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Ein Südafrikaner zieht in diese Villa

Der Solar-Pionier hat das ehemalige Verwaltungsgebäude sanieren lassen. Ab Januar will er dort wohnen und vermieten.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Nach gut acht Monaten sind jetzt die Gerüste an der 1870 gebauten Villa gegenüber dem Welcome Parkhotel gefallen. Das einstige Verwaltungsgebäude einer Manufaktur für Ofenkeramik hatte lange leer gestanden, anders als die daneben befindliche ehemalige Produktionsstätte aber einen Eigentümer gefunden, der sanieren will und kann. Seit 2008 gehört die Gründerzeit-Villa dem in Südafrika lebenden Architekten Henning Holm.

Da es lange Zeit aber einige Querelen bezüglich der Finanzierung gab, hatte sich bis Anfang letzten Jahren nichts getan. Als Holm aber 2013 die Unternehmensberater der Meißner Firma GHP mit ins Boot holte, wurden die Pläne konkret. Um die Sanierung kümmert sich seit etwa zwei Jahren der Architekt Gerhard Hess. „Ich stehe in engem Kontakt mit der Familie Holm, versuche deren Vorstellungen umzusetzen“, sagt der 49-Jährige. Und diese Vorstellungen sind im Fall der Villa Holm durchaus etwas spezieller.

Denn Henning Holm ist so etwas wie ein Pionier im Bereich erneuerbarer Energien auf dem afrikanischen Kontinent. Seine Mutter Gesine, geboren in Berlin, zog es in den 1960er Jahren nach Südafrika, wo sie Hennings Vater Dieter heiratete. Beide hatten Verbindungen nach Sachsen. Gesine, weil ihre Familie – die Niethammers – zu den Gründungspartnern der heute noch bestehenden Papierfabrik in Kriebstein bei Waldheim gehörten. Dieter, weil seine Mutter Elly in Leipzig Kunstgeschichte studierte, später eine bekannte Künstlerin in Südafrika wurde. Henning Holms Vater wiederum plante und errichtete 1974 das erste nur durch Solarenergie betriebene Haus in Südafrika. Sein Sohn – der heutige Besitzer der Villa Holm in Meißen – trat in seine Fußstapfen. „Mit seiner Frau Thea bewohnt er heute selbst ein Haus, das gänzlich mit Solarenergie versorgt wird, entwickelt energieeffiziente Systeme, die auch in anderen Ländern Afrikas genutzt werden“, sagt Architekt Gerhard Hess.

In Meißen wolle die Familie einen Zweitwohnsitz errichten, ab Mitte Januar im Dachgeschoss einziehen. „Die etwa 110 Quadratmeter große Wohnung im ersten OG soll vermietet werden, im Erdgeschoss Büros entstehen“, erklärt Hess.

Den Anspruch ein energieeffizientes Haus vorzufinden, habe der Besitzer deutlich geäußert. Und so nimmt es nicht Wunder, dass im Inneren eine moderne Wärmedämmung mit Silikat-Platten sowie eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnungsfunktion eingebaut wurden. „Außerdem haben wir auf dem Dach eine Solaranlage installiert, die das Haus mit Energie versorgt“, sagt der Architekt. Auf dem Dach wird sich bald auch ein besonderes Schmuckstück befinden – die neue Dachterrasse mit Sichtbeziehungen zur Albrechtsburg sowie ins Elbtal. „Sie wird über eine Treppe vom obersten Geschoss erreichbar sein. Außerdem konnten wir den alten Schmuckzaun auf dem Dach der Villa als Geländer erhalten“, erzählt Hess.

Bis zum Ende des Jahres werden die ausschließlich aus dem Meißner Land stammenden Bauarbeiter, Tischler und Zimmermänner noch einiges zu tun haben: So soll der Sockel des Hauses samt Außenanlagen neu gestaltet und die original erhaltenen Türen im Inneren nach der Renovierung wieder eingesetzt werden. Mittels alter Unterlagen soll möglichst viel historische Substanz bestehen bleiben, so der Auftrag an den Planer. „Das zeigt sich auch an den gut erhaltenen ionischen Säulen an der Seite des Hauses oder den Sandsteinverzierungen an der Fassade und den Fenstern“, sagt Gerhard Hess. Wegen der soliden Bauweise des Hauses habe man sehr viel Originalsubstanz erhalten können.

Henning Holm, Besitzer der Villa und Verfechter erneuerbarer Energien, dürften die Fortschritte freuen. Wann er Zeit findet, sie demnächst in Meißen zu begutachten und was ihn die aufwendige Sanierung kostet, darüber schweigt er.

Lieber teilt er per E-Mail mit: „Die Villa auf der Hafenstraße wird neue Möglichkeiten eröffnen, südafrikanische Kultur und Erfahrung mit nachhaltiger Lebenspraxis nach Meißen zu bringen.“