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Ein Zwiebelturm für Görlitz

Dachdeckermeister Axel Lehnert baute einen Turm nach historischen Fotos nach. Jetzt ist er an der Landeskronstraße zu sehen.

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© nikolaischmidt.de

Von Mario Heinke

Der Autodrehkran war an der Landeskronstraße nicht zu übersehen. Das Areal weiträumig abgesperrt, hievte der Kran einen aus zwei Teilen bestehenden Turm auf den Erker des viergeschossigen Wohn- und Geschäftshauses. Genau an der Stelle, wo die Landeskronstraße in die Bautzener Straße übergeht. Mitarbeiter des Zittauer Dachdeckerbetriebes Axel Lehnert montierten die Konstruktion und setzten dem denkmalgeschützten Gründerzeithaus die Krone auf.

Die Maßarbeit gelang, nun krönt das Türmchen das Gebäude.
Die Maßarbeit gelang, nun krönt das Türmchen das Gebäude. © nikolaischmidt.de
So ging es los: Der Turm wird langsam in die Höhe gezogen.
So ging es los: Der Turm wird langsam in die Höhe gezogen. © nikolaischmidt.de
Und da war der Turm an seinem endgültigen Standort hoch oben auf dem Gebäude angekommen.
Und da war der Turm an seinem endgültigen Standort hoch oben auf dem Gebäude angekommen. © nikolaischmidt.de

Das Gebäude an der Ecke Bautzener Straße wurde vor drei Jahren saniert. Nur der Zwiebelturm fehlte, um die einstige Pracht wiederherzustellen. Die beiden Teile des Turms wurden mit einem Schwerlasttransport von Zittau nach Görlitz transportiert. Die gesamte Turmkonstruktion ist 10,90 Meter hoch, der Durchmesser des Unterturms beträgt 3,30 Meter. „Die Laterne mit Zwiebel stand auf dem Tieflader, den dicken Unterturm haben wir liegend transportieren lassen“, erzählt Axel Lehnert nicht ohne Stolz, denn so einen speziellen Auftrag bekommt sein Handwerksbetrieb nicht alle Tage.

Der Zwiebelturm existierte nur noch auf historischen Bauskizzen und alten Fotos, die dem 52-jährigen Dachdeckermeister als Vorlage für die Entwurfsplanung dienten. Erst nach mehreren Rücksprachen mit dem Denkmalschutz und dem Statiker und einigen Änderungen kam Anfang November die Freigabe, erzählt der Zittauer. Bis auf kleine Abweichungen entspreche der Nachbau dem Original. Die Stadt Görlitz unterstützte die Rekonstruktion mit Fördermitteln aus dem Denkmalschutz.

Wochenlang standen die Laterne und der dicke Unterturm auf dem Zittauer Firmengelände. Zimmermannsmeister Daniel Schier, der bei Lehnert arbeitet, fertigte die aufwendige Holzkonstruktion. „Er hat den Löwenanteil der Arbeit geleistet“, so Lehnert anerkennend. Die Bleche an den Gauben stellte die Klempnerei Braun aus Lückendorf her. Die zwiebelförmige Kuppel bekam eine Zinkpfalzdeckung. Auch die Kugel der Turmspitze ist aus Zink, der Unterturm wurde verschiefert.

Die Wetterfahne an der verzierten Spitze trägt die Initialen des Bauherrn aus dem nordrhein-westfälischen Hennef und besteht aus Edelstahl. Bis Weihnachten will Lehnert die Baustelle in Görlitz zu Ende bringen. Ab Anfang Januar sind die zehn Mitarbeiter und der Azubi des Handwerksbetriebes wieder auf verschiedenen Baustellen in Zittau und Berlin tätig. Ein Zwiebelturm ist nicht dabei, so Lehnert.

Über den freuen sich dafür umso mehr die Mitarbeiter der Görlitzer Firma Immobilien und Haustechnik GmbH. Sie haben in dem Haus mit Zwiebelturm ihren Sitz und konnten die spannende Montage live miterleben. „Es hat mehrere Stunden gedauert“, so Mitarbeiterin Katrin Heidrich. Ihr gefällt der neue Turm – der rein zur Zierde ist – ausgesprochen gut. „Und er ist sehr weit sichtbar, ich hätte nicht erwartet, wie weit.“ Er ist ein neuer Blickfang in der Gründerzeitstadt.