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Familiengeschichte im Schrankkoffer

Im neuen Museum wird das Handwerk der Tuchmacher am Beispiel der Riehles erzählt. Das freut nicht nur die Nachfahren.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Waldheim. Das Haus am Niedermarkt 8 in Waldheim hat eine wechselvolle Geschichte. 1771 wird es erstmals erwähnt als „ein mit fünf Bieren brauberechtigtes Haus“ des Postmeisters Christian Gottlob Bennewitz. Prominentester Übernachtungsgast war wohl zweifelsohne der französische Kaiser Napoleon. Doch auch für die Wirtschaft war das Haus von großer Bedeutung: 1810 erwarb es Tuchmacher Christian Friedrich Riehle für 1 700 Taler. Das Gebäude fiel einem Brand zum Opfer, wurde jedoch ein Jahr später wieder aufgebaut. „Heute repräsentiert unser neuer Stadt- und Museumshaus im Wesentlichen den Zustand um 1861“, erläuterte Museumsleiterin Katja Treppschuh während der feierlichen Einweihung am Wochenende.

Das sagt Regina Roßbach (50), IG Verschönerung Hartha, zum neuen Museum: „Mir und meinen Begleitern von der Interessengemeinschaft Verschönerung Hartha ist es wichtig, mit den lokalen Förderern dieses Hauses ins Gespräch und Impulse für die eigene Arbeit
Das sagt Regina Roßbach (50), IG Verschönerung Hartha, zum neuen Museum: „Mir und meinen Begleitern von der Interessengemeinschaft Verschönerung Hartha ist es wichtig, mit den lokalen Förderern dieses Hauses ins Gespräch und Impulse für die eigene Arbeit © Dietmar Thomas
Das sagt Hannelore Heinrich (77), Rentnerin aus Waldhei, zum neuen Museum: „Die Ausstellungen sind wirklich einwandfrei. Mein Mann und ich sind richtig stolz auf das neue Museum, weil wir alte Waldheimer sind und unsere Stadt lieben. Den Eintritt in Höhe
Das sagt Hannelore Heinrich (77), Rentnerin aus Waldhei, zum neuen Museum: „Die Ausstellungen sind wirklich einwandfrei. Mein Mann und ich sind richtig stolz auf das neue Museum, weil wir alte Waldheimer sind und unsere Stadt lieben. Den Eintritt in Höhe © Dietmar Thomas
Das sagt Wolfgang Becker (76), Rentner aus Schönberg, zum neuen Museum: „Meine Frau und ich haben die ersten beiden Eintrittskarten gekauft. Das ist schon etwas Besonderes. Ich bin sehr erstaunt, dass das Museum so gut geworden ist. Ich kenne das Gebäude
Das sagt Wolfgang Becker (76), Rentner aus Schönberg, zum neuen Museum: „Meine Frau und ich haben die ersten beiden Eintrittskarten gekauft. Das ist schon etwas Besonderes. Ich bin sehr erstaunt, dass das Museum so gut geworden ist. Ich kenne das Gebäude © Dietmar Thomas

Bis 1954 war das Gebäude im Besitz einer Seitenlinie der Familie Riehle. „Meine Großmutter hat das Unternehmen bis dato geführt. Der Betrieb wurde zu DDR-Zeiten in den organisierten Konkurs geführt, die Familie somit zwangsenteignet“, erzählte Gerhard Dietl. Er ist einer der Riehle-Nachfahren, die sich am Freitag während eines Empfangs für geladene Gäste in dem aufwendig sanierten Haus umgeschaut haben. Im Dachgeschoss kommt es zu einem Familientreffen. Er und sein Sohn Holger sind aus Stuttgart beziehungsweise Halle angereist, Gisela Göhler, geborene Riehle, aus Dresden. Nicht ganz so weit hatten es Uta und Bettina Böhme. Sie leben gemeinsam in Waldheim in einem Riehle-Haus am Obermarkt. Zusammen schaute sich die Verwandtschaft die Schau an. „Meine Großmutter ist in diesem Haus geboren. Ich kenne es zwar nicht mehr als Wohnhaus, finde aber toll, was daraus geworden ist“, sagte Seniorin Uta Böhme.

„Aus Waldheim in die Welt“ lautet das Motto der Schau im Dachgeschoss. Die Präsentationsform in Gestalt übergroßer Schrankkoffer findet Bettina Böhme sehr gelungen. Insgesamt fünf solcher Koffer stehen auf dem Dachboden, der zum Teil im Originalzustand erhalten geblieben ist. Doch nur der zum Tuchmacherhandwerk ist geöffnet. „Die übrigen geben ihr Innenleben im Abstand von etwa sechs Monaten preis“, erläuterte Museumsleiterin Katja Treppschuh die Intension. Sie widmen sich thematisch unter anderem dem Prozess von der Erfindung der Zahnseife hin zur Marke Florena, der Justizvollzugsanstalt, der Industrialisierung in Waldheim sowie dem Leben und Wirken von Gelehrten und Künstlern mit Waldheimer Wurzeln.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise

Das Stadt- und Museumshaus hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17Uhr geöffnet.

Der Eintritt kostet vier, ermäßigt zwei Euro. Gruppen erhalten einen Preisnachlass: Ab zehn Personen verringert sich der Eintrittspreis um jeweils 50 Cent.

Im Dachgeschoss gibt es aktuell eine Sonderschau zur Sanierung des Hauses.

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Einem berühmten Waldheimer Künstler hingegen wird im ersten Stockwerk eine eigene Etage gewidmet: dem Bildhauer Georg Kolbe nämlich. „Im Zentrum der Ausstellung steht, wie auch in Kolbes Schaffen, der Akt. Er orientiere sich an den Figuren des modernen Tanzes, um die Bandbreite menschlicher Ausdrucksformen abzubilden“, erklärte die Kuratorin Verena Schneider. Gemeinsam mit der Stadt und dem Einrichtungsbüro Helmstedt/Schnirch/Rom sei die Entscheidung getroffen worden, lieber weniger Stücke zu zeigen, diese jedoch effektvoll zu präsentieren. „Um einige Figuren, wie den kleinen Ruf der Erde beispielsweise, muss man im Kreis gehen, um sie in all ihrer Schönheit, Feinheit und Detailgenauigkeit der Bewegungsabbildung wahrnehmen zu können“, begründete Verena Schneider.

Am Eröffnungswochenende haben sich 195 Besucher das neue Museum angesehen. „Hinzu kommen die etwa 100 geladenen Gäste von Freitagabend. Damit sind wir zufrieden“, sagte Katja Treppschuh am Sonntag auf DA-Nachfrage.