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Ein ungewöhnliches Richtfest

Für fünf Millionen Euro entsteht derzeit am Epilepsiezentrum Kleinwachau ein Klinik-Anbau. Der ist dringend notwendig.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Kleinwachau. Es war ein ungewöhnliches Richtfest. Selbst für einen echten Richtfest-Profi wie Martin Wallmann. Als Chef des Epilepsiezentrums Kleinwachau im Radeberger Ortsteil Liegau-Augustusbad konnte er ja schon etliche Richtkränze aufziehen und symbolische Nägel in frisch gebaute Dach-Stühle einschlagen. Nun steht er im nach frischem Beton riechenden Rohbau für den fünf Millionen Euro teuren Anbau ans neurologische Krankenhaus des Epilepsiezentrums – und diesmal ist ein Richtfest noch ganz ohne Dachstuhl. „Der kommt erst morgen drauf“, sagt Martin Wallmann am gestrigen Freitagnachmittag mit einem Schmunzeln. Er nimmt die Sache gelassen. Auch, dass das Richtfest ausgerechnet an einem Freitag, den 13. über die Bühne geht. Viel wichtiger ist ihm, „dass wir doch noch den Bauverzug aufholen können“.

Der Rohbau steht und wirkt schon jetzt alles andere als wuchtig.
Der Rohbau steht und wirkt schon jetzt alles andere als wuchtig. © Thorsten Eckert
Am 6.Januar 1917 soll das Krankenhaus dann so aussehen, wie auf der Planung
Am 6.Januar 1917 soll das Krankenhaus dann so aussehen, wie auf der Planung © Plan: Steffen Burucker

Denn der Plan steht: Am 6. Januar wollen Martin Wallmann und Krankenhaus-Chef Dr. Thomas Mayer wieder hier stehen. Dann aber soll es nicht mehr nach frischem Beton, sondern nach neuen Möbeln riechen. „Jeden Tag, den das Krankenhaus später fertig wird, kann ein schwer kranker Mensch nicht behandelt werden – das ist die Sorge, die mich umtreibt, nicht in erster Linie die wirtschaftlichen Auswirkungen“, macht Martin Wallmann deutlich, warum er in seiner kurzen Rede zum Richtfest so auf die Tube drückt.

Hochspezialisiertes Medizinzentrum

Insgesamt 56 Betten wird das Kleinwachauer Krankenhaus dann haben – und ein hoch spezialisiertes Medizinzentrum sein. Seit gut zehn Jahren wird hier bekanntlich mithilfe eines hoch komplizierten Verfahrens bei Anfalls-Patienten genau festgestellt, an welcher Stelle im Gehirn die Epilepsie sozusagen „sitzt“. Und mit dieser Diagnose kommen die Patienten dann ins Uni-Klinikum Dresden, um diese lokalisierte Stelle im Gehirn zu entfernen. Mit sehr hohen Heilungschancen. Zudem soll im neuen Klinik-Anbau dann ein Angebot starten, das es so bisher in Deutschland noch nirgends gibt. Unter dem etwas sperrigen Namen „Medizinisches Zentrum für erwachsene Menschen mit Behinderung“ werden hier dann geistig Behinderte behandelt, die zum Beispiel neben ihrer geistigen Erkrankung und einer Epilepsie noch weitere schwere Behinderungen haben. Bisher mussten all diese Einzel-Erkrankungen auch einzeln behandelt werden. Ein regelrechter „Facharzt-Tourismus“, beschreibt Dr. Thomas Mayer. Abgesehen davon, dass dieser „Tourismus“ teuer ist – ist er auch nicht in allen Regionen wirklich machbar. „Und nicht zuletzt hängen ja viele Krankheiten auch zusammen; doch ein umfassendes komplexes Bild ist nur selten möglich“, macht der Klinik-Chef deutlich, warum das neue Behandlungszentren so wichtig wird. Denn ein solches umfassendes Bild ist hier dann eben möglich.

Optimismus in Sachen Fertigstellungstermin

Und bevor nun Polier Olaf Kösterke seinen Richtspruch vorträgt und das dazu gehörende Sektglas auf den Boden wirft, damit die Scherben Glück bringen sollen, sorgt Architekt Steffen Burucker noch einmal für Optimismus in Sachen Fertigstellungstermin. „Nun steht ja der Rohbau, jetzt geht es an die Innenarbeiten – und da arbeiten ja mehrere Firmen gleichzeitig“, beschreibt er. Und so könne bei gewiefter Planung der Bauabläufe nun sogar hier und da parallel gearbeitet werden. „Das könnte helfen, den Verzug aufzuholen – ich bin da jedenfalls guter Hoffnung!“

Worte, die Martin Wallmann gern hört. Da stört es nicht, ein Richtfest auch mal noch ohne Dachstuhl zu feiern…