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Ein seltenes Handwerk als Hobby

René Christoph aus Ninive repariert alte Rattanstühle. Das wissen Kunden aus ganz Deutschland zu schätzen.

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© Rafael Sampedro

Von Elke Schmidt

Ruppersdorf. „Das Flechten ist sehr zeitintensiv“, sagt René Christoph über sein Hobby. Einen ganzen Tag brauche er zum Beispiel, bis er eine einzige Sitzfläche fertig hat. Die zwei bis vier Meter langen Rattanstränge werden per Hand durch Löcher am Rand der Sitzfläche gezogen. Was sich einfach anhört ist, es nicht ganz. Besonders bei gebogenen Flächen oder komplizierten Lehnen müsse man wissen, wo man anfängt, sagt Christoph.

Es gibt verschiedene Muster wie das Achteckgeflecht, das auch Wiener oder Wabengeflecht genannt wird. Es ist das stabilste von allen und wird daher meist für Sitzflächen verwendet. Es gibt daneben noch andere Muster, wie das Sonnengeflecht, das an eine aufgehende Sonne erinnert oder das Schneeflockenmuster.

Das Durchziehen der Rattanstränge lässt ihn zur Ruhe kommen, sagt Christoph. Auch entstehe dabei etwas Sinnvolles und Handfestes. Spezielles Werkzeug braucht er nicht. Seine Hände, eine Schere, etwas Leim und manchmal eine Bohrmaschine, das reicht. Und obwohl er für das Arbeiten an sich kaum Platz benötigt, hat er seinen alten Schuppen zu einer Werkstatt ausgebaut, um die Möbel, die noch auf ihre Reparatur warten, unterbringen zu können.

René Christoph repariert nicht nur Stühle, sondern auch Sofas, Sessel, Schaukelstühle und sogar Heizkörperverkleidungen. Manche dieser Möbel bekommt er geschenkt, andere findet er irgendwo. Die möbelt er wieder auf und bietet sie zum Verkauf an. Es gibt auch Leute, die ihm gezielt ihre alten Stühle zum Reparieren bringen. Seine Auftraggeber kommen aus ganz Deutschland. Inzwischen macht er das seit acht Jahren und viele Kunden empfehlen ihn weiter.

Dabei ist das Reparieren von Stuhlgeflechten „nur“ sein Hobby, denn im Hauptberuf ist René Christoph Lokführer bei der Zittauer Schmalspurbahn. Zu dem ungewöhnlichen Handwerk kam der Ruppersdorfer eher zufällig. Eines Tages fand er einen Stuhl mit geflochtener Lehne. Der war zwar kaputt, aber seine Oma hatte genau solche zu Hause. Also nahm er den Stuhl mit. Kurze Zeit später bot die Volkshochschule einen Lehrgang „Stuhlgeflecht reparieren“ an. Er meldete sich an und lernte die Grundlagen. Das gefiel ihm so gut, dass er nach dem Kurs weiter machte. Nun wollte er es ganz genau wissen. Manches sah er sich bei anderen ab, wenn jemand diese Kunst zum Beispiel auf Handwerkermärkten vorführte, anderes bekam er durch Probieren heraus. Nicht zuletzt gibt es zwei Bücher zu dem Thema, die er beide besitzt.

Das Rattan bezieht der 53-jährige von einem Großhändler aus Hamburg, und der bezieht es direkt aus Indonesien, wo die Rattanpalme wächst. Das ist ein Klettergewächs, das über seine gesamte Länge immer den gleichen Durchmesser hat, was es für diesen Zweck ideal macht. Verwendet wird zum Flechten die Rinde der Palme.Die Außenseite des Rattan glänzt von Natur aus, was die fertige Arbeit edel aussehen lässt. Im Laufe der Zeit dunkelt es allerdings nach. Wenn alte Geflechte fast schwarz sind, ist das ein Zeichen dafür, dass es echtes Rattan ist. Erfunden wurde diese Art des Flechtens in China. Im 18. Jahrhundert kam es nach Europa, wo es in den Aufgabenbereich der Korbmacher fiel. Das ist auch heute noch so. In der Oberlausitz zum Beispiel kann man auch bei einem Korbmacher in Obercunnersdorf und anderen seine alten Stühle reparieren lassen.

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