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Eine Familie – eine Schule

Die Grundschule in Mügeln gibt es seit 1986. Manche Schüler von damals kommen noch immer jeden Tag her.

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© Kristin Richter

Von Carina Brestrich

Heidenau. Kimberley hat es geschafft: Die Füße der Raupe sind gezählt. Den Überblick über die Beinchen zu behalten, ist Teil des Anmeldeprozederes für die Astrid-Lindgren-Grundschule in Heidenau-Mügeln. Nächstes Jahr bekommt die Fünfjährige dort ihre Zuckertüte. Damit wird Kimberley dann eine Art Familientradition fortsetzen. Denn schon ihre Schwester Emily und Mama Bianca gingen an die Schule, die dieses Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Bianca Thomas gehörte sogar zu den ersten Schülern der Schule überhaupt. 1986 wurde die erste Klasse eingeschult. Damals war das Wohngebiet Mügeln gerade neu entstanden und Bianca Thomas mit ihren Eltern und Geschwistern von Königstein nach Heidenau gezogen. Die 36-Jährige erinnert sich noch, wie ein Block nach dem anderen wuchs – mittendrin die Schule. Von der ersten bis zur zehnten Klasse wurde damals noch unterrichtet. Auch der Kindergarten und der Hort waren mit in dem Gebäude an der Dresdner Straße untergebracht.

„Die Kinder kamen damals häufig in Gummistiefeln in die Schule“, sagt Karla Dorn. Viele Nebenstraßen waren in Mügeln nicht mal asphaltiert, erinnert sich die heutige Schulleiterin, für die die Eröffnung der Schule auch persönlich ein Neustart war. Die Mathematiklehrerin kam damals gerade aus der Elternzeit, mit ihren Kolleginnen hatte sie vier Klassen mit 114 Schülern zu unterrichten. „Das war eine spannende Zeit, alles war neu“, sagt sie.

Neue Nachbarn

Mit der Wende wurde alles anders. Das Schulsystem wurde neu geordnet. 1991 übernahm Karla Dorn die Leitung der Grundschule, die nun getrennt von der Mittelschule existierte. „Mir war die Schule so ans Herz gewachsen, deshalb habe ich mich um den Posten beworben“, sagt sie. Später zog die Mittelschule aus, dafür kam 2002 die Förderschule hinzu. Zwei Jahre später dann der nächste große Schritt in der Schulchronik. Die Schule bekam einen Namen: Astrid-Lindgren-Grundschule.

Die elf Jahre alte Emily findet die Idee richtig gut. Denn jedes Schuljahr ist ein anderes Buch der berühmten Namensgeberin und Autorin an der Reihe. Überhaupt erinnert sie sich gern an ihre Grundschulzeit: „Die Lehrer waren nicht zu streng und nicht zu nett“, sagt Emily, die heute in der Goethe-Oberschule lernt.

Anders als ihre Tochter ist Bianca Thomas bis zur zehnten Klasse in Mügeln zur Schule gegangen. Auch nach ihrer Schulzeit ist sie in Mügeln geblieben. Damals hat die heute 36-Jährige eine Ausbildung zur Köchin gemacht. Einen Grund, wegzugehen gab es für sie nicht – und gibt es auch weiterhin nicht. In Mügeln hat sie alles, was sie braucht – vor allem eins: „Einen guten Start ins Schulleben für meine Kinder.“

Dass sie heute noch die Kinder ihrer eigenen Schüler unterrichtet, ist selten geworden, sagt Karla Dorn: „Viele sind weggegangen.“ So machte sich Ende der 1990er-Jahre auch in den Klassen der Mügelner Grundschule der Rückgang der Geburten bemerkbar. Damals lief die einst vierzügige Schule zeitweise nur noch zweizügig. Über zu wenig Nachwuchs aber kann Karla Dorn inzwischen nicht klagen: Die Klassenzimmer sind voll – und bleiben es auch in den kommenden Jahren.