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Ein Spender für Jennifer

Es gibt wahrscheinlich einen Spender. Trotzdem liegt vor dem leukämiekranken Mädchen aus Görlitz noch eine ungewisse Zukunft.

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© privat

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Am Montag kam der Anruf. „Es wurde ein Spender gefunden, wir sind gerade auf dem Weg nach Dresden“, sagte ein glücklicher André Peukert. Er ist der Vater der 16-jährigen Jennifer, die gerade gegen Leukämie kämpft.

In den vergangenen Wochen wurde in einer beispiellosen Aktion auf das Schicksal der Schülerin aufmerksam gemacht, um für eine Typisierungsaktion am 5. Dezember möglichst viele Menschen zu gewinnen. Es galt: Je mehr sich testen lassen, ob sie vielleicht Jennifers genetischer Zwilling sind, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass für die junge Patientin aus Görlitz oder andere Erkrankte tatsächlich ein Knochenmarkspender gefunden wird. Denn nur eine Knochenmarkspende kann ihr Leben retten. Die Wahrscheinlichkeit war dennoch nicht sehr hoch. Umso größer die Erleichterung jetzt. Da bekam Jennifer gerade wieder Bluttransfusionen, die seit ihrer Diagnose so wichtig für sie sind, damit ihr Körper besser mit Sauerstoff versorgt und wieder leistungsfähiger wird. Eine Frau könnte ihr nun das Leben retten. Mehr weiß die Familie noch nicht. Wie genau die nächsten Tage und Wochen verlaufen könnten, das sollten Jennifers Eltern am Montag in Dresden erfahren.

In Görlitz jedenfalls ist die Welle der Hilfsbereitschaft für die Familie ungebrochen. Vor allem dank der Initiative für Jennifer, die die Chefin von Jennifers Mutter ins Leben gerufen hat: Birgit Otto von der Pflegeeinrichtung Lebenswert. Kaum ein Geschäft oder eine Einrichtung in der Stadt, in der nicht Informationszettel und Spendendosen für Jennifer sind. Und auch am 19. Dezember gibt es wieder eine Aktion: diesmal im Modegeschäft Engelheym auf der Steinstraße, wo Bier und Glühwein zugunsten von Jennifer verkauft wird.

„Selbst wenn es jetzt einen Spender gibt, wird doch noch viel Geld benötigt“, sagt Birgit Otto. „Die Therapien beginnen ja erst richtig. Fahrt- und Übernachtungskosten für die Eltern kommen zusammen.“ Auch die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) ist auf Spenden angewiesen, denn jede der 1 100 Blutproben, die zur Typisierung am 5. Dezember abgenommen wurden, muss bestimmt werden. Pro Probe kostet das 40 Euro. Von den insgesamt nötigen 44 170 Euro sind inzwischen 9 450 Euro gespendet worden, sagte Stefanie Doss von der DKMS am Montag auf SZ-Nachfrage. Doch auch, wenn alles Geld noch nicht da ist: Sämtliche in Görlitz genommene Proben werden typisiert, versichert sie.

Mittlerweile sind es in Görlitz so viele Initiativen, dass Jennifers Eltern gar nicht mehr folgen können. So hatte André Peukert erst am Montag von der Weihnachtsbaumaktion für Jennifer gehört, die am Sonntag am Kunnerwitzer Bürgerhaus veranstaltet worden war – und zwar mit überwältigender Resonanz. Viele seien eigens nach Kunnerwitz zum Baumkaufen gekommen, weil sie gehört hatten, dass es für Jennifer sei. Insgesamt wurden 103 Nordmanntannen und Fichten verkauft. Jonas Pursche aus Kunnerwitz, ein junger Unternehmer, musste zweimal mit seinem Laster in Deutsch Paulsdorf bei Andreas Heyde Nachschub holen.

Durch Heydes Unterstützung konnte der Verein Kunnerwitzer Gemeinschaft fünf Euro pro Baum als Spende für das krebskranke Mädchen verwenden. Da viele Leute zusätzlich spendeten, so wie ein älterer Herr, der die 17 Euro für den Baum gleich mal auf 50 Euro aufrundete, kamen reichlich 600 Euro zusammen. Der Verein gab noch einmal 200 Euro dazu, so dass Jennifers Eltern nun 800 Euro bekommen sollen, wie Simone Drescher von der Kunnerwitzer Gemeinschaft sagte.

Jennifers Eltern ist es ein unbedingtes Bedürfnis, allen Danke zu sagen, die sie in diesen Tagen unterstützen. An erster Stelle steht Birgit Otto und ihre Familie, deren Engagement sie als riesig bezeichnen. „Dieses beispiellose Organisationstalent und die Aufopferung der Freizeit hat uns unbeschreiblich imponiert und mit größter Hoffnung erfüllt“, formulieren Jennifers Eltern in einer Danksagung, in der noch so viele weitere Menschen vorkommen. In erster Linie aber die DKMS und die 1 100 Menschen, die am 5. Dezember in der Annenschule waren.

DKMS-Spendenkonto: BIC DEUTDEDB110, IBAN DE61 1007 0848 0151 2318 05 Wer eine Spendenquittung benötig, trägt ins Betrefffeld bitte seine Anschrift ein.