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Einbruchsserie im Norden hält an

Kneipen machen den Charme des Viertels aus. Doch Gastronomen sorgen sich. Sie sind immer häufiger Opfer von Dieben.

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© André Wirsig

Von Laura Catoni und Ulrike Kirsten

Sie kamen nachts über die Hintertür. Die Spuren, die die Einbrecher hinterlassen haben, sind noch immer deutlich zu erkennen. Mit einem Brecheisen müssen sich die Täter an der Tür abgemüht haben. Vor allem auf das Geld in der Kasse hatten sie es anschließend abgesehen. Wertvolle Küchengeräte ließen sie stehen. Kaum zwei Monate hatte Paula Holotiuk ihr vegetarisches und veganes Restaurant „Roots“ in der Louisenstraße geöffnet, da schlugen die Täter Mitte Mai zu. Viel Arbeit und neues Mobiliar hat die 20-jährige Inhaberin zuvor in ihr erstes eigenes Restaurant gesteckt. Umso ärgerlicher der Einbruch.

Weil von den Tätern jede Spur fehlt, hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren vor Kurzem eingestellt. Doch Paula Holotiuk hat längst Konsequenzen gezogen. Demnächst will sie eine Alarmanlage installieren lassen. „Dann passiert so etwas hoffentlich nicht noch einmal“, sagt die Loschwitzerin. Schockiert hat sie der Einbruch aber nicht. „Das ist nichts Neues in der Neustadt.“ Trotzdem lässt die Restaurantbesitzerin Vorsicht walten. „Die Einbrüche haben deutlich zugenommen. Wir sind nicht die Einzigen, denen das in letzter Zeit passiert ist“, erzählt sie. Wenige Meter weiter hat es ebenfalls in der Louisenstraße zuletzt auch das Büro vom Restaurant Curry & Co getroffen. In zwei Nächten innerhalb einer Woche Mitte Mai wurde dort eingebrochen. Gestohlen wurden Computer und Geld. Vom Täter fehlt bislang jede Spur. „Ab jetzt arbeiten wir mit unseren Laptops, die wir dann mit nach Hause nehmen“, sagt Inhaberin Susanne Meyer-Götz.

Restaurants und Kneipen in der Neustadt, auch Hausverwaltungen, Büros und Geschäfte im Hechtviertel fielen in den vergangenen Wochen immer häufiger Einbrechern zum Opfer. Vor Kurzem kam es dort zu einer ganzen Serie von Einbrüchen. Unbekannte suchten unter anderem den Friseursalon „Hairlocation“ in der Rudolf-Leonhard-Straße heim. Als Jana Bernhardt ihren Laden eines Morgens im Februar aufschloss, bot sich ein Bild der Verwüstung. „So wie das hier aussah, hat der Einbrecher den ganzen Laden nach Geldverstecken abgesucht“, erzählt die Friseurin. Da die Mitarbeiterinnen nachts nie Geld im Laden lassen, blieb der Täter erfolglos. Auch in diesem Fall hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt. In das Weingeschäft „Weinselig“ in der Hechtstraße wurde Ende März und Anfang April eingebrochen. Gleich zweimal hintereinander. Neben Geld ließen die Täter Zigarren und Schokolade mitgehen, sagt Inhaber Jens Göbler. „Vermutlich handelt es sich um eine Einbrecherbande.“ Anders könne er sich nicht erklären, warum die Diebstähle derart angestiegen sind.

Nachdem zuletzt am Wochenende Unbekannte in zwei Restaurants nahe der Dreikönigskirche eingebrochen sind, prüft nun auch die Polizei mögliche Zusammenhänge. Für die Dresdner Polizei ist die Neustadt seit Jahren ein Schwerpunkt, was Einbrüche angeht. Die Anonymität in dem Viertel sei besonders ausgeprägt und mache es Dieben einfacher als in anderen Vierteln. Vor allem am Wochenende, wenn viele Besucher in der Neustadt feiern, fühlten sich die Täter unbeobachtet, sagt Marko Laske, Sprecher der Polizeidirektion Dresden. „Unsere Kapazitäten sind begrenzt, wir versuchen vor allem mit Prävention, Einbrüchen vorzubeugen“, sagt Laske. So gebe es eine spezielle Beratungsstelle, deren Mitarbeiter kostenfreie Gespräche vor Ort anbieten. „Gemeinsam werden mögliche Schwachpunkte ausfindig gemacht und Tipps gegeben, wie man sich besser schützen kann.“ Das Angebot richtet sich nicht nur an Gastronomen und Gewerbetreibende, sondern auch an Privatpersonen. Um die Aufklärung von Einbrüchen kümmert sich ein Fachkommissariat.

Ob die Einbrüche in den letzten Monaten deutlich gestiegen sind in der Neustadt, dazu will sich Laske nicht äußern. Denn für reine Einbruchsdelikte führt die Polizei keine gesonderte Statistik. Einbrüche werden in der Kategorie „besonders schwere Diebstähle“ mit erfasst. 2011 waren das in der Äußeren Neustadt 903 Fälle, 2012 nur noch 819, 2013 sank die Zahl nochmals auf 808. Die Zahlen für 2014 werden im Juni veröffentlicht. Weil aber scheinbar immer häufiger gezielt in Restaurants und Bars eingebrochen wird, vermuten viele Gastronomen, dass es sich bei den Tätern um Beschaffungskriminalität handeln könnte. Polizeisprecherin Jana Ulbricht will das nicht ausschließen. „Wir müssen die derzeitigen Ermittlungen dazu abwarten.“