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Eine durchaus blendende Idee

Das Rote Kreuz hat an der Äußeren Zittauer Straße in Löbau eine LED-Leuchttafel aufgestellt. Das Licht sorgt auch für Probleme.

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© Matthias Weber

Von Markus van Appeldorn

Welt-Metropolen wie London oder New York sind bekannt für ihr gleißendes Werbelichtermeer. Der Piccadilly Circus oder der Times Square – ohne ihre Hunderte Quadratmeter großen LED-Flächen an den Fassaden wären diese Plätze für Touristen wohl nur halb so attraktiv. So langsam schickt sich nun auch Löbau an, mit leuchtenden Verbraucher-Informationen die Nacht zum Tag zu machen.

An der Kreuzung der Weißenberger Straße mit der B 6 etwa steht so eine mehr als mannshohe LED-Tafel. Im Takt einiger Sekunden wechseln die grellen und bunten Werbebotschaften einander ab. Eine weitere dieser Leuchtwände buhlt einige Hundert Meter weiter oberhalb an der Einmündung der Äußeren Bautzner Straße zur B 6 um die Aufmerksamkeit der vorbeiziehenden Autofahrer.

Die Wirkung solcher Leuchttafeln ist offenbar auch dem Deutschen Roten Kreuz in Löbau nicht entgangen. Der Kreisverband Löbau präsentiert sich seit Neuestem an seinem Sitz an der Äußeren Zittauer Straße mit einem etwa ein mal vier Meter großen Leucht-Panel. Die Leuchtwand ist so etwas wie ein digitales Schwarzes Brett. „Wir wollen darauf unsere Lehrgangs- oder Blutspende-Termine bekannt machen“, sagt Löbaus DRK-Geschäftsführerin Silke Seeliger der SZ. Auch andere Veranstaltungen könne man auf diesem Wege auch kurzfristig einer breiten Öffentlichkeit kommunizieren.

Kleines Problem: Das Leucht-Panel ist trotz seiner Funktion als „Schwarzes Brett“ strahlend weiß. Mitunter so grell leuchtend, dass Autofahrer auf der Straße regelrecht geblendet werden, wie die SZ im ›Test feststellte. Silke Seeliger ist das Problem bekannt. 20 000 Euro habe man dafür ausgegeben, „und jetzt geht das Ding nicht einmal gescheit“, sagt sie. Wegen einiger fehlerhafter LED-Module müsse der Lieferant noch einmal nachbessern. Und als nachbesserungsbedürftig sieht das DRK auch die Leuchtkraft der LED-Wand.

Mike Schnitter, beim DRK in Löbau für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, betreut auch die HighTech-Leuchtwand. „Die Wand ist mit einem automatischen Dämmerungs-Dimmer ausgestattet“ erklärt er. Der sorge dafür, dass die Tafel bei einbrechender Dunkelheit und nachts ihre Lichtleistung automatisch herunterfahre. Derzeit könne es durchaus vorkommen, dass die Sensorik kritische Lichtsituationen, etwa stark bewölkten Himmel, nicht ausreichend erkenne und das Panel zu hell strahlen lasse. „Das ist eine Sache der Justierung und Feineinstellung der Automatik“ sagt er. Die höchstzulässige Leuchtstärke sei im Immissionsschutzgesetz geregelt. Diese überschreite die genehmigungsfreie Tafel des DRK nicht, sagt Schnitter. Die maximale Leuchtkraft betrage 7 000 Nits (eine Maßeinheit für die Leuchtdichte abgeleitet vom lateinischen Wort „nitere“ für „scheinen“). Zum Vergleich: ein moderner LED-Fernseher leuchtet mit bis zu 500 Nits

Die Feinregulierung der Leuchtkraft abhängig von der Umgebungs-Helligkeit ist auch für Markus Löffler vom ADAC Sachsen ein wichtiges Kriterium. Der Verkehrsingenieur weiß um die Attraktivität solcher Leuchttafeln: „Man macht diese Wechsel-Lichtwerbung ja, um hohe Aufmerksamkeit zu erzielen. So eine Werbung zieht extrem Aufmerksamkeit an. Und wenn einer damit anfängt, ziehen viele nach.“ Neben der Helligkeit sei auch die Wahl des Aufstellortes und der Abstand zur Straße für die Verkehrssicherheit bedeutend. „Ich kenne aber keine Fälle, dass solche Tafeln irgendwo zu mehr Unfällen geführt hätten“, sagt der Experte.

Das Rote Kreuz will die Strahlkraft seiner Leuchtreklame aber ohnehin demnächst deutlich drosseln. Noch laufe die Anzeige im 24-Stunden-Betrieb, informiert Mike Schnitter vom DRK. Das sei aber nur während der Anlaufphase der Fall, um alle Feineinstellungen des Systems vornehmen zu können. Künftig werde die Tafel ab Mitternacht ausgeschaltet. „Es macht keinen Sinn, die Maschine zu Zeiten laufen zu lassen, zu denen kaum Autos hier vorbeifahren“, sagt er. Weniger wegen der Stromkosten. Mit einer Leistung von 600 Watt sei die Anlage sparsam, sagt Schnitter. Aber: „Wir wollen keine Anwohner mit Licht stören.“