Merken

Ein Weg für richtiges Atmen

Die Coswiger Lungenklinik informiert zum Lungentag an diesem Sonnabend über eine ganz spezielle Therapie.

Teilen
Folgen
NEU!
© Matthias Schumann

Von Uta Büttner

Coswig. Lungensport. Lungensport? Auf den ersten Blick sieht es aus wie ganz normale Gymnastik. Die Teilnehmer bewegen sich nach den Anweisungen der Trainerin. Erwärmung, Armkreisen, Überkreuzschritt. „Und daran denken: länger ausatmen als einatmen. Die alte Luft muss raus“, sagt die Trainerin. Die richtige Atemtechnik: Die ist das Wichtigste für die Teilnehmer – die Patienten. Denn sie betreiben keinen normalen Sport, sondern Reha-Sport im Coswiger Fachkrankenhaus für Lungen- und Atemwegserkrankungen.

Bei allen ist die Lunge geschädigt, „die meisten haben COPD, eine chronische Bronchitis“, erklärt Physiotherapeutin Cornelia Prager. Schon kleinste Anstrengungen fallen schwer und können im schlimmsten Fall zu akuter Atemnot führen. So schlimm, dass die Patienten Panik bekommen. Beim Lungensport lernen sie richtige Atemtechniken. Das hilft im Alltag. „Es nimmt die Angst und gibt Sicherheit“, sagt ein Patient. Die meisten in dieser Gruppe, die ihre Namen nicht nennen möchten, sind schon Rentner. Einer aber, seit 2014 dabei, sagt: „Ich habe hier gelernt, besser mit Infekten klar zu kommen. So falle ich auf Arbeit nicht so häufig aus.“

Nach der Erwärmung wird es etwas anstrengender. Übungen mit dem Thera-Band stehen an. Gerade hinsetzen, Beine hüftbreit auseinander. Die Arme vor die Brust, das Band zwischen Daumen und Zeigefinger. Ein Arm bleibt vor der Schulter, der andere wird zur Seite gestreckt. Und das mehrmals nach links und nach rechts. Weitere Übungen mit den Armen folgen. Die meisten schaffen alles. „Doch in anderen Gruppen ist das nicht so“, sagt Cornelia Prager. Eine Gruppe benötigt beispielsweise schon Sauerstoffgeräte. „Und das Atmen nicht vergessen“, fordert die Physiotherapeutin und warnt: „Ich lass Sie gleich pfeifen, damit ich merke, dass Sie noch Luft holen.“ Bis in den unteren Rücken sollen die Patienten atmen, das Zwerchfell muss aktiviert werden. Denn das endet an den Lenden. Nach etwa 35 Minuten haben die Lungensportler das Krafttraining geschafft. Wieder Zeit für den sogenannten Kutschersitz – Ellenbogen auf die Oberschenkel gestützt und ruhig ein- und ausatmen. Nun folgen noch entspanntere Dehnübungen auf der Matte. Einmal in der Woche findet der Lungensport statt. Drei Gruppen gibt es in der Klinik. „Wir sind insgesamt sieben Kollegen, die die Kurse betreuen“, erzählt Cornelia Prager. Und jeder habe einen anderen Schwerpunkt. Der Kollege mache auch Gi Gong, eine Kollegin Yoga, eine andere mehr Konditionstraining: „So gibt es auch viel Abwechslung für die Patienten.“ Neben dem Erlernen der richtigen Atemtechnik sind die Kurse auch ein bisschen wie Selbsthilfegruppen. Denn ein Reha-Kurs dauert drei Jahre. Häufig gibt es anschließend Verlängerungen.

Für viele neue Patienten sei es anfangs schwer, sich damit abzufinden, dass sie eine chronische Krankheit haben und diese nicht besser wird, sagt Cornelia Prager. Aber man könne lernen, besser damit umzugehen. So sind Beweglichkeit und Kraft ganz wichtig, auch für Asthma-Patienten.

Seit 2000 wird Lungensport im Fachkrankenhaus angeboten. Initiiert von einem Arzt, glaubte Cornelia Prager zunächst nicht daran, dass viele Patienten dieses Angebot annehmen werden. „Inzwischen sind alle Kurse voll. Die Nachfrage ist enorm.“

Zum bundesweiten Lungentag am 16. September widmet sich die Coswiger Lungenklinik diesmal der Prävention. In der Zeit zwischen 9 und 12 Uhr informiert sie über die Leistungen im Haus. Es gibt Hinweise über Frühsymptome von Atemwegs- und Lungenkrankheiten sowie Erkennungs- und Behandlungsmöglichkeiten.

Zudem werden kostenfrei Untersuchungen wie Lungenfunktionsprüfung, Messungen verschiedener Blutwerte und Fettstoffwechselparameter angeboten. Es werden Vorträge mit den Themen Hygiene, Lungensport und Raucherentwöhnung gehalten. Fragen unter anderen zu Allergien, Asthma, COPD, Lungenfibrose und Sarkoidose werden beantwortet. Zudem präsentieren sich verschiedene Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Außerdem können sich Interessierte über die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger informieren.

Nach 60 Minuten ist der Lungensport vorbei. Und die Patienten verlassen mit einem sicheren Gefühl die Klinik.