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Unerschrockener Tierarzt

1990 hat Steffen Jakob seine Kleintierpraxis in Radeberg eröffnet. Er kann aber auch ganz gut mit den großen Tieren.

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© Bernd Goldammer

Bernd Goldammer

Radeberg. Steffen Jakob gehört zu den bekanntesten Tierärzten des Rödertales. Seinen Beruf hat er von der Pike auf gelernt. Angefangen hat es mit der Ausbildung zum Zootechniker mit Abitur zu DDR--Zeiten. Nach der NVA- Zeit begann er sein veterinärmedizinisches Studium an der Leipziger Karl Marx Universität. Danach wurden die frischgebackenen Tierärzte über die ganze DDR „gelenkt“. „1985 hatte ich besonders viel Glück. Ich kam als praktischer Tierarzt nach Wachau“, erinnert sich Steffen Jakob. Dort war damals eine neue Milchviehanlage gebaut worden. Er war für die Tiergesundheit aller Kühe der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Wachau zuständig. Sein Arbeitgeber war der Rat des Kreises Dresden Land. Und weil der Aktionsradius des Tierarztes sehr groß war, bekam er einen Moskwitsch als Dienstwagen.

Die Probleme der Wiedervereinigung

Der junge Tierarzt war in der Region, aber auch als kritischer Geist der damaligen Zeit bekannt. Dann kam die Wende und wenige Monate später stand die Wiedervereinigung Deutschlands an. Wachaus LPG geriet plötzlich in Schwierigkeiten. Grund: Der von der DDR-Planwirtschaft aufgedrückte Millionenkredit zum Bau der großen Milchviehanlage schlug sich nun als millionenschwere Hypothek in der D-Mark-Eröffnungsbilanz nieder. Wie sollte man die Rückzahlungen erwirtschaften?

Aus einer bösen Ahnung wurde Realität. 1991 kam die Liquidation. Etwa 150 Rödertaler verloren ihre Arbeit. „Zusammen mit meinem Kollegen Horst-Werner Ziedelmann hatten wir wenige Tage vor der Wiedervereinigung eine Kleintierpraxis in Radeberg eröffnet“, berichtet Steffen Jakob. Und in der ersten Zeit blieb die LPG noch als Auftraggeber erhalten. So kamen die beiden Tierärzte über die Anfangsschwierigkeiten der Selbstständigkeit.

Nach dem Ende der Wachauer LPG fanden sich viele ehemalige Mitarbeiter, die über 55 Jahre alt waren, im Vorruhestand wieder. Das waren fleißige Leute, die die Landwirtschaft liebten. Und weil sie täglich sinnstiftende Arbeit brauchten, betrieben sie seitdem „Landwirtschaft im Nebenerwerb“. Die einen zogen Kälber auf und hielten sich Kühe. Andere züchteten Schweine, Hühner oder Gänse. Und wenn es ihren Tieren mal nicht gutging, riefen sie ihren Haus-Tierarzt Steffen Jakob zu Hilfe. Der war meistens schnell zur Stelle. So ist das bis heute geblieben. Radebergs Landwehr- Landwirt Alexander Dietze schätzt ihn sehr. „Falls notwendig, kommt er auch nachts. Vor allem ist er ein guter Berater. Von seinem umfangreichen Wissen konnte ich schon oft profitieren“, erzählt er. Ebenso schätzt der Landwirt das große soziale Engagement des Tierarztes.

Ein Lama zum 40. Geburtstag

Denn von Steffen Jakob kann man kaum reden, ohne dabei bei dem Verein Wachauer Wunderland anzukommen. Dessen Vereinschef ist er nämlich auch schon seit 22 Jahren. Der Verein gehört zur Qualität seines Lebens. „Die Gründung im Jahre 1992 war unsere Art von Trauerarbeit. Wir waren Landwirtschafts-Enthusiasten und wollten das Miteinander von Mensch und Tier im Naturell des Rödertales erhalten. Das zwischenmenschliche Klima war sehr gut, deshalb konnten wir den Verein Wunderland gründen“, macht Steffen Jakob klar.

Die Ideen und Vorstellungen vom Leben mit Tieren werden vor allem auch an Kinder und Jugendliche weitergegeben. Das Rittergut am Seifersdorfer Schloss wurde zum langjährigen Domizil. Und der Verein hat auch Lücken im Kulturangebot der Region geschlossen. Bei vielen Festen sind die Mitglieder mit ihren Tieren gefragt. Pferde, Esel, Schafe bildeten den anfänglichen Tierbestand. Zu seinem 40. Geburtstag bekam Steffen Jakob dann auch noch ein Lama geschenkt. Fragt man den Tierarzt nach dem größten, schwersten und gefährlichsten Tier, das er in seinem Berufsleben behandelt hat, erinnert er sich an einen Zirkuseinsatz in Großröhrsdorf, bei dem ein Elefant dringend Hilfe brauchte. Auch im Löwenkäfig des legendären DDR-Zirkus Busch hat Steffen Jakob schon praktiziert. Erfolgreich, wie man sieht.