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„Ein Stück meines Herzens bleibt hier“

Pfarrer Ralph Kochinka verlässt das Winfriedhaus in Schmiedeberg, nachdem eine wichtige Entscheidung gefallen ist.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Schmiedeberg. Im Wohnzimmer von Ralph Kochinka im Winfriedhaus in Schmiedeberg sieht es mehr nach Weihnachten als nach Umzug aus. „Aber die nächsten Tage werde ich hier alles in Kartons verpacken“, sagt er. Neun Jahre hat er als Jugendpfarrer beim katholischen Bistum Dresden-Meißen gearbeitet. Dazu gehörte, dass er seinen Arbeitsschwerpunkt und eine Dienstwohnung im Winfriedhaus in Schmiedeberg hat. Und diese Aufgabe ist zeitlich begrenzt. Alle paar Jahre wechselt der Jugendpfarrer.

Im Dezember hatte er mit vielen Jugendlichen und auch Bischof Heinrich Timmerevers seinen Abschiedsgottesdienst in Schmiedeberg gefeiert, und am 4. Februar ist die feierliche Amtseinführung in seiner neuen Pfarrei Auerbach-Falkenstein im Vogtland geplant. Dort wird Ralph Kochinka ebenfalls in einem Ausläufer des Erzgebirges arbeiten, einen kurzen Weg zur Skiloipe haben und die tschechische Grenze ganz in der Nähe. „Das wird sicher ähnlich wie hier in Schmiedeberg“, erwartet er. Einen persönlichen Vorteil hat der neue Arbeitsort für den 47-Jährigen auch. Er stammt aus Schmölln in Thüringen und lebt damit wieder etwas näher zu seiner ursprünglichen Heimat. Seine Arbeit wird sich dort aber deutlich ändern. Bisher hatte er fast ausschließlich mit Jugendlichen zu tun, künftig erwartet ihn die Arbeit eines Gemeindepfarrers.

Gerade das Begleiten von Jugendlichen über Jahre hinweg hat ihm viel gegeben, berichtet er. „Ich sehe, wie jetzt einige in den Beruf gehen, teilweise soziale Berufe ergreifen und damit unsere Arbeit Früchte trägt.“ Manchmal sei er angesprochen worden, ob es nicht anstrengend sei, immer mit jungen Leuten zu arbeiten. „Da antwortete ich: Wir haben es ja mit denen zu tun, die engagiert sind, die etwas wollen und etwas tun. Wenn ich gesehen habe, welche Kreativität sich bei ihnen entfaltet, ist mir für die Zukunft auch unserer Gesellschaft nicht bange“, sagt Kochinka. „Ein Stück meines Herzens wird aber hier im Winfriedhaus bleiben.“ So hat er schon einen Termin organisiert, zu dem er im März mit Firmlingen aus dem Vogtland ein Wochenende in Schmiedeberg verbringen wird.

Wechsel schon lange geplant

Dass Ralph Kochinka jetzt Schmiedeberg verlässt, kommt nicht überraschend. Schon vor zwei Jahren war das Thema in der Diskussion. Aber damals waren noch der Weltjugendtag in Krakau und der Katholikentag in Leipzig mit vorzubereiten. Dann hat Kochinka gebeten, erst zu wechseln, wenn eine Entscheidung über die Zukunft des Winfriedhauses gefallen ist.

Denn die stand in den vergangenen Monaten auf der Kippe. Nach einer Brandschutzschau 2015 drohte die Schließung. Schnell wurde ein Gerüst angebaut, um eine provisorische Fluchttreppe zu schaffen. So wurde die Betriebserlaubnis noch verlängert. Aber auf Dauer muss das Haus umgebaut werden. Die Entscheidung darüber ist jetzt im Dezember gefallen. Der neue Bischof Heinrich Timmerevers will das Winfriedhaus weiterbetreiben. „Er hat sich das Haus von Jugendlichen zeigen lassen und festgestellt, dass es ein wichtiger Ort ist für das Bistum“, erzählt Kochinka.

Inzwischen hat der Ausschuss für die Vermögensverwaltung festgelegt, dass so schnell wie möglich mit der Bauplanung begonnen wird. Und Ralph Kochinka soll in der Planungsgruppe weiter mitarbeiten, damit kein Abbruch entsteht und jemand dabei ist, der das Haus aus Erfahrung kennt. So bleibt Kochinka eine gewisse Zeit noch mit dem Winfriedhaus mit konkreter Planungsarbeit verbunden und nicht allein mit dem Herzen. Ein Nachfolger als Bistumsjugendseelsorger ist noch nicht benannt. „Es wird aber wieder einen Bistumsjugendseelsorger geben“, sagt Michael Baudisch, der Sprecher des Bistums.