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Eine echte Meisterleistung

Die Obercunnersdorfer Tischlerei Schneider gibt es mittlerweile seit 90 Jahren. Dafür erhielt sie gestern eine Auszeichnung.

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Von Marcus Scholz

Obercunnersdorf. Angeregt fachsimpelten Staatssekretär Hartmut Fiedler und Tischlerprofi Ullrich Schneider über die Handwerkskunst. Der Grund für Fiedlers Besuch in Obercunnersdorf war ein ganz besonderer: Unter dem Titel „Meisterleistung“ wurden 75 familiengeführte Handwerksbetriebe mit rund einhundertjähriger Tradition in ganz Sachsen ausgezeichnet – die Tischlerei Schneider ist einer davon. Sachsens Staatssekretär für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr überreichte gestern Firmenchef Schneider die Auszeichnung. „Das Handwerk prägt den Charakter unseres Freistaates Sachsen in besonderer Weise. Das wollen wir würdigen“, sagte Staatssekretär Fiedler. Ullrich Schneider führt seine Firma nun schon in der vierten Generation. Dabei hat er sich über die Jahre auf die Herstellung von individuell und innovativ gestalteten Hauseingangstüren spezialisiert. Betriebe wie die Tischlerei Schneider seien eine gute Werbung für das traditionelle sächsische Handwerk, sagte Fiedler. Aktuell beschäftigt das Unternehmen acht Mitarbeiter. Während des Baubooms Anfang der 1990er Jahre und der damit verbundenen wirtschaftlichen Hochkonjunktur waren es sogar 15 Angestellte. Durch ihre Individualität ist die Firma aber auch momentan gut ausgelastet und hat viele Aufträge. Dabei zählen kleine und mittlere Handwerksbetriebe aus dem gesamten Bundesgebiet zu den Kunden. Vor sechs Wochen ging sogar eine große Lieferung bis nach Brasilien. „Wir sind froh uns so gut zu halten, denn die Dichte an Tischlereibetrieben in der Region ist hoch“, sagte Ullrich Schneider.

Der Chef des Familienbetriebs sieht dem weiteren Bestehen seiner Firma über die vierte Generation hinaus positiv entgegen. Zwei seiner vier Söhne arbeiten in der Tischlerei und wollen die Firma auch in nächster Generation weiterführen. Der jüngste Sohn beendete erst im letzten Jahr seine Lehre und wurde für sein Gesellenstück geehrt. „Darauf sind wir stolz“, erzählte Schneider. In absehbarer Zeit könnten allerdings Probleme entstehen. Die Zahl der Schulabsolventen hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren halbiert und immer weniger Auszubildende entscheiden sich für einen Beruf im Handwerk. Dabei benötigt Ullrich Schneider junges Fachpersonal, denn sechs seiner acht Mitarbeiter sind über 50 Jahre alt. Trotzdem blickt er optimistisch in die Zukunft, denn die Tradition des Obercunnersdorfer Unternehmens soll noch lange Bestand haben.