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Ein Sternekoch auf dem Dorf

Marko Ullrich aus Ostrau hat den Kochtempel eröffnet. Er hat sich ehrgeizige und ambitionierte Ziele gesetzt.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Stauchitz. Er wirkt fast ein wenig schüchtern und zurückhaltend, doch an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht: „Ich weiß, dass ich kochen kann“, sagt Marko Ullrich. Von den Kochkünsten des 36-jährigen Ostrauers kann sich seit Anfang August jedermann überzeugen. Er hat die Gaststätte im Stauchitzer „Treffer“ übernommen, die sich jetzt Restaurant „Kochtempel“ nennt.

„Alles frisch zubereitet“

Auf das Kochen legt der gelernte Koch und Küchenmeister größten Wert. „Alles, was bei mir auf den Tisch kommt, wird frisch zubereitet. Das geht bei der Tomatensuppe los, die aus frischen Tomaten hergestellt wird“, sagt er. Vieles kommt dabei aus seinem großen Garten, in dem er zum Beispiel neun Sorten Tomaten angebaut hat. Doch auch das Eis stellt er her, bäckt das Brot selbst. Fertigprodukte, Tiefkühlkost oder Fertigsoßen mit Einheitsgeschmack kommen bei ihm nicht auf den Teller, das verbietet ihm seine Berufsehre als Koch. „Ich gehe mit meiner Freundin auch hin und wieder mal essen. Was einem da mitunter angeboten wird, ist schon eine Zumutung“, sagt der Gourmet und Sternekoch, der zuletzt in Leipzig gearbeitet hat, aber auch schon mehrere Jahre im Riesaer Mercure-Hotel angestellt war.

Durch Zufall erfuhr er davon, dass die Gaststätte in Stauchitz verpachtet werden soll. Lange hat er nicht überlegt, wechselte von seinem sicheren Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit. „Ich möchte etwas machen, was noch keiner gemacht hat. Die Leute, die vielleicht drei-, viermal im Jahr essen gehen, sollen etwas ganz Besonderes geboten bekommen“, sagt der 36-Jährige. Mit Funkeln in den Augen spricht er von verschiedenen Zubereitungsmethoden, dem „Rückwärtsgaren“ beispielsweise. „Dabei wird das Fleisch erst auf etwa 60 Grad Celsius erwärmt und dann gebraten. So ist das Fleisch viel zarter und schmackhafter“, erklärt er. Hier spricht der Fachmann. Er hat ein ehrgeiziges Ziel. „Ich möchte das beste Restaurant in der Region werden“, sagt er. Und bezieht den Großteil seiner Waren aus der Region. Das ist für ihn Ehrensache.

Eine beliebige Dorfkneipe mit Billigpreisen soll der Kochtempel jedenfalls nicht werden. Er will das besondere Gaumenerlebnis bieten. In den ersten Wochen ist ihm das wohl schon gelungen. „Viele Gäste haben mir gesagt, sie hätten nicht erwartet, dass sie hier auf dem Dorf so etwas geboten bekommen“, sagt er. Und verhehlt nicht, dass so viel Qualität natürlich ihren Preis hat. Der Blick auf die Speisekarte verrät aber, dass die Preise vertretbar und durchaus erschwinglich sind. Als Billigheimer kann und will Marko Ullrich nicht antreten. „Ich biete nichts an, woran ich nichts verdiene. Reich werden will nicht, aber am Ende des Monats muss auch für mich etwas übrigbleiben“, sagt er. Immerhin müssen Miete und Betriebskosten sowie zwei Angestellte bezahlt werden.

Freitags bis sonntags laufe das Geschäft ganz gut, montags und donnerstags verhalten. Dienstag und Mittwoch sind ohnehin Schließtage. Gut geht es mit Familienfeiern. Weihnachten ist schon fast ausgebucht. Auch Silvester wird es eine Veranstaltung geben.

Schwierige Personalsuche

Von mancher Idee hat er sich schon wieder verabschiedet. Beispielsweise davon, ins Mittagsgeschäft einzusteigen. Da kommen in der Woche zu wenig Gäste, außerdem mangelt es an Personal. „Nach meiner Servicekraft und einer Aushilfe in der Küche habe ich fünf Monate gesucht. Es ist schwierig, in der Gastronomie geeignetes Personal zu finden. Viele wollen nicht am Wochenende oder abends arbeiten, und gleich gar niemand möchte Teilschicht machen“, sagt er.

50 Plätze hat er im Restaurant. Die hat er etwas reduziert, zwei Tische herausgenommen, dafür eine Spielecke für Kinder eingerichtet. Vor allem Familienfeiern können im Kaminzimmer durchgeführt werden, das bietet bis zu 30 Gästen Platz. „Die Leute, die bisher hier waren, sind sehr dankbar. Ich hoffe, dass sie wiederkommen“, sagt er, der auch mal Küchenchef in Mittweida war.

Doch der neue Job ist eben nicht nur Kochen, er bringt auch jede Menge Bürokratie mit, die er jetzt bewältigen muss. „Diese ganze Bürokratie ist für einen kleinen Unternehmer wie mich schon eine ganz schöne Wucht. Ohne einen guten Steuerberater geht es gar nicht“, sagt er.

Der Mietvertrag für die Gaststätte läuft zunächst für ein Jahr mit der Option auf Verlängerung. Marko Ullrich ist optimistisch, aber ohne Illusionen: „Ich ziehe das jetzt durch und werde sehen, wie es läuft“, sagt er. Läuft es gut, könnte er sich durchaus vorstellen, eine weitere Servicekraft und einen Koch einzustellen. Und vielleicht auch Lehrlinge auszubilden. Neu wäre das für ihn nicht. Sieben Auszubildenden hat er bisher schon in Mittweida und Riesa mehr als nur zur Seite gestanden. Auch das ist für ihn so etwas wie Ehrensache. Schließlich möchte er ja der Beste in der Region werden.