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Eine Extra-Spur für Niesky

Die Vertreter des Landesamtes stehen zu ihrer Entscheidung für die umgebaute Kreuzung.

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© André Schulze

Von Katja Schlenker

Niesky. Die Ampel an der Jänkendorfer Kreuzung hat Vorteile. Bis zu dreißig Sekunden länger Grün könnten Linksabbieger aus Richtung Kodersdorf dort haben. Allerdings nur, wenn das Landesamt für Straßenbau und Verkehr seinen Plan umsetzen kann. Der besagt, eine separate Rechtsabbiegespur aus Richtung Nieder Seifersdorf zu bauen. Diese soll dabei helfen, das Stauchaos im Fall eines gesperrten Tunnels Königshainer Berge in den Griff zu bekommen. Seitdem dieser Plan bekannt geworden ist, gehen die Meinungen in Niesky und Waldhufen auseinander. So haben sich zum Beispiel zahlreiche Befürworter eines Kreisverkehrs zusammengefunden. Ob das die bessere Lösung für die Jänkendorfer Kreuzung ist, haben Vertreter der Stadt und der betroffenen Gemeinden sowie des Landesamtes am Mittwochabend diskutiert.

Ingenieurbüro ist für Kreuzung

Das Gutachten der Ingenieurgesellschaft Obermeyer Planen + Beraten kommt zu einem klaren Ergebnis. Ohne Umleitung wäre der Kreisverkehr genauso gut wie die Kreuzung, erklärt Verkehrsgutachter Helmuth Ammerl. Mit dem Umleitungsverkehr geht der Kreisel jedoch in die Knie, weil der auf einen gleichmäßigen Verkehrsfluss aus allen vier Zufahrten angewiesen ist, um zu funktionieren. Außerdem werden Fußgänger und Radfahrer bei einem Kreisverkehr einem hohen Sicherheitsrisiko ausgesetzt, erklärt der Experte. Einen separaten Schutz wie jetzt mit der eigenen Ampel gibt es außerorts beim Kreisverkehr nicht. Dort erhalten Radfahrer und Fußgänger keinen Vorrang vor Fahrzeugen. Zudem wird durch einen Kreisel im Normalfall zügiger gefahren als über eine Ampelkreuzung, sagt Helmuth Ammerl. Er spricht von vierzig Stundenkilometern im Durchschnitt.

Auch die Stadtverwaltung Niesky kommt nach einer erneuten Prüfung der Thematik zu einem ähnlichen Ergebnis, wie Mitarbeiter Enrico Bachmann sagt. Und macht zugleich den Vorschlag, Fußgänger und Radfahrer durch einen Tunnel unter der Bundesstraße 115 hindurchzuleiten statt wie jetzt über die vielbefahrene Nord-Süd-Verbindung. Dieser Idee pflichtet auch der Waldhufener Gemeinderat Roland Jäkel bei. Er zeigt sich nach der Präsentation überzeugt von der Variante Ampelkreuzung mit Bypass. Aber: „Ich verstehe nicht, warum Radfahrer und Fußgänger außer Betracht gelassen werden“, sagt Roland Jäkel. „Das können wir keinem Bürger erklären, wenn wir so eine Baumaßnahme machen und keinen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer bauen.“ Wenigstens in Betracht gezogen sollte dieser werden.

Weitläufige Umgehung?

Die Vertreter des Landesamtes zeigen sich von der Idee wenig begeistert. „Es ist dargestellt worden, dass die Ampel auch für Radfahrer und Fußgänger sicher ist“, erklärt Andreas Biesold. Er leitet die Niederlassung in Bautzen, welche für die beiden ostsächsischen Landkreise Bautzen und Görlitz zuständig ist. Für Fußgänger und Radfahrer sei die Kreuzung eben mit Wartezeiten an der Ampel verbunden.

Doch nicht nur Roland Jäkel kritisiert das Konzept. „Ich freue mich, dass an einer Stelle versucht wird, eine Lösung zu finden“, sagt Kodersdorfs Bürgermeister René Schöne. „Aber eines ist dabei gar nicht betrachtet worden: Wie geht es danach weiter mit dem Verkehr?“ Er plädiert für eine weitläufige Umgehung, damit die Fahrzeuge gar nicht erst hergeholt werden. Weißenberg als Abfahrt müsse mit einbezogen werden. Kodersdorfer leiden enorm unter dem Umleitungsverkehr, weil dort der nächste Anschluss an die Autobahn 4 ist. Als der Tunnel wegen eines Brandes den Sommer 2013 über gesperrt gewesen ist, ist der Verkehrsstrom im Ort kaum abgebrochen. Wer auf die Bundesstraße 115 abbiegen wollte, musste Geduld aufbringen.

Die Vertreter des Landesamtes stehen zu ihrer Entscheidung für die umgebaute Kreuzung. Die Planungen dafür sollen bald verstärkt aufgenommen werden, erklärt Andreas Biesold. Bisher ist alles eher zaghaft angelaufen – auch wegen der Bürgerinitiative in Niesky. Im Stadtrat soll das vorgestellte Gutachten ausgewertet und erneut über die Pläne für die Jänkendorfer Kreuzung diskutiert werden, erklärt Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann am Tag danach. Das wird voraussichtlich in der Sitzung im Januar passieren. Dort soll sich entscheiden, ob – und wenn ja, wie – sich die Stadt nochmals positioniert, denn die Stadt hat sich bisher immer für den Kreisverkehr ausgesprochen.

Auch in Waldhufen wird Bürgermeister Horst Brückner den Gemeinderat in der nächsten Sitzung informieren. „Wenn wir noch mal angehört werden im Zuge der Planung, dann werden wir uns positionieren“, sagt er. Wie, das muss der Gemeinderat entscheiden.