank in Gestalt von Mitarbeiter Sven Weber hinzu. Er überbringt 550 Euro aus Berlin.

In ganz privater Mission steht übrigens Jan Mücke am Rand des Sandfelds. Der frühere FDP-Politiker war als Kind begeisterter Pioniereisenbahner und bis 2013 als Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium tätig. Er stiftet spontan 500 Euro. Die Bauarbeiten für die Anschlussgleise sollen schon im November beginnen. Mit der offenen Fahrzeughalle geht es los, sobald das nötige Geld zusammengekommen ist. Die Baugenehmigungen lägen schon vor. Als Architekt konnte mit Kelf Treuner ein renommierter Fachmann gewonnen werden. Er leitet unter anderem die Rekonstruktion des Lingnerschlosses Dresden.

Entstehen wird der XXL-Edel-Carport mit Brandschutz und Rettungsweg auf der momentanen Brachfläche zwischen dem Museumsgebäude und der angrenzenden Sidonienstraße. Der Bahn-Unterstand soll vier Gleise auf einer Fläche von rund 1 000 Quadratmetern überdachen. „Da kommt schon ganz schön etwas unter“, überschlägt Stiftungsvorsitzender Winkler. Ein trockenes Plätzchen ist schon angedacht für Schmalspurschätze wie den ältesten Wagen in Sachsen aus dem Jahr 1882 sowie die sächsischen Waggons des Traditionszugs von 1888/89. „Das Holz ist extrem anfällig“, erläutert Christoph Walther vom Verein Traditionsbahn Radebeul bei einer kleinen Führung. „Wir sind nur mit Farbeimer und Schleifpapier unterwegs.“

In einem künftigen Projekt sind dann wiederum noch die vier neuen Gleise der Garage an das bestehende Schienennetz anzuschließen. Mit all diesen Plänen eröffnen sich für das Schmalspurbahnmuseum am Güterboden ganz neue Möglichkeiten. Andreas Winkler verrät: „Das Ziel sind wechselnde Fahrzeugausstellungen.“

Spenden sind auf das Konto der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen möglich: IBAN DE24 1203 0000 1020 1953 58 und BIC BYLADEM1001. Der Verwendungszweck lautet „Fahrzeugunterstellung Radebeul“.