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Ein spitzfindiger Wortakrobat

Der Autor U. S. Levin ist für seinen deftigen Humor bekannt. In Döbeln verrät er auch das Geheimnis einer glücklichen Ehe.

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© André Braun

Von Helene Krause

Döbeln. Lachsalven schallen immer wieder durch den Raum. In der Döbelner Stadtbibliothek lauschen die Besucher, meist Frauen, dem Schriftsteller U. S. Levin. Unter dem Motto „Sex vor zwölf“ liest er in der eineinhalbstündigen Veranstaltung kurze Geschichten aus seinen Werken. In allen seinen Büchern gestaltet Levin auf humorige Weise das Alltagsgeschehen und das Zusammenleben von Männern und Frauen. So können die Zuhörer erfahren, was passieren kann, wenn man ein anvertrautes Geheimnis weiter erzählt und es sich trotz der Versicherung, es keinem zu verraten, durch die „Stille Post“ in der Nachbarschaft ins Gegenteil verkehrt.

Mit spitzfindiger Wortakrobatik schildert er auch Szenen aus dem Eheleben. Weil er schnarcht, verbietet ihm seine Ehefrau das Biertrinken nach 15 Uhr und sie verordnet ihm statt des Alkohols ein großes Glas Buttermilch. Nach der nächsten Nacht ist sie noch fertiger als nach den Nächten zuvor. Geschnarcht hat ihr Mann trotz der Buttermilch. Doch nicht nur dass. Die reinigende Wirkung des Bierersatzes hat Levins Darmtrakt revolutioniert, so dass es im Schlafzimmer fürchterlich stank.

Auch die Tanzstunde bekommt ihr Fett weg und der Autor verrät das Geheimnis einer glücklichen Ehe. „Der Mann muss der Frau jeden Tag sagen, dass sie schön ist, auch wenn sie wie ein Lastwagen aussieht“, sagt er und: „Typen wie ich wachsen nicht auf Bäumen.“ Darauf antwortet sie: „Nein. Sie schwingen sich von Ast zu Ast.“

Schallend gelacht wurde auch bei der äußerst skurrilen Geschichte, von der Levin behauptet, dass sie einer wahren Begebenheit nachempfunden sei. Sein Freund Felix wünscht sich zum 50. Geburtstag eine Skiausrüstung. Deshalb bringt ihm jeder Geburtstagsgast einen Teil der Ausrüstung als Geschenk mit. Zu fortgeschrittener Stunde und unter der Einwirkung von erheblichen Alkoholmengen fordern die Gäste Felix auf, die Skiausrüstung anzulegen.

n voller Montur, mit Helm, Handschuhen, Skistiefeln und Skiern tritt das Geburtstagskind ins Treppenhaus. An der Treppe gelingt ihm die Wende nicht. Er verliert das Gleichgewicht und saust mit den Skiern die Stufen hinunter. Im selben Augenblick tritt eine Rentnerin, die im Haus wohnt, durch die Haustür. Sie wird von Felix umgeworfen und verletzt. Die Geburtstagsgäste rufen den Rettungsdienst. Bevor der eintrifft, räumen sie aus Angst, wegen gefährlicher Körperverletzung von der Polizei belangt zu werden, alle Spuren des Skiunfalls weg. Die Rettungssanitäter transportieren die alte Dame ab.

Als Levin und Felix am nächsten Tag die Verunglückte besuchen wollen, finden sie die Frau in keinem Krankenhaus der Stadt. Bei einem Anruf in der Notrufzentrale erfahren sie, dass die Verletzte in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Sie hatte den Rettungssanitätern erzählt, dass ihr beim Betreten des Hauses ein Skifahrer entgegen gekommen sei. Der Geburtstag war im Juli.

U. S. Levin hat zum ersten Mal in der Döbelner Bibliothek gelesen. „Ich bin sonst immer nur an der Stadt vorbeigefahren“, sagt er. Jetzt hat ihn die Leiterin der Bibliothek Kerstin Kleine eingeladen. Levin lebt in Markkleeberg und ist oft zu Lesungen in Ostdeutschland, aber auch in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern unterwegs. Bisher hat er zwölf Bücher veröffentlicht, darunter ein Kinderbuch. Der Name des gelernten Modelltischlers ist ein Pseudonym. Eigentlich heißt er Uwe Bauer. Das U steht für Uwe, das S für Siegfried, den Namen seines Vaters. Levin ist der Mädchenname seiner Frau.