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Ein starkes Stück Zeitungsgeschichte!

Am heutigen Sonnabend kann rund um Radeberg ein kleines Jubiläum gefeiert werden: Seit 20 Jahren gibt es die Rödertal-SZ.

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© Repro: SZ

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Natürlich haben wir schon mal ein kühles Radeberger bereitgestellt. Zum Anstoßen. Die Rödertal-SZ kann am heutigen Sonnabend feiern – seit nunmehr 20 Jahren gibt es die Ausgabe in ihrem aktuellen Zuschnitt; also mit dem Verbreitungsgebiet Radeberg, Arnsdorf, Ottendorf-Okrilla, Wachau und den beiden heutigen Dresdner Ortsteilen Langebrück und Weixdorf. Und vor 20 Jahren zog auch die Redaktion wieder zurück nach Radeberg, wo sie zuvor schon immer wieder mal gesessen hatte – aber zuvor dann ins große SZ-Hochhaus an der Dresdner Ostra-Allee umgezogen war. Denn die bis dahin für Radeberg erscheinende Ausgabe war eine für den Kreis Dresden-Land gewesen. Doch den gab es im Oktober 1997 dann nicht mehr; der sogenannte Kragen-Kreis um die Landeshauptstadt war aufgelöst worden. Radebeul und Radeburg gehörten fortan zum neuen Kreis Radebeul-Meißen und Radeberg samt Umland gehörte jetzt zum vergrößerten Landkreis Kamenz. Damit war das Ende des Kreises Dresden-Land sozusagen der Anfang für eine neue Lokalausgabe der SZ.

Eine Ausgabe mit neuem Zuschnitt der Lokalredaktion. Denn vom neuen Kreissitz Kamenz aus wäre das Rödertal nicht intensiv genug zu betreuen gewesen, war der Chefredaktion in Dresden klar. Noch dazu, weil die Nähe zu Dresden in den Orten rund um Radeberg natürlich auch ganz andere Probleme, ganz andere Lebens-Realitäten, auch ganz andere Arbeitswege mit sich bringt, als für die Bewohner rund um Kamenz. Also wurde eine Redaktion in Radeberg gegründet, die nun ganz nah dran war – an den Menschen im Rödertal. Und diese Redaktion samt der Rödertal-Ausgabe der SZ gibt es nun also seit dem 7. Oktober 1997. Also sind das jetzt auch 20 Jahre Zeitungsgeschichte; durchaus spannende Jahre. Mit brennenden politischen Fragen – wie der nach der ersten Kreisreform folgenden zweiten zum Beispiel. Denn nun gehört das Rödertal zum großen Kreis Bautzen; was natürlich nicht jedem in Radeberg gefällt. In den zurückliegenden beiden Jahren fanden sich dann natürlich auch die hitzigen und nicht immer fair geführten Debatten ums Thema Flüchtlinge auch auf den Seiten der Rödertal-SZ.

Aber auch über Naturkatastrophen mussten die Redakteure in diesen Jahren berichten. Immer wieder stürzten sich schlimme Hochwasser durchs Hüttertal – und auch durch Leppersdorf und Ottendorf-Okrilla. Und nicht zu vergessen der brutale Tornado, der am Pfingstmontag 2010 von Großenhain kommend eine wirkliche Schneise der Verwüstung über die Landwehr bei Leppersdorf bis hinein ins Radeberger Hüttertal zog. Auf dem Radeberger Krankenhaus deckte der gewaltige Sturm das Dach auf dem Büro-Gebäude ab; drehte es wie den Deckel einer Fischdose auf. Menschenleben waren zum Glück nicht zu beklagen.

