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Eine Brücke für Zabeltitz

Was wird aus dem Bahnübergang Zabeltitz? Die Gerüchte über eine neuerliche Sackgasse wie in Großenhain reißen nicht ab.

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© Klaus-Dieter Brühl/Montage: SZ-Bildstelle

Von Birgit Ulbricht

Zabeltitz. Nichts wäre für Zabeltitz schlimmer – abgehangen zu sein wie die Kleinraschützer von der Großenhainer Innenstadt. Genau dieses Szenario würde den Bürgern drohen, falls der Bahnübergang an der Gärtnerei Rühle dichtmacht. Tatsächlich bestätigt der Bahnsprecher für Infrastruktur auf Anfrage der SZ: „Bei Tempo 200 sind Schranken nicht mehr zulässig“.

Im Ortschaftsrat ist man sich da hinter vorgehaltener Hand einig – wie Großenhain will man es hier nicht machen. Gesagt hat es allerdings ein anderer: Eberhard Nicklisch. Der Landwirt schaltete sich schon vor einigen Wochen in die Debatte ein, weil er selbst betroffen ist.

4,25 Meter als Kompromiss?

Wenn nämlich der Bahnübergang zur Sackgasse würde und das Brückebauwerk in Treugeböhla nur in der jetzigen Höhe von 3,60 Metern erneuert wird – müsste er mit seiner Landwirtschaftstechnik künftig riesige Umwege fahren. Deshalb plädierte er für 4,50 Meter Durchfahrtshöhe wie heute üblich. Zunächst erntete er dafür bei Stadtbaudirektor Tilo Hönicke eher Spott: „Klar beantrage ich eine größere Brücke, die Rechnung bekommt dann allerdings, Herr Nicklisch“, sagte er auf Anfrage. Allerdings schwenkte Tilo Hönicke im letzten Stadtrat komplett um. Der Hintergrund: Es gibt ein Förderprogramm. Auf die Stadt kämen also keine Zusatzkosten zu.

Angeblich hat man sich hinter den Kulissen auf 4,25 Meter Durchfahrtshöhe verständigt. Nächste Woche will die Bahn AG vor Ort in Treugeböhla nochmals eine technische Besprechung durchführen. Ist damit nun alles vom Tisch? „Ich kann nicht glauben, dass die Bahn für 1200 Zabeltitzer einen Bahnübergang offen lässt“, vermutet Eberhard Nicklisch. Der Landwirt bleibt skeptisch. Und er wittert neues Ungemach. Wer sollte eine Brücke bezahlen? Ist die auch für Lkw geeignet oder bleibt es bei einer reinen Pkw-Brücke? Und was wird dann mit der Gärtnerei Rühle oder dem eben erst verkauften und sanierten Bahnhäuschen?

Was wird der Landkreis bezahlen?

Michael Baufeld, Sprecher für Infrastruktur bei der Bahn AG, bestätigt auf Nachfrage, dass die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke „voraussichtlich mit einer Straßenbrücke überbrückt wird“. Die Formulierung enthält gleich zwei Unwägbarkeiten. Erstens ein „voraussichtlich“ – und was schwerer wiegt, den Hintergrund, dass der Straßen-Eigentümer sich zu einem Drittel an den Kosten für die Zabeltitzer Brücke beteiligen muss. Und nicht nur die: Bis 2019 müssen vier Brücken im Abschnitt Großenhain/Frauenhain dafür erneuert werden. In Zabeltitz müsste ein Drittel der Bund, ein Drittel die Bahn und ein Drittel der Landkreis Meißen zahlen.

Dass der permanent in Geldnot ist, und daher durchaus die Ausbaustandards entscheidend sind, ist offenkundig. Könnte die Stadt in Vorleistung gehen, wie sie es in der Vergangenheit schon für Straßenbaumaßnahmen des Landkreises getan hat? Kaum. Denn das muss sie bereits für die Erneuerung der bestehenden Brücke in Treugeböhla, bis die Förderung greift. 1,5 Millionen sollen angeblich für das Bahnbauprojekt im nächsten Haushalt vorsorglich eingestellt werden. Unklar ist auch, was ein Brückenbau für die Anlieger der Bahnstrecke bedeutet. Es scheint so, als habe die Stadt in den letzten Monaten bei all ihren Bahn-Bau-Widersprüchen und anwaltlichen Beratungen für die betroffenen Großenhainer die Zabeltitzer übersehen.