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Ein Segen für Ottendorf

Vor 50 Jahren wurde die Neue Oberschule eröffnet. Dies löste viele Probleme im Alltag von Lehrern und Schülern.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Ottendorf-Okrilla. Als Werner Junitz am Dienstagmittag vor der Ottendorfer Oberschule steht, ist es nass und grau. Der erste Schnee in diesem Jahr hat die Schule und ihre Außenflächen in eine weiße Winterlandschaft verwandelt. „Es ist fast wie damals“, erklärt der Ortschronist der Gemeinde. Nur hätte damals die Sonne für einen perfekten Wintertag gesorgt. Doch an welchen Tag erinnert sich Werner Junitz in diesem Moment? Er denkt zurück an den 8. Januar 1967. Ein bedeutender Tag für die Großgemeinde Ottendorf-Okrilla. Denn an diesem Tag konnte die neue Oberschule feierlich eingeweiht werden. Sprich: An diesem Sonntag vor 50 Jahren.

Der 8. Januar 1967 in Ottendorf-Okrilla: Schuldirektor Heinz Böhm erhielt den goldenen Schlüssel. Bürgermeister Erhard Blania, rechts neben dem Schulleiter, durfte wenig später das Band vor dem Schuleingang durchschneiden.
Der 8. Januar 1967 in Ottendorf-Okrilla: Schuldirektor Heinz Böhm erhielt den goldenen Schlüssel. Bürgermeister Erhard Blania, rechts neben dem Schulleiter, durfte wenig später das Band vor dem Schuleingang durchschneiden. © Werner Junitz

Natürlich möchte die Schule, die derzeit unter der Leitung von Jana Noltemeier steht, dieses Jubiläum gebührend feiern. Mit einem großen Schulfest im Juni. Verschiedene Aktionen, wie eine Ausstellung zu 50 Jahren Schulgeschichte, sind geplant. Doch der eigentliche Geburtstag der Oberschule findet an diesem Sonntag statt. Grund genug, mal einen Blick auf die Geschichte der Bildungseinrichtung zu werfen. Diese kennt Werner Junitz vermutlich am besten. Schließlich hat er kurz nach dem 40-jährigen Jubiläum der Schule eine Chronik von den Anfängen bis zur Gegenwart veröffentlicht.

Und: Er war damals, am 8. Januar 1967, selbst vor Ort. War bei der Einweihung dabei, hat Fotos von der Schlüsselübergabe geschossen. Die original Einladung für diesen besonderen Tag hat Werner Junitz noch heute in seinen Unterlagen aufbewahrt. Doch warum interessiert sich der Ottendorfer konkret für die Schulgeschichte in der Großgemeinde? Das liegt vor allem daran, dass er unmittelbar betroffen war. In Cunnersdorf ging er selbst zur Schule, wurde anschließend Lehrer. 1966 ernannte man Werner Junitz mit gerade einmal 25 Jahren zum Schuldirektor. Allerdings nicht, wie viele jetzt vielleicht vermuten, in der neuen Oberschule. Stattdessen leitete er für acht Jahre die Geschicke in der alten Karl-Liebknecht-Oberschule, die sich in unmittelbarer Nähe zu dem Neubau befand.

Lehrer mussten pendeln

Mit der Einweihung der neuen Schule konnte in Ottendorf-Okrilla ein riesiges Problem gelöst werden. Denn zum damaligen Zeitpunkt gab es 850 Schüler in 28 Klassen. Für diese gab es nur 13 Unterrichtsräume in drei verschiedenen Schulgebäuden. Sprich: Lehrer mussten teilweise zwischen den einzelnen Gebäuden pendeln. Die Pausen reichten dafür gar nicht aus, sodass einige Lehrer zu spät zur nächsten Unterrichtsstunde kamen. Autos hatten die Lehrbeauftragten damals nicht. Hinzu kam, aufgrund der wenigen Klassenräume: Schichtunterricht von 7 Uhr morgens bis nachmittags 17 Uhr. Eine Zumutung für Lehrer und Schüler, erinnert sich Werner Junitz.

Doch dann kam der 8. Januar 1967 und erlöste die Ottendorfer von ihrem drastischen Raumproblem. In der voll besetzten Turnhalle gab es am Vormittag die Einweihungsfeier mit Festrede und musikalischem Programm des Staatlichen Orchesters Riesa. Gespielt wurden unter anderem Werke von Beethoven, Tschaikowksi und Mendelssohn. Dann folgte nach Angaben von Werner Junitz der eigentliche Festakt, dem schon hunderte Einwohner entgegenfieberten. Schuldirektor Heinz Böhm erhielt den goldenen Schlüssel und Bürgermeister Erhard Blania durchschnitt das Band vor dem Schuleingang. Anschließend strömten Eltern, Gäste und Schüler in das neue Haus, um sich die 20 Klassenräume, die sechs Fachkabinette unter anderem für Physik und Chemie, die Bibliothek und die modernen Sanitäranlagen anzuschauen. „Die waren damals wirklich ein Fortschritt. In den anderen Schulgebäuden hatten wir noch Plumpsklos. In den meisten Wohnungen gab es damals noch Plumpsklos“, erinnert sich Werner Junitz. Die Kosten für den Bau und die Ausstattung betrugen damals nach Recherchen des Ortschronisten drei Millionen DDR-Mark.

Blick in die Geschichte

Die Eröffnung der neuen Oberschule vor 50 Jahren war für Ottendorf-Okrilla also ein wahrer Segen. Kein Wunder, dass dieses Jubiläum groß gefeiert werden soll. Aus diesem Grund möchte die Sächsische Zeitung bis zum großen Fest im Juni auch in unregelmäßigen Abständen aus der Geschichte der Schule erzählen. Seien es Lehrer, die von der damaligen Situation berichteten oder Schüler, die sich an den Unterricht in den 60er Jahren zurück erinnern.