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Eine Chance für Thessa und Co.

Dana John kümmert sich um verwaiste Katzen, rund um die Uhr. Ihre eigenen Tiere helfen da schon mal mit.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Klägliches Miauen aus dem Wohnzimmer. Baby Karlchen hat Hunger. Und ein Problem mit der Verdauung. Deshalb gibt’s was besonders Darmfreundliches. Hühnerbrühe mit Möhrchen, aus der Flasche. Kaum steckt der Sauger im Maul, zuppelt das Kätzchen los. Eins von derzeit acht in der Katzenaufzuchtstation Coswig.

Eingerichtet von Dana John, als Pflegestelle des Großenhainer Tierschutzvereins e.V. Die 39-jährige EU-Rentnerin hat jetzt alle Hände voll zu tun. Erst kam ein drei Wochen junger Vierer-Wurf aus Meißen, entdeckt beim Holzstapel-Umsetzen, da war die Mutter verschwunden. Die zweite, wenig ältere Vierergruppe folgte kurz darauf. Aus Zabeltitz, die Mutter überfahren.

Deren Stelle übernimmt nun die Frau mit den langen blonden Haaren. Die Katzen finden das offenbar gut, selbst die eigenen. Davon hat Dana John nämlich auch noch drei. Kater Karlchen – Namensgeber für Baby Karl. Und die Schwestern Sally und Sandy. Die schon mal Tantengefühle für dem Nachwuchs entwickeln, die Kleinen ablecken, mit ihnen spielen.

Wäre schön, wenn sie ihnen auch gleich den Po saubermachen, sagt Dana John. Doch das überlassen die Damen der ehrenamtlichen Zweibeinerin. Viel Arbeit, vor allem beim aktuellen Verdauungsärger. Die Feuchttücher sind immer griffbereit. Und auch sonst tut die Ersatzmama alles, damit die Kleinen sich wohlfühlen. Ein Küsschen für eine kleine gestreifte Prinzessin, eine Streicheleinheit für Thessas Bauch, ein neues Fläschchen für Timi. Für dessen Namen stand übrigens Dana Johns Sohn Tim Pate, der Koch werden will.

Dass sich die Coswigerin mal so intensiv um mutterlose Katzen bemühen würde, nahm seinen Anfang wohl vor 20 Jahren, als die gelernte Tierwirtin ihre allerersten Samtpfoten mit der Flasche großzog. Trotz diagnostizierter Katzenhaarallergie, die sich bis heute nicht zeigt.

Der Zufall führte die junge Frau mit den Großenhainer Tierschützern zusammen. In der Zeit schloss das bekannte Coswiger Katzenhaus von Inge Will. Dana John übernahm zum Teil, nämlich die ganz Kleinen.

Ihre eigenen Großen haben hier spielerische Vorbildfunktion. Kleine Zurechtweisung, wenn einer zu sehr am Nachbarn rumstupst. Die Kleinen nehmen’s nicht übel, merken sich das aber hoffentlich fürs nächste Mal, sagt die Katzenmutter.

Für sie ist es keine Frage: Die Katzen brauchen den Kontakt zu Artgenossen, das Spiel. Gerade die, die nur in der Wohnung leben. Deshalb gibt Dana John die Tiere nie einzeln ab. Und auch erst, wenn sie ausreichend groß sind. Das kann helfen, Probleme zu vermeiden. Depressionen beispielsweise oder dass die Katzen aggressiv oder wieder unsauber werden.

Mittlerweile sind alle Kätzchen satt, zufrieden, genügend bespielt und – wie kleine Kinder – mitten in der Bewegung weggedöst. Kurze Ruhepause auch für die Katzenmutter. Zum Glück bleibt es nicht das ganze Jahr so intensiv, geht die Hauptpflegezeit von Mai bis November, bis alle vermittelt sind. Allerdings müssen die ganz Kleinen aller drei, vier Stunden gefüttert werden. Dana John sieht das als ihre Aufgabe. Wie dreimal am Tag staubsaugen, eine Menge Wäsche, alles notieren, füttern, wiegen, streicheln, nie lange wegbleiben.

21 Katzen konnte sie 2016 abgeben, im Jahr zuvor 15. Der Verein bestreitet die Tierarztkosten, das Futter – sie bezahlt es oft selbst. Denn Futterspendenboxen gibt es zu wenige. Manchmal fällt auch eine solche Möglichkeit weg. Das macht dem Tierschutzverein mächtig zu schaffen, sagt dessen Chef Armin Krake. Im Moment sei der Verein sowieso an der Kapazitätsgrenze, die Pflegestellen zu 100 Prozent ausgelastet. Neben den acht Kätzchen bei Dana John sind da noch sieben weitere Katzenwelpen, die ohne Mutter gefunden wurden und nun aufgezogen werden.

Deshalb wünscht Armin Krake sich neben der Kastrationspflicht für frei laufende Katzen eine Verstärkung des Vereins durch weitere Pflegestellen und Mitglieder. Und dass die Spendenbereitschaft nicht nachlässt. Zumal der Großenhainer Verein auch über die Ortsgrenzen hinaus agiert.

Wie eben mit der Pflegestelle in Coswig, wo zurzeit Meißner und Zabeltitzer Kätzchen größer werden können. Und Katzenmutter Dana John sich ebenfalls über jede Spende für den Verein freut. Viel Zeit zum Nachdenken übers Finanzielle lässt Karlchen ihr nicht. Frisch aufgewacht, meldet sich schon wieder der Hunger. Diesmal mit einem lauten, fordernden Miau.

Spendenkonto: Sparkasse Meißen, IBAN: DE43850550003400002568, BIC: SOLADES1MEI

www.grossenhain-tierschutzverein.de