Natürlich haben wir aber auch in all den Jahren immer wieder positive Schlagzeilen gedruckt. Denn das Leben im Rödertal hat eine Menge positiver Seiten, die sich dann natürlich auch auf den Seiten der SZ wiederfanden. Und wiederfinden. Dass der Raum Radeberg seit Jahren eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten im gesamten Osten Deutschlands hat zum Beispiel, ist ein solcher positiver Dauerbrenner. Im Moment liegt die Quote auf dem Nachwende-Rekordtief von 3,6 Prozent. Jüngst konnten wir ja bekanntlich darüber berichten, dass die Arbeitsagentur in Radeberg sogar auf Öffnungszeiten verzichten muss – es gibt einfach keinen Bedarf mehr dafür. Wenn das keine Schlagzeile ist?! Das Arbeitsamt hat in Radeberg keine Arbeit mehr …

Zu den vielen positiven Geschichten gehören natürlich auch die vielen Porträts von Menschen, die sich einbringen. Die sich für andere engagieren. Denn auch das macht das Leben im Rödertal lebenswert. In diesem Sommer zum Beispiel organisierte die Leppersdorfer Kita-Chefin Bärbel Kadar wieder den traditionellen Schwimm-Kurs für ihre Kita-Kinder im Radeberger Stadtbad. Auch das war ein Jubiläum, denn seit nunmehr ebenfalls 25 Jahren lernen die Leppersdorfer Kita-Kinder durch das Engagement von Bärbel Kadar schwimmen. Eine vermeintliche Kleinigkeit, die aber wirklich große Wirkung hat. Und die es eben auch verdient hat, öffentlich gewürdigt zu werden. Wie so viele andere auch, von denen in der Rödertal-SZ zu lesen ist.

Interessant ist natürlich auch, wie sich das Gesicht der Rödertal-SZ mit den Jahren veränderte. An jenem Oktobertag 1997 produzierte das Redaktionsteam um den damaligen Chef Reiner Hanke eine Ausgabe so ganz ohne Farbe. Äußerlich wohl gemerkt, inhaltlich war das Blatt durchaus farbenfroh. Denn gleich zum Start gab’s beispielsweise kritische Töne zum geplanten Abkoppeln des Bahnhofs Arnsdorf von der Strecke nach Neustadt/Sachsen. Und gleichzeitig wurde das neu gestartete Bürgerbüro im Radeberger Rathaus vorgestellt. Später kam dann auch optisch Farbe hinzu. Im Sommer 2006 zum Beispiel war so viel Farbe im Spiel, das heute Zeitungsleser Orientierungsprobleme haben dürften … Grüne Hintergrundkästen, sandfarben unterlegte Interviews, rote Themenzeilen. Heute strahlt das Layout angenehme Ruhe aus. Aber wer weiß, wie sich die Gewohnheiten demnächst entwickeln. Immer in Bewegung eben. Wie wir Journalisten auch. Vor Ort, ganz nah dran, authentisch. Das ist unser Ziel.

Mittlerweile gibt es die SZ ja auch nicht mehr „nur“ gedruckt. Auf „Totholz“, wie Einige ironisch Papier längst bezeichnen. Die SZ gibt’s im Internet. Die Rödertal-Ausgabe hat einen eigenen Facebook- und Twitter-Kanal. Aber sie liegt eben auch noch jeden Morgen druckfrisch auf den Frühstückstischen der Region um die Bierstadt. Jeden Tag ein Stück Geschichte. Jede Ausgabe wird zum Puzzle-Teil für ein spannendes Geschichtsbuch aus Radeberg und Umgebung. Ein Buch voller Geschichten – über Menschen, über Probleme, aber eben wie beschrieben auch über viel Erreichtes.

Es war also durchaus gut, dass es da Anfang Oktober 1997 ein bisschen Aufregung am Radeberger Markt gegeben hatte. Denn ausgerechnet am Markttag zirkelte ein fast 20 Tonnen schwerer Sattelzug die schmale Hauptstraße hinauf. Er parkte dann vorm Eingang zur Hausnummer 4; und die Mitarbeiter einer Möbelspedition luden dann Schränke, Tische und Stühle für die neue SZ-Lokalredaktion aus. Oben, im zweiten Stock, richtete sich dann die neue Redaktion ein. Und am 7. Oktober 1997 erschien dann die erste Rödertal-SZ. Seither gehören wir dazu. Als ein Teil des Rödertals.