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Eine andere Welt bauen

Flüchtlinge und Dresdner errichten ein Gewächshaus am Festspielhaus. Dabei geht es vor allem um Verantwortung.

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© N. Millauer

Von Ulrike Kirsten

Hasans Lächeln sagt mehr als alle Worte es könnten. Seit einigen Monaten lebt der Syrer mit Frau und Kindern in einer Künstlerwohnung des Festspielhauses Hellerau in der Karl-Liebknecht-Straße. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Hasan. Geduldig streicht er alte Fensterrahmen in einer Werkstatt neben dem Festspielhaus. In wenigen Tagen sollen sie in einem alten, entkernten Übersee-Container installiert werden. Gemeinsam bauen ihn Mitarbeiter des Festspielhauses und Flüchtlinge zu einem Gewächshaus um.

Die werden anschließend in einem Container eingebaut, der zukünftig als Gewächshaus dienen soll
Die werden anschließend in einem Container eingebaut, der zukünftig als Gewächshaus dienen soll © Golgi Park

Entworfen hat ihn die Künstlerin Irene Pätzug, die regelmäßig mit dem Festspielhaus künstlerisch in Projekten zusammenarbeitet. „In dem Container wollen wir unsere eigenen Pflanzen ziehen, damit wir pünktlich die nächste Gartensaison einleiten können“, sagt Ulla Heinrich vom Festspielhaus-Team. Direkt hinter der Spielstätte ist seit Mai der Golgi-Park als Ort der Ruhe, Begegnung und des ökologischen Austausches entstanden.

In dem interkulturellen Gemeinschaftsgarten konnten sich Dresdner und Flüchtlinge den Sommer über kennenlernen und Erfahrungen teilen. Nun wird der Park auch über den Winter weiterwachsen. Träger ist der Förderverein Hellerau, der mit Julia Hennemann auch extra eine Sozialarbeiterin für das Container-Projekt eingestellt hat.

Seit einem Monat baut das Festspielhaus-Team gemeinsam mit Flüchtlingen und Dresdnern das Objekt zu einem Gewächshaus aus. Für Hasan ist das Arbeiten im Park und am Container dabei nicht nur einfach ein Arbeitseinsatz. „Wir haben so etwas Sinnvolles zu tun und sitzen nicht nur in der Unterkunft rum“, sagt Murad aus Eritrea. Seit Beginn des Gartenprojektes kommt er nach Hellerau.

Dabei werden die Flüchtlinge auch in die Organisation eingebunden, die Verantwortung wird untereinander aufgeteilt. „Sie gewinnen Vertrauen, fühlen sich ernst genommen, haben eine Perspektive anzukommen. Sie erfahren so nicht nur die Wertschätzung für ihre Arbeit, sondern auch für ihre Persönlichkeit“, sagt Ulla Heinrich.

Flüchtlinge gewinnen Vertrauen

Dabei ist die Idee mit dem Park schon viel früher gereift, als Dieter Jaenicke, Intendant des Festspielhauses, und sein Team im November 2014 erklärten, man wolle Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Zuvor hatte das Ensemble die Arbeitsgemeinschaft Flucht und Asyl gegründet als Reaktion auf Pegida. „Als Kulturort wollten wir uns adäquat positionieren und auf diese Bewegung reagieren“, sagt Ulla Heinrich. Gemeinsam mit dem Schauspielhaus koordinieren die Hellerauer nun die Aktionen des Bündnisses Weltoffenes Dresden (WOD) und haben konkrete Formate ins Leben gerufen, um Flüchtlingen zu helfen. „Wir wollten die Flüchtlinge nicht sich selbst überlassen, sondern in unser Leben integrieren“, sagt Ulla Heinrich. Deshalb finden auf dem Festspielgelände gemeinsam mit dem Verein Brücken bauen auch Deutschkurse statt, beim Kitchentalk kochen Flüchtlinge und erzählen ihre Geschichten.

„Das Format läuft gut. Es soll Anwohner und Asylsuchende zusammenbringen, die Hellerauer können Fragen stellen. Das hilft Vorbehalte abzubauen“, sagt Ulla Heinrich. Seit April lebt zudem Hasan mit seiner Frau und den Kindern in Hellerau. „Uns war es wichtig, ihnen nicht nur eine Unterkunft zu bieten. Wir sind ihrem Leben ganz nah. Das geht mit der Hilfe bei Behördengängen los und endet nicht bei der Suche nach einem Kindersitz.“

Aktionstag an diesem Sonnabend im Golgi-Park, ab 13 Uhr. Dresdner, Initiativen und Flüchtlinge sind eingeladen, das Projekt kennenzulernen.